Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. Juni 2016, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 1814 in Edo, dem heutigen Tokio: In der dicht besiedelten Stadt lebt Tetsuzo, unter dem Künstlernamen Katsushika Hokusai. Die Straßen sind voll von Adligen, Kaufleuten, Bauern Kurtisanen, Samurai und auch übernatürlichen Erscheinungen. Hokusai arbeitet unermüdlich und nutzt sie alle als Modelle für seine Arbeiten.

 

Inzwischen ist er Mitte 50, hat einen Hang zum Sarkasmus und neigt zu Wutausbrüchen.

Die 23jährige O-Ei ist Hokusais dritte Tochter aus seiner zweiten Ehe. Sie hat das Talent ihres Vaters zum Malen geerbt. Sie assistiert ihm nicht nur, sondern malt auch Bilder selbständig, die sie allerdings mit seinem und nicht mit ihrem Namen signiert. Sie weiß, dass sie nur so Geld mit ihren Werken verdienen kann. Besonders gerne malt sie Bilder von Kurtisanen und anderen Frauen.

An häuslichen Arbeiten hat sie kein Interesse. Sie sorgt sich allerdings um ihre jüngere Schwester O-Nao, die blind ist und deshalb von ihrem Vater nicht gerade gerne gesehen wird. Sie erkennt, dass ihre kleine Schwester die Welt, die O-Ei ihr zeigt, auf eine andere Art wahrnimmt; sie hört, fühlt und riecht genauer als andere Menschen. Es macht O-Ei Freude, ihrer Schwester O-Nao die Welt zu zeigen, bis eines Tages das Schicksal zuschlägt....


Der Regisseur von "Miss Hokusai" ist Keiichi Hara. Hara ist ein Verfechter der traditionellen handgemalten Animation. Dies hat er auch - außer bei den Straßenszenen - in diesem Film beibehalten. In dem Film verschmelzen die modernen Bilder der Animatoren mit bekannten historischen Werken Hokusais und anderer japanischer Holzschnitt-Künster.

Allerdings ist bis heute strittig, wie groß wirklich der Anteil O-Eis an Hokusais Spätwerken ist. Dazu kommt, dass über O-Eis Leben nicht allzu viel sicher bekannt ist. Der Film beruht auf der japanischen Manga-Serie Miss Hokusai (jap. Sarusuberi, 1983 - 1987), die von Hinako Sugiura geschrieben und illustriert wurde. Der Regisseur hat sich vor allem in seiner Interpretation auf diese Mangas bezogen.

Im Film wird die Figur von "Miss Hokusai" als selbstbewusste junge Frau und eigenständige Künstlerin gezeichnet.

Insgesamt gibt der Film ein atmosphärisch dichtes Bild der Edo-Zeit in Japan und einer ungewöhnlichen Frau. "Miss Hokusai" ist besonders für Freunde von Anime absolut sehenswert.

Foto: O-Ei und ihre kleine Schwester O-Nao © AV Visionen

Info:
Miss Hokusai (Japan 2015)
Originaltitel: Sarusuberi
Genre: Animationsfilm
Filmlänge: 93 Minuten
Regie: Keiichi Hara
Drehbuch: Miho Maruo
Verleih: AV Visionen
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 16.06.2016