FilmForum Höchst zeigt Klassiker von Andrzej Wajda

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nein, das konnte keiner ahnen, daß das diesjährige FilmForum ein Programm von höchster Aktualität hat. Denn man wollte ihn zu seinem 90. Geburtstag mit dieser Retrospektive ehren, die nun ein Abschiedsfestival für Andrzej Wajda geworden ist.



Erst im  März dieses Jahres beging der polnische Regisseurseinen 90. Geburtstag. Ein Grund für das FilmForum Höchst, in einer Reihe an das Filmschaffen Wajdas zu erinnern und Filme zu zeigen, die lange nicht mehr in deutschen Kinos zu sehen waren.

Er gehört zu den ganz großen Regisseuren der europäischen Filmgeschichte. Seine über fünfzig Filme wurden weltweit bei den großen Filmfestivals ausgezeichnet, gekrönt von Oscar und dem europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk und dem Ehrenbären der Berlinale. 2013 kam sein Film über Lech Walesa heraus, Mitte September 2016 feierte sein neuester Film beim Toronto Filmfestival Premiere.

Der Hauptdarsteller der Filme 'Der Mann aus Mamor' und 'Der Mann aus Eisen' Jerzy Radziwilowicz wollte zu diesem Anlaß am Samstag, 8. Oktober, um 19 Uhr zur Aufführung des Films 'Der Mann aus Eisen' ins FilmForum kommen. Dieser Film erhielt nicht nur eine Oscarnominierung, sondern auch die Goldene Palme in Cannes. Neben Wajda hat Radziwilowicz mit namhaften polnischen Regisseuren gearbeitet, hatte aber auch ein Standbein in Frankreich. So spielte er Hauptrollen in Filmen von Regiegrößen wie Jaques Rivette, Jean-Luc Godard oder Michel Piccoli.

Filmvorführungen in der Übersicht:

Człowiek z marmuru – Der Mann aus Marmor
Andrzej Wajda, Polen 1977, 157 min, polnische OmU
Freitag, 7. Oktober, 19 Uhr

17 Jahre dauerte es, bis Wajda das Drehbuch von Aleksander Scibor-Rylski verfilmen konnte. Die junge Filmstudentin Agnieszka möchte ihren Diplomfilm über die Helden der Arbeit der 1950er Jahre drehen. Bei der Recherche stößt sie in einem Museumsarchiv auf Marmorstatuen aus jener Zeit. Besonders fasziniert ist sie von einer Plastik, die den Maurer Mateusz Birkut darstellt, einen Helden der Arbeiterklasse, dem es gelungen war, innerhalb einer Schicht 28.000 Ziegelsteine zu verarbeiten. Der Film, eine cineastische Geschichtsstunde, birgt eine Geschichte in der Geschichte: Die Rückblenden aus den fünfziger Jahren erzählen vom Aufstieg und Fall eines Arbeiters, der an die kommunistischen Gesellschaft glaubte, aber durch seine Kritik in Ungnade fiel und von der Bildfläche verschwand.



Człowiek z zelaza – Der Mann aus Eisen
Andrzej Wajda, Polen 1981, 147 min, polnische OmU
Zu Gast: Jerzy Radziwilowicz (Hauptdarsteller)
Samstag, 8. Oktober, 19 Uhr

Der Film ist eine filmische Rekonstruktion der politischen Entwicklung Polens während der 70er Jahre im Spiegel der Lebensgeschichte einiger Personen, die schon in Wajdas Film 'Der Mann aus Mamor' vorkamen. Ein angepasster Reporter erlebt den politischen Umschwung des Jahres 1980 und recherchiert die Vorgeschichte in der Biografie eines Streikführers, der der Sohn eines Propagandahelden aus der stalinistischen Ära ist. Ein politisch engagierter Film, entstanden aus der Unmittelbarkeit der Situation.



Danton
Andrzej Wajda, Polen/ FR/ D 1983, 136 min, französische OmU
Sonntag, 9. Oktober, 19 Uhr

Frankreich, Ende 1793: Die Revolution erreicht einen neuen, blutigen Höhepunkt. Die Jakobiner mit Maximilian Robespierre an der Spitze herrschen mit äußerster Brutalität. Die Hinrichtungen nehmen kein Ende. Dem notleidenden Volk hat der Sturz der Monarchie aber nicht die erhofften Vorteile gebracht. Daraufhin tritt Georges Danton (Gérard Depardieu), Robespierres einstiger Weggefährte, wieder öffentlich in Erscheinung.

 

Foto:  Szene aus 'Der Mann aus Marmor', 1977 (image/jpeg, 637981)