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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Oktober 2014, Teil 1

Margarete Frühling

München(Weltexpresso) –Pride ist ein leidenschaftlicher und liebenswerter Film. Er spielt 1984 - in der Zeit als Margret Thatcher Großbritannien regierte und die Minenarbeiter gegen Zechenschließungen streikten und es dazu kam, daß Bergarbeiter und Schwule Hand in Hand arbeiteten.

 

Pride

Der Student Joe (George MacKay) möchte bei einer Schwulendemonstration in London seine neue Kamera ausprobieren. Er bekommt gegen seinen Willen, da er sich zu Hause noch nicht als schwul geoutet hat, ein Plakat in die Hand gedrückt und landet dadurch in Gethin's (Andrew Scott) Buchladen. An diesem Abend hat Mark Ashton (Ben Schnetzer), ein sozialistischer Schwulen-Aktivist und Mitglied der kommunistischen Partei Großbritanniens, die Idee eine Gruppe zur Unterstützung der streikenden Bergarbeiter zu gründen. Die Gruppe LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) entsteht und sammelt Geld in bunten Plastikeimern, um dies den Bergarbeitern zukommen zu lassen.

 

Hier fangen allerdings die Probleme an, da die angesprochenen Bergarbeiter das Geld von "Perversen aus der Großstadt" nicht annehmen wollen. Nach vielen Telefonaten landen sie im keinen Ort Onllwyn in Wales. Der örtliche Gewerkschaftsführer Dai (Paddy Considine) besucht die Unterstützer in London und lädt die bunte Truppe zu sich ein.

 

Mark und seine Freunde fahren in ihrem auffälligen Kleinbus nach Wales, dabei sind u.a. der Schauspieler Jonathan (Dominic West), Jeff (Freddie Fox), Mike (Joseph Gilgun), die etwas vorlaute Lesbe Steph (Faye Marsay) und Joe, der seinen Eltern erzählt hat, dass er zu einem Seminar der Uni fahren will. Der Waliser Gethin bleibt dagegen in London zurück.

 

In Wales werden sie freundlich von Dai begrüßt. Allerdings haben die übrigen Bewohner etwas Probleme. Das ändert sich erst als Jonathan die Frauen, u. a. Hefina (Imelda Staunton) und Sian (Jessica Gunning) zum Tanzen auffordert. In dieser Nacht bieten aber nur Dai und seine Frau den Londonern eine Übernachtungsmöglichkeit - alle campen im Wohnzimmer. Nach und nach bricht aber das Eis, so dass eigentlich nur noch die Schwägerin von Cliff (Bill Nighy), der sich im Laufe des Films outen wird, und ihre Söhne Gegner der Londoner sind.

 

Als Mark erfährt, dass der Wagen der Bergarbeitergewerkschaft nicht mehr fahrtüchtig ist, organisieren sie einen neuen Kleinbus mit LGSM-Signet, mit dem Hefina stolz durch Wales fährt. Die Frauen kommen auch auf Einladung der Gruppe nach London und besuchen mit ihnen schwule Bars. Hefina erreicht es auch, dass Gethin, der nach seinem Outing nicht mehr mit seiner Mutter gesprochen hat, diese in Wales besucht. Als er später allein Geld sammelt und dabei zusammengeschlagen wird, werden sowohl seine Mutter als auch die walisischen Freunde ihn im Krankenhaus besuchen kommen.

 

Da sich der Streik in die Länge zieht und mit immer härteren Mitteln geführt wird, organisiert die LGSM in London ein Benefizkonzert - "Pits & Perverts", zu dem sich eine große Gruppe aus Onllwyn nach London aufmacht. Genau an dem Wochenende soll in Wales darüber abgestimmt werden, ob die örtliche Bergarbeiter-Gewerkschaft wirklich mit Homo-Aktivisten in Verbindung gebracht werden möchte (wobei natürlich der Termin im letzter Minute noch geändert wird, so dass die Aktivisten nicht rechtzeitig aus London zurück sind).

 

Der Freundschaft zwischen den Walisern und den LGSM-Aktivisten schadet das aber trotz allem nicht. Als im nächsten Jahr eine große Schwulen-Parade in London stattfindet, nehmen die walisischen Bergarbeiter und ihre Familien daran teil, dadurch ist Marks Gruppe die Größte und wird die Demonstration anführen.

 

Der Film hat einen politischen Unterton, der aber nie zu sehr in den Vordergrund gestellt wird - anders als Billy Elliot im Jahr 2000, der während des gleichen Streiks spielt. Auch das Thema AIDS, das ja zu dieser Zeit gerade anfing, Aufmerksamkeit zu erregen, wird nur am Rande gestreift (Jonathan erzählt den walisischen Freunden, dass er als einer der ersten in England gegen AIDS behandelt worden sei). Im Abspann erfährt man allerdings, dass Mark Ashton am 11. Februar 1987 an AIDS gestorben ist.

 

Insgesamt hat Regisseur Matthew Warchus einen leidenschaftlichen und liebenswerten Film über die Thatcher-Zeit und die Probleme von Minderheiten gedreht. Er ist warmherzigund witzig,mit tollen schauspielerischen Leistungen. Er feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2014 und gewann dort die Auszeichnung Queer Palm Award. Es ist zu hoffen, dass er nicht nur auf schwul-lesbischen Film-Festivals gezeigt wird, sondern dass er auch in den normalen Kinos viele Zuschauer finden wird.

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Foto:

Mark (Ben Schnetzer), Mike (Joseph Gilgun), Steph (Faye Marsay), Jeff (Freddie Fox) und Joe (George Mackay) sammeln mit bunten Eimern für die Kumpel.

Copyright: Senator Film Verleih