Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2016, Teil 3

Konrad Daniel

Köln (Weltexpresso) – Ganz eindeutig braucht man keine Fachkenntnisse, um diesen Film zu verstehen und ganz sicher gewinnt man auch nur oberflächliches Computer-Internet-Insider-Wissen, aber das was man ahnt, ist alles schon schlimm genug.


Gottseidank nimmt dieser Aufklärungsfilm uns eher im Sinn einer Abenteuerreise mit auf den Weg durch die Welt und durch die Welt des Internets, denn er zeigt anhand des Computervirus STUXNET, was passiert, wenn böse Mächte walten und schalten. Und er zeigt eben, daß dagegen kein Kraut gewachsen ist. Man fühlt sich wie in einem Thriller, wo nach und nach die Handlung in Teile zerlegt wird, so daß am Schluß der Täter seiner bösen Tat überführt wird. Aber bestraft? Nein, kein internationaler Gerichtshof in Den Haag ist hier tätig. Das kommt alles erst  noch.

Also, entdecken Sie selbst, wie zwei Staaten sich zusammentaten und einen Wurm entwickelten, der 2010 zum ersten Mal in Weißrußland entdeckt wurde. Die Welt ist halt klein geworden und im Internet gibt es auch nicht mehr Metropolen und Provinzen. Insofern ist die Internetwelt demokratisch, allerdings unterscheidet sie sich in diejenigen, die das technischen Können haben und denen, die darunter leiden. Denn einen Wurm einzufangen, ihn zu entfernen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, das lernen wir Unkundigen in diesem Film auch. Hier also, hat er sich hineingegraben in das iranische Atomprogramm und hat sich am stärksten ausgebreitet in all den Anlagen, die mir Urananreicherungen zu tun haben.

Doch, wir gehören zu denen, die diesen Dokumentarfilm für gut, für wichtig, für nützlich halten. Und bedenkt man sich den Film von Alex Gibney und sieht ihn ein zweites Mal, so wird immer deutlicher, daß es hier um Krieg geht, aber eben einem, der unblutig abläuft, gleichwohl aber Menschenleben kostet. Denn wer in diesen sogenannten Cyberwar verliert, verliert Haus und Hof und darf in unseren Breiten zumindest sein Leben behalten – aber was nützt das viel ohne Haus und Hof?

Worum es also geht, ist die Vernetztheit der Welt, die keinen mehr sicher sein läßt, denn das Atomprogramm des Iran war vielleicht politisch besonders anrüchig und wirtschaftlich wichtig, aber das läßt sich über jede Industrie und jeden Großbetrieb in jedem Land sagen, daß sie – so es jemand mit den technischen Kenntnissen will – infiziert und von innen her aufgefressen werden können. So etwas wie Autonomie oder Sicherheit gibt es nie wieder, das ist eine der Lehren des Films. Und wenn sich der Regisseur ausdrücklich auf Edward Snowden bezieht, so soll dies sagen, daß wir den Geheimdiensten auf die Finger schauen müssen, denn kleine Hacker, so gefährlich sie sind, können das Großsystem, das dieser Wurm darstellte, nicht geschaffen haben.

Interessant übrigens, daß auch literarisch immer mehr Thriller zu diesem Thema auf den Markt kommen. Aber verständlich auch. Wie kommt der Filmemacher an seine Informationen. Die eine anonyme Zeugin schaut total verpixelt aus, so wie man sich eine Jenseitige vorstellt, sei es nun die Aberwelt, die Zwischenwelt oder das Verfremdungsprogramm. Mag schon sein, daß das manche zu aufdringlich fanden und den Film zu sehr als eine Abfolge von kleinen bösen kriminellen Handlungen. Uns hat's gefallen, wenngleich wir nicht wissen, was wir nun mit diesen Informationen anfangen sollen. Wir haben keinen Großbetrieb und wir haben kein Atomprogramm. Wir sind schon ohne Wurm gestraft genug, daß ein Hacker aus Vietnam den Weltexpresso lahmzulegen versuchte und wir immer noch verlorene Dateien suchen – und auch finden!


Unsere ausführliche Besprechung auf der Berlinale

http://weltexpresso.de/index.php/kino/6622-zero-days-der-internetwurm-stuxnet