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Kategorie: Film & Fernsehen

Lida Bach

 

„Die mit ihren idiotischen Seemannslieder und ihren albernen Hüten und ihrem endlosen vermaledeiten Gejohle!“ Die, die Königin Viktoria zu Beginn der cineastischen Kaperfahrt von Animationskünstler Peter Lord verflucht, sind der „Haufen schräger Typen“ die aus den britischen Aardman Studios Kurs auf die Weltleinwände nehmen. Dort sind der Kapitän (Stimme: Hugh Grant), und die Crew aus dem mit dem Schal (Martin Freeman), dem mit Gicht (Brandan Gleeson), dem Albino (Russell Towey) und dem überraschend kurvigen (Ashley Jensen) des grandiosen Seemannsgarns hinter dem Gleichen her wie auf den sieben Meeren.

 

Reiche Beute? Das wäre vielleicht so, wenn der tollkühne Titelfiguren-Trupp aus der Animationsschmiede der Disney Studios kämen, anstatt aus der von „Wallace & Gromit“. Doch das mit mindestens soviel Hingabe zu versponnenen Charakteren und versteckten Feinheiten wie künstlerischem Geschick animierte Puppentrickfilm will die „Trophäe für den Piraten des Jahres“. Um den zu erlangen müssen Schrecken der Meere gegen ebensolche in Gestalt der Konkurrenz Cutlass Liz (Salma Hayek) und Black Bellamy die Säbel zücken. Schlimmstes aller Seeungeheuer ist jedoch die Queen, die beim Halsabschneiden noch schneller ist als der Kapitän und seine Mannschaft. Zu letzter zählt auch der vermeintliche Piratenpapagei Polly, in dem ein gewisser Forschungsreisender namens Darwin (David Tennant) das letzte Exemplar einer ausgestorben geglaubten Art entdeckt.

 

Im metaphorischen Sinne sind das auch die Filmhelden: altmodische Freibeuter-Ideale und Prototypen einer Abenteuerromantik, die im 19. Jahrhundert schon im Reich alter Schmöker versunken war. Den funkelnden Mythenschatz hebt die temporeiche Burleske mit selbstironischer Finesse sowohl für kindliches als auch erwachsenes Kinopublikum. „Gut Rot Ale“ steht auf dem Aushängeschild einer als eines der überfließenden geistreichen Details liebevoll in die Hintergründe eingewebten Spelunke. Nicht von ungefähr klingt das verdächtig nach cutthroat-tale, einem Halsabschneidermärchen, wie es auch das mit doppelbödigem historischen Kolorit und gewitzten Gegenwartsanspielungen gespickte 3D-Abenteuer ist.

 

Oneline: „Wir lachen der Gefahr ins Gesicht!“- Auf der Leinwand und davor.