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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2023 02 10 um 20.51.26Serie: Wiedergesehen, Wiedergelesen, Wiedergehört, Teil 11

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Das ist keiner von den Filmen mit Knalleffekt, sondern ein eher leiser, bewegender Film, der einem Ruhe gibt und die Gewißheit, daß man selber sehr genau spürt, was zu tun richtig ist und was nicht. Das kann man heute leicht sagen, weil in der Regel nichts auf dem Spiel steht, aber für die Zeit der Besetzung großer Teile Frankreichs durch die Nazis ab 20. Juni 1940 bis 25. August 1944, konnte jedes falsche Wort den Tod bedeuten.

Doch diese Welt liegt dem jungen Hirten Jo (Noah Schnapp) völlig fern, der in den französischen Pyrenäen vom Krieg lange nichts mitbekommt und froh seine Arbeit macht, die Schafe seines Opas (Jean Reno) auf die Wiesen den Berg hoch zu treiben, sich um die zu kümmern. Doch dann trifft er im Wald auf jemanden, der seltsam reagiert, was ihm fremd ist. Doch eines Tages erzählt ihm Benjamin (Frederick Schmidt), warum er sich vor den deutschen Besatzern verstecken muß und was er hier tut. Er ist Jude und auf der Flucht nach Spanien über die Pyrenäen ist ihm seine kleine Tochter abhanden gekommen, die er nun sucht.

Inzwischen sind die deutschen Soldaten auch in diese verschlafene Gegend gekommen und Jo lernt zu verstehen, was hier los ist, wen er beschützen muß und wie er sich verhalten muß, damit niemandem etwas passiert. Denn über die Zeit haben die Bauern Judenkinder in die Berge gebracht, sieben sind es derzeit, als mit den deutschen Soldaten die Angst einzieht. Und nun geschieht in dem Film etwas, was in solchen Filmen selten ist: die deutschen Soldaten werden differenziert dargestellt. Da gibt es einen, dem man anmerkt, daß er die anderen vor allzu genauem Hinschauen abhalten will.

Wie wichtig sein Einfluß ist, zeigt sich in einer Szene ganz besonders. Jo ist mit dem Opa und anderen mit den Schafen nach oben zur Hütte gegangen, worin die Kinder atemlos an der Wand stehen, voller Angst, was passieren wird. Da muß einer der Jungen husten, was man draußen deutlich hört, zumal gerade dieser Soldat nahe am Fenster steht. Jo ist geistesgegenwärtig und hustet sich die Seele aus der der Brust, damit alle denken, daß er dieser Huster war. Schnell gibt der deutsche Anführer die Order, sich Richtung Dorf zurückzubewegen. Als Zuschauer atmet man auf, aber es wäre sehr unrealistisch, wenn immer nur alles gut geht.

Und so bricht für Jo und die anderen eine Welt zusammen, als der Vater, der endlich seine kleine Tochter gefunden hatte, entdeckt wird und von den Deutschen mit der Tochter ins Lager kommt, von dem man fürchtet, daß beide es nicht überleben werden, denn auch aus Frankreich werden viele in großem Stil in die KZ-Todeslager gebracht.

NUR EIN EINZIGES LEBEN verfilmt das Buch „Waiting for Anya“, das sehr viel genauer das Leben und die Angst jüdischer Kinder und aller um sie herum schildert. Der Film hat seine Stärke in seinen Darstellern, weil – sehr ungewöhnlich – mehrere Rollen durch berühmte Schauspieler besetzt sind. So ist neben Jean Reno auch Anjelica Huston dabei und Thomas Kretschmann, die dem Film Kontur geben.
Das muß wettmachen, daß man manchmal den Eindruck hat, daß der Film sich nicht weiterbewegt, irgendwie auf der Stelle tritt. Und am Schluß kommt dann auch noch Anya, auf die alle warten.

Foto:
Umschlagabbildung

Info:
Regie: Ben Cookson
Darsteller: Noah Schnapp, Jean Reno, Thomas Kretschmann, Anjelica Huston, Elsa Zylberstein, Frederick Schmidt
Originaltitel: Waiting for Anya
Produktionsjahr/Land: UK/B 2020
Genre: Drama
Filmlänge: DVD ca. 105 Minuten
Tonformat: DVD Deutsch & Englisch DD 5.1
Bildformat: DVD: 1,78:1 (16:9)
FSK: 12
Ab 11. März 2021 als DVD und Blu-ray
Artikelnr.:303440
EAN:4009750303443.