Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. August 2016, Teil 6 

Aus dem Filmheft

Berlin (Weltexpresso) – Nachdem die Redaktion erst einmal angefangen hatte, sich mit der Figur des Jason Bourne intensiver zu beschäftigen, stapelten sich die Bücher von Robert Ludlum und Mitschreiber, die Filme auch. Dazu kommt noch mehr. Zuerst aber das, was das offizielle Filmheft zum anlaufenden fünften Film über Bourne zu sagen hat. Die Redaktion

In der Welt der Action-Choreographie, Verfolgungsjagden und verschachtelter Wendungen haben die Bourne-Filme mit ihrer innovativen Struktur und Geschichten einen neuen Standard für ein ganzes Genre gesetzt. Seit fast 10 Jahren hat sich das Publikum von Greengrass und Damon gewünscht, dass sie sich für ein weiteres Kapitel der Reihe erneut zusammen tun, das zu gleichen Teilen aus Intellekt, Spionage und Action besteht.
Viel hat sich in der Welt getan, seit der Agent Jason Bourne am Ende von „Das Bourne Ultimatum“, der 2007 in die Kinos kam, verschwand. Doch dies ist exakt der Zeitraum, der für seine Rückkehr benötigt wurde. Die Filmemacher hatten lange nach gesellschaftspolitischen Ereignissen gesucht, die Bourne die richtige globale Bühne bieten würden, um seine Geschichte weiter entwickeln zu können und diese Ereignisse begannen sich 2014 abzuzeichnen.
 
Produzent Frank Marshall, der seit dem ersten Film an Bord des „Bourne“-Teams ist, sagt: „Letztendlich haben wir eine Geschichte gefunden, die aktuell ist und Bournes Rückkehr begründet. Paul, Matt und der ganze Rest von uns haben viele mögliche Geschichten diskutiert und landeten schließlich diesen Treffer. Eines der Dinge, über das wir uns am meisten Gedanken gemacht hatten, war nicht nur einen weiteren Film zu machen oder ein Sequel zum letzten „Bourne“, wir wollten ihn auch in eine relevante Welt transportieren, die uns dazu inspirieren würde eine neue Geschichte zu erzählen.
 
Jeder glaubte, dass die Welt sich genügend verändert hatte, so dass wir eine heutige Geschichte erzählen könnten, die widerspiegelt, was aktuell passiert“, so der Produzent. „Diese Reihe liegt mir besonders am Herzen, weil ich von Anfang an dabei war, als wir den Keim dieser Idee von Robert Ludlums erstem Buch nahmen – es war eine Geschichte aus dem Kalten Krieg – und sie in die Welt des 21. Jahrhunderts überführten. Es ist ziemlich aufregend für mich auch am fünften Teil beteiligt zu sein, der ebenfalls eine hohe Relevanz besitzt und zu wissen, dass die Kinogänger noch immer wissen wollen, wie es mit Bourne weiter geht.“
 
Produzent Gregory Goodman sagt, dass das, was Greengrass und sein langjähriger Mitarbeiter, Christopher Rouse, in ihrem Drehbuch erschafft haben, nicht nur zeitgemäß ist, es treibt die Geschichte auch vorwärts: „Ich glaube, dass es eine sehr gute Sache war zu warten, denn dadurch können wir mit dem Film sehr viel ernstere Probleme ansprechen und ehrlich zu sein. Ein großer Teil der Paranoia und Bedenken, die in den vorherigen Filmen thematisiert wurden, erscheinen in einer post-Snowden und einer WikiLeaks-Welt beinahe als naiv im Vergleich zu dem, womit wir es heute zu tun haben – abgesehen von dem Gefühl, dass es eine geheime Regierung geben mag, die abgekoppelt von der Bevölkerung agiert. Was ich überzeugend finde ist, dass selbst die sogenannten bösen Jungs nachvollziehbare Argumente haben. Als Bürger ist mir auch abseits dieses Films klar, dass wir als Gesellschaft schwierige Entscheidungen treffen müssen darüber wie wir unser Bedürfnis nach Sicherheit mit unserem Bedürfnis nach Transparenz und Privatsphäre miteinander in Einklang bringen. Dieser Film berührt diese Frage, jedoch im Rahmen eines adrenalingeladenen Actionfilms.“
 
Auf die anhaltende Popularität des Charakters angesprochen, den er zum Leben erweckt, sagt Matt Damon: „Wir lieben ihn genauso wie alle anderen auch, weshalb wir nicht den Karren vor das Pferd spannen wollten und einen weiteren ‚Bourne‘-Film machen wollten, bevor wir eine gute Geschichte dafür hatten. Im Grunde haben wir nur darauf gewartet dass sich die Welt ein wenig verändern würde. Paul und ich haben das Projekt immer wieder diskutiert und das einzige, was ich immer sagte war, dass ich es tun würde, wenn er es würde. Wir haben uns ständig über Projekte unterhalten und in der Zwischenzeit einen anderen gemeinsamen Film gemacht. Es scheint mir, als ob wir alle paar Monate ein Gespräch über ‚Bourne‘ hatten, aber bis vor etwa 18 Monaten schienen wir nicht weiter zu kommen.“
 
Zuerst galt es die offensichtliche Frage zu klären: „Wo war Bourne die ganze Zeit?“. In „Ultimatum“ wird gesagt, Bourne verschwindet Ende 2004. „Was hat er die zwölf Jahre gemacht und wie sieht sein Leben nun aus?“, so Damon. „Das war die größte Frage, die wir beantworten mussten und sobald wir das hatten, fiel alles andere automatisch auf seinen Platz.“
 
Die Filmemacher geben zu, dass es das Bedürfnis der Fans war zu sehen wie es weiter geht, das eine große Rolle für den neuesten Teil gespielt hat. Aber es sind auch die Popularität des Hauptdarstellers und des Charakters, die eine wesentliche Rolle spielten. Regisseur Greengrass erklärt: „Bei einem ‚Bourne‘-Film ist es wie mit einer Familie. Es kommen alle zusammen. Ich liebe das. Ich glaube, die meisten Leute haben nicht daran geglaubt, dass es passieren würde, aber es ist passiert. Es ist ein bisschen wie wenn eine Rockband wieder auf Tour geht und ein paar neue Songs zusammen mit einigen Klassikern spielt.“
 
Alle waren sich einig, dass Damons guter Wille, einen weiteren Film in der Reihe zu drehen, mit seinen einzigartigen Qualitäten als Schauspieler und Menschenfreund zu tun hat. Goodman weist darauf hin, dass „Matt sehr gut darin ist Bourne ‚Jedermann‘ dazustellen, diesen Protagonisten, der in diese Situation gestolpert ist und nun darum kämpft die Wahrheit aufzudecken. Außerdem glaube ich, dass die Körnigkeit und der Realismus des Films im Gegensatz zu anderen Filmen in diesem Genre steht, weshalb er den Zuschauern das Gefühl gibt, etwas mit mehr Gewicht zu sehen. Dieses fast dokumentarische Gefühl und der Bezug, den man zu Matt herstellen kann, sind überzeugend und führen dazu, dass sich die Zuschauer interessieren.“
 
Ohne eine fesselnde Handlung, in der die Charaktere aufgehen können, würde „Bourne“ sowohl filmisch als auch anderweitig irrelevant sein. Damon merkt dazu an: „Das ganze Konzept dieser vierten Arena der Cyber-Kriegsführung und dem, wofür Technologie eingesetzt wird, ist deutlich im öffentlichen Bewusstsein – es geht um unser digitales Leben, unsere bürgerlichen Freiheiten, in welchem Maße wir überwacht werden. Dies ist die neue Welt, in der sich Bourne wieder findet.“
 
Während der Thriller aktuelle politische Themen anspricht, beschleicht die Zuschauer sicherlich ein Gefühl von Zynismus und Müdigkeit bei dem Gedanken wen wir damit betrauen die Welt für uns am Laufen zu halten. Goodman erklärt: „Die vergangenen Jahre haben den Blick verändert, mit dem wir die Welt und unseren Platz darin sehen. Es gibt viel Angst und Sorge über die Entscheidungen, die die Gesellschaft auf globaler Ebene gemacht hat.“
 
Obwohl die Geschichte von Bourne und seiner Suche nach Wahrheit eindeutig eine Fortsetzung ist, verhält sich dieses Kapitel viel mehr wie ein in sich geschlossener Film. Marshall sagt dazu: „Man fällt sofort in Bournes Welt aus Spionage und Spionen, einer Welt, mit der die Zuschauer aufgrund von Satelliten, Überwachung und leicht zugänglichen Informationen vertraut sind. Wenn das Publikum die Welt sieht, in der sich Jason befindet, sie sehen was er zu tun versucht, werden sie schnell in der Lage sein es zu verstehen, selbst wenn sie die vorherigen Filme nicht gesehen haben. Und die Leute, die wissen, wer Jason Bourne ist, wollen nur sehen, was er tun wird und ihn dabei begleiten.“
 
Die Geschichte hat sehr viel damit zu tun, wer sie lenkt und Greengrass kennt den Charakter und seine Welt aufs Genaueste. Es ist ein zufälliges Spiel von Substanz und Stil. Greengrass dazu: „Beim Filmemachen geht es darum die Welt, die man darstellt, wahrhaftig abzubilden. Eines der Dinge, die man als Regisseur tun muss, ist es ein Orchester zu dirigieren, es in eine Art Synthese herzustellen – und ein Teil dessen, was man als Dirigent tut, ist das Tempo zu bestimmen, wovon es allerdings zwei gibt. Da ist das Tempo der Dreharbeiten“, fährt der Regisseur fort. "Crews mögen es, wenn es sinnvoll und zielgerichtet ist. Es gibt aber auch das innere Tempo des Films – Schuss um Schuss, was ist das Tempo da? Bewegt sich jeder schnell genug oder bewegen sie sich zu schnell? Funktioniert die Dynamik zwischen Kamera, Ton, Spiel und mis-en-scene – liefern die alle ein stimmiges Tempo? Das im Auge zu behalten und frühzeitig hinzu bekommen, ist ein wichtiger Teil meiner Aufgabe.“
 
Es ist diese Dynamik, die Schauspieler und Crewmitglieder bei Greengrass‘ Projekten gleichermaßen herausfordert und anzieht. „Schauspieler müssen immer aufmerksam sein. Sie müssen ihre Dialoge können und wissen worüber sie reden, weil Paul es liebt in Echtzeit und über lange Einstellungen zu drehen“, hat Marshall beobachtet. „Es gibt eine Menge Drehbuchseiten, das ist eine echte Herausforderung für die Schauspieler, aber es funktioniert wirklich, weil sie ganz mit dabei sind. Wir bekommen eine Menge von Aufnahmen, die sich tatsächlich echt anfühlen.“
 
Unabhängig von stilistische Auseinandersetzungen trifft Damon den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Am Ende des Tages war der allererste Grund für diesen Film natürlich der Wunsch der Zuschauer. Auf jedem Flughafen oder jedes Mal, wenn ich die Straße entlang ging und mich jemand ansprach, lautet die erste Frage: ‚Werden Sie einen weiteren ‚Bourne‘-Film machen?‘ Einerseits ist es ziemlich spannend einen neuen Film zu machen, anderseits entsteht dadurch auch eine Menge Druck, weil wir wollen, dass er zu den anderen Filmen passt. Wir sind alle sehr stolz auf die letzten drei Filme, und wir wollen, dass dieser gut dazu passt. Wir freuen uns und sind zugleich aufgeregt, wir fühlen auf jeden Fall den Druck, aber wir glauben auch, dass wir wissen, was es ist, was das Publikum an diesen Filmen mag und wir tun unser Bestes, einen guten Film abzuliefern.“
Nach einer kurzen Pause fährt er fort: „Ich bin mir sicher, ich werde immer mit dieser Rolle in Verbindung gebracht werden, egal, was ich sonst tun werde. Wenn man eine Sache vier Mal in seiner Karriere macht, wird es einen immer verfolgen. In diesem Fall habe ich auch nichts dagegen, weil ich Jason Bourne wirklich mag.“
 
Greengrass knüpft hieran an: „Die Wahrheit ist, wir wussten nicht wie der Titel lauten sollte, als wir mit dem Film begannen. Als wir anfingen zu schreiben war es das ‚Untitled Bourne Project‘. Dann sagte das Studio: ‚Warum nennen wir es nicht JASON BOURNE?!‘. Ich dachte nur, dass dies eine fantastische Idee sei, denn es ist klassisch und dennoch frisch.“
 
Wieder mit seinem Kernteam vereint, merkt Marshall an: „Der Charakter von Jason Bourne ist etwas, wozu die Leute eine Beziehung herstellen können. Sie fühlen mit ihm und wollen sehen wie er aus diesen Situationen herausfindet. Sie glauben an das, an das er glaubt. Wenn ich Matt Damon in jedem Film haben könnte, den ich mache, würde ich glücklich sein. Er ist wahrhaftig, freundlich, sanft und wunderbar sowie ein professioneller, kollaborativer und witziger Schauspieler.“Fortsetzung folgt
 
Info:
Jason Bourne (USA 2016)
Originaltitel: Jason Bourne
Genre: Action, Thriller
Filmlänge: 123 Minuten
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Paul Greengrass, Christopher Rouse, basierend auf Charakteren von Robert Ludlum
Darsteller: Matt Damon, Julia Stiles, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 11.08.2016