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Kategorie: Film & Fernsehen

Lida Bach

 

„Letztes Jahr hatte Christian erwogen, sich zu erschießen.“ Keine Angst, so ernsthaft geht es nicht zu in dem komödiantischen Beziehungsspiel von Ole Christian Madsen. Der Hintergrunderzähler, der die profanen Unterfangen des bis zum Hals in der Midlife Crisis steckenden Weinhändlers Christian (Anders W. Berthelsen), dessen bis zum Hals in der Scheidung steckenden Noch-Ehefrau Anna (Paprika Steen) und beider bis zum Hals in einer infantilen Identitätskrise steckenden Sohnes Oscar (Jamie Morton) erläuternd begleitet, beginnt mit einer gnadenlosen Präzisierung der Gefühlsmarotten des Protagonisten-Trios.

 

„Eigentlich war Christian nur schlechtgelaunt. Und wer könnte ihm das verdenken?“ Sicher niemand, der als Kinozuschauer in Madsens realitätsferner Romanze gefangen ist. Der Selbstmord wurde nur „erwogen, denn eigentlich war Christian nicht so dramatisch veranlagt.“ Letztes gilt augenscheinlich auch für den dänischen Drehbuchautor und Regisseur, der den ebenso beschaulichen wie belanglosen Sommerfilm zwischen Pauschalparodie von Ehezwistigkeiten und Gemeinplätzen über Scheidungen und erste Liebe mit einem Ensemble leidlicher Darsteller gleichgültig herunter spult. Das titelgebende Fußballspiel, in dem Annas neuer Partner Juan Diaz (Sebastian Estevanez) als Mittelfeldstürmer die Hauptrolle spielt, und auf dramaturgischer Ebene Annas Ex-Partner Christian - oh, Tiefsinn - scheint eine unfreiwillige Anspielung auf die Banalität des filmischen Themas, das ein „Superclassico“ nett aufbereiteter cineastischer Abgedroschenheiten ist.

 

„Haben denn hier alle Klischee-Pillen geschluckt?“, ruft Anna verzweifelt. Ja, haben sie, nicht nur die gekünstelten Figuren, sondern auch die Kameras, die Buenos Aires als sonniges Postkartenpanorama zeigen, wo selbst auf der Straße ausgeraubt zu werden dank der höflichen Ganoven das reinste Vergnügen ist. Der Vorgang wirft ein enthüllendes Licht auf die beiläufige Beraubung des Zuschauers, dem das dröge Unterhaltungswerk am Ende Eintrittsgeld und Lebenszeit geklaut hat. Die Antwort des Hauptcharakters auf Annas Frage nach der schlechten Stimmung bringt die Inhaltsleere auf den Punkt: „Wenn sich Leute scheiden lassen ist die Stimmung selten gut.“ Wohl war.

 

Oneline: Erste Liebe und späte Triebe im Sonnenschein von Buenos Aires.