Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2016, Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bei  all den schönen alten Zeichnungsfilmen oder auch den vielen animierten Kinderfilmen oder sogar völlig digital entstandenen und noch dazu quietschbunten Kinderfilmen erfreut einfach eine richtige Darstellung durch Schauspieler genauso wie der Blick in die Geschichte, in der es zwischen den Menschen nicht anders vorging als heutzutage.


Ja, das können Kinder ruhig lernen, daß es auch im Mittelalter – hier etwas nebulös – dieselben Probleme, Gefühle, Ängste und Lösungen zu einem gedeihlichen Miteinanderleben gab, wie es heute wäre, würden sich die Menschen auf das Wesentliche besinnen, daß sie nur einmal auf der Welt sind, nur ein Leben besitzen, es sei denn, sie waren vorher ein Wurm. Beziehungsweise werden zu einem, wenn sie an Wiedergeburten glauben. So viel Vorbemerkung tut not, weil wir uns einfach freuen, daß eine mittelalterliche Sage – naja, im Mittelalter gab es wenig schriftliche Aufzeichnungen, es wurde mündlich einfachweitererzählt, aber später, vor allem zu Zeiten der Aufklärung, da notierte man das von den Altvorderen Gehörte  und schrieb es der früheren Menschengeschichte zu, bevorzugt dem Mittelalter.

Und die Idee zu diesem Film  dazu hatte der süditalienische Regisseur, der eben auch das Drehbuch schrieb, weil er in seinem Schulunterricht gut aufgepaßt hatte und so die Geschichte vov König Laurin in sich trug, die er nun mit viel Phantasie, tollen Schauspielern und warmen Herzen auf die Leinwand zaubert. Es war also in alten Zeiten ein König namens Dietrich - da wetten wir doch, daß es sich um den Dietrich aus dem Nibelungenlied handelt, den Dietrich von Bern -, der über ein Reich herrschte, das dereinst sein Sohn Theo übernehmen sollte. Allerdings gab es da ein Problem. Wie stellt man sich einen König vor? Natürlich groß und stattlich und irgendwie erhaben. Und einen Prinzen? Schön muß er schon sein, vielleicht auch sportlich, auf jeden Fall elegant, so daß ihn jede Tochter des Landes hätte heiraten wollen.

Doch aber – und darum gibt es diese Sage und diesen Film – Theo kann die väterlichen Erwartungen nicht erfüllen. Es geht einfach nicht. Das fängt schon mit der Größe an. Er ist kleinwüchsig. Das kann man bei einem Zweijährigen ertragen, nicht aber bei einem heranwachsenden Kind oder Jugendlichen, der noch nicht mal in eine Ritterrüstung paßt. Und das im Mittelalter!  Deshalb bekommt Theo, der das Problem ist, selber viele Probleme.  Dann aber lernt er den von seinem Vater verbannten König Laurin kennen. Der ist ja so klein wie er und trotzdem ein ausgewachsener König, nämlich der Zwergenkönig. Sein Vater hatte sich mit ihm zerstritten und das ganze Zwergenvolk seines Hofes verwiesen, ja sogar sie aus seinem Königreich verjagt. Mit üblen Folgen. Denn die Zwerge hatten für das Grün in der Landschaft gesorgt, jetzt gibt es nur noch kahle schroffe Felsen.

Hintergrund dieser Geschichte ist aber die eigentliche Sage vom König Laurin. Und die geht so: Einst, so sagte man, lebte in den Bergen im Reich des Dietrich von Bern der Zwergenkönig Laurin, der einen magisch leuchtenden Rosengarten besaß. Nachdem er aber im Kampf dem großen Dietrich unterlegen war, verfluchte er die Rosen: „daß man sie nie wieder sehen möge, weder bei Tag noch bei Nacht.“ Doch Laurin hatte die Dämmerung vergessen, und so erglühen die Rosen auch heute noch allabendlich für einen kurzen Augenblick…

So geht die Sage, die man sofort bildlich vor Augen hat: die Rosen. Wie nun Königssohn Theo ins Spiel kommt? Der lebt erst einmal auf Bergen, die kein Grün kennen. Denn die Zwerge hatten mit ihren Wunderhänden nicht nur die Rosen zum Blühen gebracht, sondern als geborene Gärtner das ganze Land begrünt. Nun ist es kahl.  Auf jeden Fall ist nun Theo im Spiel und als er an so einem kahlen Abhang steht und ins Trudeln gerät, kann er sich noch nicht mal an Wurzeln festhalten und wäre in die Tiefe gestürzt, hätte ihn nicht der sagenumwobene Zwergenkönig Laurin gerettet. Der nimmt ihn mit in sein Reich, wo es nur so kreucht und fleucht. Denn die Zwerge haben ihr Wissen um die Natur und die Pflanzen hier neu ausgebreitet und genau dies lernt nun Theo von ihnen. Und nebenbei lernt er als wichtigste Lektion, daß die Körpergröße nichts über die menschliche Größe dieser Person aussagt.

Dies neue Selbstbewußtsein führt zu einer komplexen Situation. Theo soll an einem Turnier teilnehmen und weiß um den magischen Zaubergürtel von König Laurin. Tatsächlich, er bringt ihn an sich, was ja ein Diebstahl ist, und will nun mit der Kraft von zwölf Männern Sieger werden, allerdings aus guten Motiven. Er will seinen Vater mit dem Zwergenvolk versöhnen. Doch hat er die Rechnung ohne seinen Onkel gemacht. Denn der hat das Machtvakuum mit dem kleinen Neffen längst gewittert, sich mit den Armeliten verbündet, um die Burg seines Bruders zu erobern und selbst König zu werden…

Regisseur und drehbuchautor Matthias Lang sagt: „Ich bin in Eppan an der Südtiroler Weinstraße aufgewachsen, dem Dorf mit der höchsten Burgendichte Europas. So ist es nicht verwunderlich, daß ich mich schon früh für die Geschichten hinter der Geschichte interessiert habe. ..Auch Kleine können Großes erschaffen – davon handelt 'König Laurin'. Es ist eine inspirierende Geschichte für Jung und Alt, erzählt auf humorvolle und charmante Art, mit einer großen Liebe zu Details und den Figuren.“

P.S. Da sind ja völlig die tollen Schauspieler vergessen worden. Der vielbeschäftigte
Volker Zack ist König Laurin, Florian Burghart, den wir aus Doris Dörries ALLES INKLUSIVE kennen, spielt den Theo und König Dietrich ist mit grimmiger Miene Rufus Beck. Muß ihm total gefallen haben, so einen mittelalterlichen König zu spielen, der auch noch dazu lernen kann.

Und außerdem sollte man noch hinzufügen, daß dieser Film seine Abschlußarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film München ist, für die er gleich wichtige Preise gewann, weshalb man auf Weiteres gespannt sein darf.