Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. September 2016, Teil 1

Claudia Schulmerich


Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich ein tolles Thema und so richtig schlecht ist der Film auch nicht, weil man – manchmal gegen den eigenen Willen – lauthals lachen muß. Situationskomik ist also angesagt und wenn Sie solche Situationen kennen, Mütter und Kinder und eventuell noch Väter, dann sind Sie richtig!

 
Die Filmemacher Jon Lucas und Scott Moore kennt man im Gewerbe. Es sind die HANGOVER- Drehbuchschreiber, die nun Mila Kunis und Kathryn Hahn, Kristen Bell und Annie Mumolo sowie noch viele weitere schräge und schrille Damen zur Mütterrevolution unter ihrer Regie antreiben. Die ist heute angesichts der Erwartungen der Welt und die des eigenen Nachwuchses auch angesagt. Das also ist die erst einmal gesellschaftliche relevante Botschaft des Films: Übertreibt es nicht in der Hege und Pflege Eurer Kinder, denen Ihr nicht nur jeden Wunsch von den Augen ablest, sondern sie auch hin- und herkutschiert und fungiert nicht weiter als diejenigen, die ständig Gewehr bei Fuß sind, also Sklaven der Kinder und Väter – aber nein, die wollen das ja gar nicht unbedingt, die fordern das ja nicht ein und hätten vielleicht auch gerne mal alle Fünfe gerade sein lassen – aber die eigenen Ansprüche dieser Supermütter, darum geht es, den inneren Schweinehund in sich selbst auszumachen und darauf zu reagieren, d.h. ihn abzustellen.

Schon während des Niederschreibens wird der Film in der Erinnerung viel besser, als er in Wahrheit war. Das liegt daran, daß dieses Thema überfällig ist, daß diese sogenannten Helikoptermütter niemandem einen Gefallen tun, so überversorgend zu sein. Aber ein Film, der die Probleme in den Müttern selber sehe, der würde nicht als Komödie funktionieren, eher als Tragödie, weshalb wir auf der Leinwand erst einmal sehen, wie die Umwelt, die Väter und Kinder die Mutter striezen und alles von ihre erwarten. Aber auch die Schule trägt ihren Teil dazu bei und in diesem Film wird die Schule in Gestalt einer Art Elternbeiratsvorsitzenden zur Krönung, die gleichzeitig die Entscheidung zum NEINSAGEN und AUSSTEIGEN unserer Hauptmutter Mila motiviert., die die beiden anderen mitreißt.

Zuerst die eine, dann die andere...tja und wenn die anderen Mütter so nach und nach zuschauen, was unser Trio Mila Kunis als Anführerin und gestreßte berufstätige Mutter, Kristen Bell als zuerst angepaßte und dem Mann untergebene Frau und Kathryn Hahn als schräges Lotterweibchen und vermurkste Mutter mit Sohn, was die so alles mit ihrer von ihnen selbst ausgerufenen und auch sinnlich-lässig durchgeführten Freiheit so anstellen, dann gibt es kein Halten mehr.

Aus den überforderten Müttern werden wagemutige Frauen, die auch, was das Äußere angeht, auf einmal mitmischen im Hahnenkampf, in dem sie sich umwerben lassen, aber auf einmal selbstbewußt auftreten, auch wenn's der eigene Ehemann ist, wobei an dieser Stelle die Mutterfigur von Mila und die von Bell besonders viel von der gestandenen Hahn lernen können und es auch tun! Das Zusammenspiel der drei ist witzig und überschäumend wie der Champagner, dem sie reichlich zusprechen. Will sagen, hier werden mit dem Begriff der Freiheit dann schon Gemeinplätze verbunden, die, wenn man es sich richtig überlegt, so was von dämlich und grenzwertig sind, einfach oberflächliche, äußere Freiheiten.

Aber das wollen wir jetzt nicht so genau nehmen, den Verlauf der Filmgeschichte ist nicht weiter nötig zu schildern. Es passiert was und am Schluß werden sogar diejenigen, die unseren Dreien den Streß, eine überversorgende, eine 'gute'  Mutter zu sein, erst einmal  
selbst vorführten und dann von ihnen einforderten, von den Dreien gewissermaßen befreit, befreit von ihren eigenen Zwängen, denen sie am besten dann entgehen, wenn sie sie anderen aufdrücken. Wie früher also in der Sklavenhaltergesellschaft. Als eine solche kann man die in den USA sicherlich noch ausgeprägtere Helikoptermutter wohl verstehen, wobei in dieser ein und derselben Person Herrschaft und Sklave zusammentreffen. Der Film zeigt, wie man dem entgeht, besser lebt und auch die Kinder entspannter groß werden.

 

Foto: von l. nach r.  Kristen Bell, Mila Kunis, Kathyn Han