kleinenickSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Dezember 2022, Teil 5

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - Wie kam es zu dem Projekt?
Amandine Fredon:
Am Anfang stand die Idee, einen Dokumentarfilm zu machen, der Archivmaterial von Jean-Jacques Sempé und René Goscinny mit animierten Geschichten vom kleinen Nick verbinden sollte. Mit der Zeit verwandelte sich das Projekt und schließlich stand fest, dass wir den ganzen Film als Animation realisieren wollten. Es war sinnvoll in Anbetracht der Autoren und es erlaubte uns, die erste Animationsfilmadaption von Der kleine Nick zu schaffen.

Benjamin Massoubre:
Die Entwicklung und Finanzierung des Films, der das Leben der Autoren und die Geschichten von Der kleine Nick vereint, haben mehrere Jahre in Anspruch genommen. Ich bin erst im Frühjahr 2020 mit an Bord gekommen. Ich begann, gemeinsam mit Anne Goscinny das Drehbuch zu überarbeiten, mit dem Ziel, die Szenen, in denen die Lebensgeschichten von Sempé und Goscinny geschildert werden, weiterzuentwickeln und so möglichst viele biografische Details einzufügen. Gleichzeitig arbeiteten wir mit Fursy Teyssier und Juliette Laurent an der künstlerischen Gestaltung, überprüften die Stimmigkeit der Charaktere, der Ausstattung und der Farbauswahl.


Wie lief die Herstellung des Films ab?

Benjamin Massoubre: Mein Hintergrund liegt im Filmschnitt und dem Drehbuchschreiben, daher war es für mich einfacher, das Schreiben zusammen mit Anne Goscinny zu übernehmen. Und danach arbeiteten Amandine und ich zusammen, um die künstlerische Ausrichtung festzulegen und die notwendigen Entscheidungen in Bezug auf die Animation zu treffen.

Amandine Fredon: Bei einem Animationsfilm ist der Schnitt von entscheidender Wichtigkeit. Er wird im Voraus festgelegt, um zu vermeiden, dass die Teams Szenen animieren, die am Ende nicht verwendet werden. Bei der Bearbeitung kann man Drehbuchprobleme lösen, da man sofort erkennt, ob etwas funktioniert oder nicht.

Benjamin Massoubre: Deshalb habe ich auch viel mit den Storyboardzeichnern zusammengearbeitet, um den Rahmen des Films aufzubauen und ein Animatic, ein animiertes Storyboard, zu kreieren. Die Idee war, den gesamten Film durchzugehen und die Storyboard-Skizzen mit Stimmen, Klängen und einer Vorabversion der Musik zu versehen, um die genaue Dauer jeder Szene herauszufinden, bevor die endgültigen Animationen erstellt wurden.


Wie war es, an den Geschichten solch großer Namen zu arbeiten?

Benjamin Massoubre: Dieses Buch wurde von Generation zu Generation in so vielen französischen Familien weitergegeben. In meiner Familie las mein Großvater es meinem Vater vor, mein Vater mir und jetzt lese ich es meinen eigenen Kindern vor. Wenn man also an etwas arbeitet, das sich mit diesem Buch befasst, ist die Befürchtung gegeben, dass man überkritisch dabei beobachtet wird. Der einzige Weg für uns, diesem Druck standzuhalten, bestand darin, einen Film zu kreieren, der unsere aufrichtige Liebe für Der kleine Nick ausstrahlt. Wir wollten diese Autoren würdigen. Ziel war es, bei einer Hommage zu bleiben und einen gewissen respektvollen Abstand zu wahren, um nicht in Karikatur, reine Reproduktion oder Heiligenverehrung abzugleiten. Um dies zu tun, war es wichtig, so nah wie möglich an dem zu bleiben, was die beiden im Kern auszeichnete. Für den Begleitkommentar verwendeten wir oft ihre eigenen Worte aus Interviews, und für die Animation der Zeichnungen haben wir uns an Archivaufnehmen orientiert.


Dank Anne Goscinny hatten wir auch die Gelegenheit, uns die originalen Manuskripte und Zeichnungen von Der kleine Nick anzusehen. Die Möglichkeit, in einer virtuellen Welt eine taktile Beziehung zu den Dokumenten und Stiften ihres Vaters zu haben oder sich an seinen Schreibtisch setzen zu können, verschaffte dem Film eine zusätzliche emotionale Ebene. Diese Beziehung zur Berührung, zum Zeichnen mit der Hand, zum Tippen auf einer Schreibmaschine, zum Klang der Seiten, die durch die Luft segeln, diese physische Beziehung zur Schöpfung musste unbedingt ein integraler Bestandteil des Films werden.


Welche Bedeutung haben Sempé und Goscinny für Animationsprofis?

Amandine Fredon: Sempé und Goscinny sind echte Vorbilder, wenn es um Zeichnung und Stil geht. Für uns war das sehr ermutigend.

Benjamin Massoubre: Das stimmt. Es war nicht schwer, die Teams zu motivieren, denn viele der Künstler sind Fans von Sempés Werk. Und in der Tat ist der Einfluss von Goscinnys Arbeit auf das kollektive Unbewusste und auf den französischen Humor unbestreitbar. Daher war es umso spannender, durch die Biografie dieses Weltenbummlers, der seine Kindheit in Argentinien verbrachte und unter anderem in New York lebte, zeigen zu können, woher dieser Sinn für Humor kommt.


Waren Ihnen die Lebensgeschichten der beiden vorher bekannt?

Benjamin Massoubre: Ich dachte, ich würde mich besser auskennen als alle anderen, aber bei der Arbeit am Film, wurde mir klar, dass es eine Menge gab, das ich nicht wusste. Zum Beispiel erfuhren wir, dass Goscinny so viele Jahre außerhalb Frankreichs verbracht hatte, dass Paris auf ihn wie ein exotischer Ort wirkte, eine Stadt wie eine Fantasie.

Ebenso faszinierend war Sempés Lebensgeschichte. Er hat auf wundersame Weise die Benachteiligungen seiner Kindheit in Armut hinter sich gelassen, um dank seiner Veröffentlichungen im New Yorker an die Spitze der Illustrationswelt zu klettern. Das ist es, was ich an seiner Lebensgeschichte wirklich bewegend finde. Wir haben alles, was diesen Film ausmacht, aus ihrem persönlichen Leben genommen, obwohl bestimmte Dinge romantisiert wurden. Innerhalb dieser komplexen Struktur, in der die reale Welt der Autoren, die Welt der Schöpfung und die Welt von Nicholas kombiniert wurden, konnten wir eine zusammenhängende emotionale Erzählung aufbauen. Das Herzstück des Films macht das Schicksal dieser beiden Männer aus, die sich für den kleinen Nick diese erträumte Kindheit vorstellen und einen hellen, humorvollen, strahlenden Charakter erschaffen, um mit den Tragödien umzugehen, die sie beide als Kinder durchlebten. Für Goscinny war das die Shoah, und für Sempé war es die Gewalt seines Stiefvaters. Dieser Film erzählt eine Geschichte von Widerstandskraft und der Geburt einer Freundschaft.

Amandine Fredon: Es ist auch wichtig zu wissen, dass wir mitten in der Covid-Pandemie gearbeitet haben und dieser Kontext wahrscheinlich eine Rolle gespielt hat, weil wir wirklich einen Wohlfühlfilm machen wollten. Für uns war es wichtig zu zeigen, dass diese Künstler, bevor sie weltberühmt wurden, ernsthafte Schwierigkeiten hatten, ihre Kunst zu verkaufen und anerkannt zu werden, ohne das Handtuch zu werfen. Ihr Erfolg ist die Frucht einer lebenslangen Arbeit. Sie trafen die bewusste Entscheidung, angesichts von schwierigen Herausforderungen frohen Mutes zu bleiben und auf die guten Dinge des Lebens zu schauen. Die Fantasie des kleinen Nick und der Humor, den sie entwickelten, stellen eine Reaktion auf die Traumata des Lebens dar. Der Film vermittelt diese positive Botschaft.


Wie kam der visuelle Stil zustande?

Benjamin Massoubre: Es gibt zwei sehr unterschiedliche Universen im Film: Es gibt die Welt der Autoren und dann gibt es die Welt von Der kleine Nick. Für letztere wollten wir uns so genau wie möglich an Illustrationen aus den Originalbüchern halten, sowohl bei der Nachzeichnung der Linien als auch bei der Art und Weise, wie die Hintergründe nicht vollständig ausgearbeitet sind. Infolgedessen gab es zwei künstlerische Richtungen: Die auf den Illustrationen von Der kleine Nick basierende und eine zweite, die auf Sempés Illustrationsarbeit in anderen Büchern oder im New Yorker gründete, die bunter und weiter ausgearbeitet sind.

Es ist fast unmöglich, seinen Stil zu imitieren, weil er nie genau den gleichen kleinen Nick zeichnet, während man bei der Animation einen einzigen, gleichbleibenden Charakter beibehalten muss, der sofort erkennbar ist. Auch die ganze Poesie seiner Zeichnungen liegt in ihrem vertikalen Format und ein Film erfordert ein horizontales.

Amandine Fredon: Deshalb war es uns wichtig, Jean-Jacques Sempé unsere Zeichnungen zu zeigen, damit er sie absegnen konnte. Er wohnte den ersten Animationstests bei und wir haben ihm regelmäßig unsere Arbeit vorgelegt. Das führte zu einigen lustigen und bewegenden Momenten. Er war stolz darauf, dass ein ganzes Team seine Arbeit für die große Leinwand adaptierte.


Wie gelingt es, einen eigenen Animationsstil einzubringen, trotz Sempés Zeichnungen?

Benjamin Massoubre: Ich denke, man kann den eigenen Stil immer irgendwie einbringen. Auch wenn man seine Arbeit respektiert, gibt es einen großen Spielraum für kreative Manöver. Zum Beispiel beschlossen wir, wie Sempé viele Sprechblasen zu verwenden, um Nicholas' Gedanken zu zeigen. Das erlaubte uns, das Tempo der Szenen zu bestimmen, und es brachte etwas Poesie in Nicholas' Fantasien. Für die Welt der Autoren hatten wir viel Spaß, uns verschiedene Methoden auszudenken, wie die Rückblende in Paris, wo Sempé von einem Set zum anderen geht, wie in einem Musical.

Amandine Fredon: Eine Adaption verlangt einem viel ab, einerseits müssen die Prozesse der Animationstechnik beachtet werden, aber gleichzeitig darf man nicht den Respekt für die ursprüngliche künstlerische Arbeit aus dem Auge verlieren. In diesem Fall mussten wir die Farben kreieren, Figuren für die Autoren erstellen und die Orte nachvollziehen, an denen sie lebten, von Argentinien in den Zwanzigerjahren bis zum besetzten Paris der Vierzigerjahre. Der Film erzählt auch unsere kollektive Geschichte. Wir konnten uns nicht auf Goscinnys Büro und Sempés Werkstatt beschränken, weil wir zeigen wollten, dass sie ihre Inspiration aus ihren Reisen geschöpft haben. Um das zu erreichen, mussten wir sehr unterschiedliche Stimmungen erschaffen und das Publikum vielfältigen Emotionen aussetzen. Die Animationsteams unter der Leitung von Juliette Laurent waren in der Lage, die ideale Balance und die nötige Sensibilität zu finden, die wir brauchten, um den Charakteren Leben einzuhauchen.

Benjamin Massoubre: Das Gleiche galt für ihre persönlichen Interessen und Leidenschaften. So wollten wir, dass dem Publikum ein singender und tanzender Sempé begegnet, oder dass man sieht, wie er zu einem Konzert geht, weil Musik ein integraler Bestandteil seines Lebens war. Er spricht in fast allen Interviews über Musik, also war es unverzichtbar. Das Gleiche gilt für Goscinny, den Weltreisenden: Er war viel kosmopolitischer, als man sich vorstellen kann, und die Vision, die er von Frankreich hatte, ist keine konservative, weil er großen Respekt hatte vor den Unterschieden zwischen den Menschen. Obwohl heutzutage jeder auf Fettnäpfchen achtet, gibt es nur sehr wenige in Goscinnys Arbeit.

Amandine Fredon: In unseren Gesprächen mit Anne Goscinny kristallisierte sich immer mehr heraus, was für ein wichtiger Wegbereiter ihr Vater war, da er sich auf den Weg in die USA machte, um mit Autoren zu arbeiten, die später weltberühmt wurden, als amerikanische Comics gerade begannen aufzutauchen. Er erfand den Comic-Autor als Karriereoption, die es damals so noch nicht gab, und die Möglichkeit, dass die Künstler ihre eigenen Geschichten schreiben konnten. Er wurde Direktor des Comic-Magazins Pilote und war mit seinem Animationsstudio Idéfix ein Pionier in Frankreich im Bereich der Adaption von Comics für Animationsfilme.


War es wichtig, den Film audiovisuell von den Vorgängern abzusetzen?

Benjamin Massoubre: Diese Adaptionen waren für uns keine Referenz. Wir wollten so nah wie möglich an Sempés visuellem Universum bleiben und Goscinnys Form der Kurzgeschichten sowie seine Texte beibehalten. Die Geschichten sollten nicht künstlich ausgedehnt werden, um ein anderthalbstündiges Format zu erreichen. Der respektvolle Umgang mit der Originalarbeit der Autoren stand für uns im Vordergrund.


Die Bilder im Film werden wie die Seiten eines Buches umgeblättert.

Amandine Fredon: Es war uns wichtig, dem Publikum das Gefühl zu geben, in ein Buch hineingeworfen zu werden und ihm die Chance zu geben, die Magie von Der kleine Nick wiederzuentdecken. Aber weil die Originalzeichnungen schwarz-weiß sind, mussten wir eine breite Palette von Wasserfarben erfinden, um diese poetische, nostalgische Seite hervorzuheben und gleichzeitig dem Werk des Autors treu zu bleiben. Fursy Teyssier, unser künstlerischer Leiter, hat einige wunderbare Lösungen gefunden: Er kreierte einen Effekt, damit es so wirkt, als wären die Figuren auf Papier gemalt sowie eine Möglichkeit, die Charaktere auf natürlich wirkende Weise am Bildrand verschwinden zu lassen.

Benjamin Massoubre: Wir wollten über diese beiden künstlerischen Richtungen hinaus die verschiedenen Handlungsräume der Erzählung anhand von zwei unterschiedlichen Filmsprachen unterscheiden. Am Ende entspricht der Autorenteil einem klassischen Filmstil, mit vollständig ausgefülltem Bild, komplett farbig, mit Kamerafahrten, Nahaufnahmen usw. Und im Gegensatz dazu haben wir uns für den Abschnitt vom kleinen Nick auf sehr weitwinklige Aufnahmen beschränkt, die dem Buch entsprechen, auf unfertige Aquarellzeichnungen und auf eine papierartige Textur, die an Jean-Jacques Illustrationsarbeit im Buch erinnert. Auf diese Weise konnten wir von der Realität des Films, dem Leben der Autoren, zum Imaginären, dem Leben des kleinen Nick, übergehen.

Amandine Fredon: Dies erforderte zwei sehr unterschiedliche Techniken und zwei Arten der Inszenierung. Wir konnten zum Beispiel keine Nahaufnahmen vom kleinen Nick machen. Im Buch ist er oft ausgesprochen klein, verloren inmitten einer riesigen Landschaft, und eine Abkehr vom Stil hätte dem all seine Poesie genommen. Es ist nicht zufällig, dass sein Name Der KLEINE Nick ist, denn das ist sein primäres Merkmal. Das Gleiche gilt für seine Freunde. Wenn wir sie alle zusammen sehen, ist es dieser Schwarm kleiner Charaktere in diesen großen Räumen, in denen die Leere genauso wichtig ist wie alles andere.


Warum war es so wichtig, den kleinen Nick als Erzähler beizubehalten?

Benjamin Massoubre: Um den Originaltexten treu zu bleiben und die Geschichte durch die Augen eines Kindes nachzuvollziehen. Vor allem aber, um der Seele von René Goscinny so nah wie möglich zu bleiben. Denn es sind schließlich seine Worte, die diese beiden Universen miteinander verbinden.

Amandine Fredon: Wenn Nick in bestimmten Szenen als Gedankenbild auf dem Schreibtisch der Autoren erscheint, um sie zu befragen oder mit ihnen zu debattieren, dann deshalb, weil wir es für wichtig hielten, dass er niemals passiv ist. Für ihn war es wichtig, sich im Laufe des Films weiterzuentwickeln.

Benjamin Massoubre: Beim erneuten Lesen der Kurzgeschichten wurde uns klar, dass Nick sehr präsent war, denn obwohl er die Geschichte erzählt, ist er am Ende oft nur ein Betrachter der sich entfaltenden Ereignisse. Um ihn proaktiv zu machen, musste ihm eine Persönlichkeit und ein wenig mehr Seele verliehen werden: die eines fröhlichen, neugierigen kleinen Jungen.


Was war die größte Herausforderung bei dem Projekt?

Benjamin Massoubre: Die größte Herausforderung bestand darin, das richtige Tempo zu finden, um das Publikum in die Geschichte hineinzuziehen, auch wenn sie keine typische Erzählstruktur hat. Der Film bewegt sich Szene für Szene. Er ist ein bisschen wie ein Musical aufgebaut, mit Liedern und Tanznummern. Eine unserer Referenzen war In der Tat Ein Amerikaner in Paris. Wir mussten die beiden Erzählungen verknüpfen und die Szenen zusammenfügen, um Emotionen zu erzeugen. Die zweite Herausforderung bestand für mich darin, Farbe in die Welt vom kleinen Nick zu bringen, über das Rot hinaus, mit dem Sempé seinen Pullover verzierte. Wir begannen mit Sepia-Tönen im Stil der Fünfziger, aber das brachte nicht die strahlende Wirkung, die wir uns erhofften, also entschieden wir uns für lebendigere, kindlichere Farben.

Amandine Fredon: Es war nicht einfach, Szenen über das Leben der Autoren zwischen die acht Geschichten aus Der kleine Nick zu streuen und trotzdem eine logische Struktur beizubehalten. Um das zu tun, mussten wir uns viele kleine Tricks einfallen lassen, um die Übergänge so fließend und sinnvoll wie möglich zu gestalten. Die andere große Herausforderung bestand darin, einen visuellen Stil für die Charaktere von Goscinny und Sempé zu finden, der zu Sempés Zeichenstil passt. Seine Zeichnungen erwecken den Eindruck von Einfachheit, aber wenn man versucht, sie nachzuahmen, merkt man, wie schwierig dies ist. Seine Linien sind sehr pur aber stilisiert, und er zeichnet nur das Wesentliche. Um zu einem vergleichbaren Ergebnis zu kommen, mussten wir den gesamten Hintergrund einfügen und dann löschen. Es dauerte also eine ganze Weile, die richtige Balance zwischen Sempés Zeichnungen und unserer Interpretation zu finden.


Musik war sehr wichtig für Sempé. Wie kam es dazu, dieser im Film so viel Raum zu geben?

Benjamin Massoubre: Es geschah in mehreren Phasen. Während des Schnitts habe ich einige Demos erstellt und wir beschlossen, aus Jean-Jacques' Musikgeschmack zu schöpfen, insbesondere Michel Legrand, Paul Misraki, Duke Ellington und Claude Debussy hatten es uns angetan. Jazz passt einfach zur Geschichte, so wie auch Melodien aus dieser Zeit, die an Ray Ventura, Charles Trenet, Yves Montand und andere erinnern. In diesem Moment wurde uns auch klar, dass viele Ludovic Bource-Themen, wie die Musik, die er für The Artist komponiert hat, sehr gut für unseren Film funktionieren würden, also beschlossen wir, ihn zu kontaktieren. Wir hatten das Glück, viele hochkarätige Künstler wie ihn für unser Projekt gewinnen zu können.

Amandine Fredon: Seine Musik ermöglichte es, die Nostalgie für das Saint-Germain der Fünfziger- und Sechzigerjahre zu vermitteln und direkt in diese Zeit einzutauchen. Aber es verschaffte dem Film auch eine moderne, lebendige Dimension. Wir brauchten Freude sowie Energetik, und es war großartig, sich zwischen diesen beiden Zuständen frei hin und her bewegen zu können. Benjamin und Ludovic investierten viel Zeit, um die Musik für den Film zu perfektionieren, und das Ergebnis ist unglaublich.



ÜBER DIE FILMEMACHER

Amandine Fredon (Regie) kam durch das Zeichnen zum Kino. Nach ihrem Kunststudium wandte sie sich der Animation zu und arbeitete etwa fünfzehn Jahre lang hauptsächlich im Folimage-Studio in Valencia. Fredon ist spezialisiert auf die Produktion von Zeichentrickserien für das Fernsehen: C'est bon mit Jean Pierre Coffe, Ariol nach den Comics von Emmanuel Guibert und Marc Boutavant, Tu mourras moins bête die Adaption von Marion Montaignes Büchern für Arte sowie ein Werbespot aus den Büchern Lucrèce von Anne Goscinny und Catel.

Filmographie (Auswahl)

Jahr Filmtitel
2022 DER KLEINE NICK
2017 Wer nicht fragt, stirbt dumm! 2013 C’est bon
2009 Ariol


Benjamin Massoubre (Regie) entdeckte den Reichtum und die in den Kinos des Clermont Ferrand Kurzfilmfestivals. Aus diesem Interesse wurde schnell eine Leidenschaft, später eine Berufung. Nach dem Schnittstudium war Massoubre Assistent bei vielen Filmen und Live-Action-Werbespots, bevor er schließlich im Animationsbereich arbeiten konnte. Zuerst als Schnittassistent und dann als Cutter bei verschiedenen Serienprojekten, bevor er bei prestigeträchtigen Spielfilmen wie Tout en Haut du Monde und Calamity von Rémi Chayé, The big bad fox von Benjamin Renner und Patrick Imbert, Little Vampire von Joann Sfar, I lost my body von Jérémy Clapin oder Der Gipfel der Götter von Patrick Imbert als Cutter fungierte.

Filmographie (Auswahl)
Jahr Filmtitel Regie

2022 DER KLEINE NICK FREDON & MASSOUBRE

Foto:
©Verleih

Info:
Der kleine Nick erzählt vom Glück (Frankreich, Luxemburg 2022) 
Genre: Animation, Biographie, Familie, Komödie, Abenteuer 
Regie: Amandine Fredon, Benjamin Massoubre
Drehbuch: Anne Goscinny, Michel Fessler
Nach dem Werk von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé
Originalsprecher: Alain Chabat, Laurent Lafitte, Simon Faliu u.a.
Verleih: LEONINE Distribution GmbH