Verfilmungen im Fernsehen: RUSSLAND-HAUS (1990), DER EWIGE GÄRTNER (2005)  und DAME, KÖNIG, AS, SPION (2011)

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Am letzten Mittwoch ist John le Carré 85 Jahre alt – oder 85 Jahre jung geworden. Wäre nicht die Frankfurter Buchmesse gewesen, hätten wir rechtzeitig daran erinnert. Aber dieses Wochenende ist auch nicht schlecht, denn mindestens drei Filme kann man sehen.


Alle drei Filme sind nach Original benannt, also nach den gleichnamigen Romane von John le Carré, von dem zu sagen, daß er eigentlich David John Moore Cornwell heißt und tatsächlich in Cornwall lebt, schon keine Freude mehr macht, weil so bekannt. Genauso wie wir uns schenken, was über seine Anfangsjahre bekannt ist, wo er noch selbst ein Spion – einer in niederen Diensten und noch dazu in Bonn – war und durch SCHATTEN VON GESTERN 1961 und EIN MORD ERSTER KLASSE 1962 sowie  DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM 1963 seinen internationalen Durchbruch hatte. Er setzte diese George Smiley Romane im Jahr drauf noch mit einem vierten (von insgesamt 8)  fort, aber da war er schon so gut verdienend, daß er vom Schreiben leben konnte.

Wir beschränken uns jetzt auf die drei obigen Filme, deren erster als Buch 1989 herauskam, der zweite als Buch im Jahr 2001 und der dritte schon 1974. Dabei ist schon interessant, wann die Verfilmungen den Büchern folgen. Beim RUSSLAND-HAUS wurde unmittelbar nach der Buchveröffentlichung schon mit dem Filmen begonnen. Das hatte Gründe, denn der kalte Krieg - Grundlage aller John le Carré Spionageromane – war fast vorbei, zumindest der eine Teil hinter dem Eisernen Vorhang war weggebrochen. Und da schien es politisch besonders interessant, noch einmal sich der bisherigen Situation zu versichern.

 

RUSSLAND-HAUS


Beim Wiedersehen empfindet man für RUSSLAND-HAUS die Schauspieler als die tragende Einheit. Den sowjetischen Nuklearwissenschaftler Jakow Jefremowitsch Saweljew, mit dem Codenamen DANTE, gibt Klaus Maria Brandauer, der gerade am Abend zuvor in der Frankfurter Alten Oper den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten erhalten hatte, wo bei die dort gezeigten Filmausschnitte seinen drei Filmen mit dem ungarischen Regisseur István Szabo galten, der ihm damit die internationale Karriere ermöglichte. Die eben auch dazu führte, daß er hier sprachlich wunderbar russifiziert klingt, ein herrliches gutturales angebrochenes Deutsch. DANTE hatte sich an den englischen Verleger Bartholomew Scott Blair (Sean Connery), Code Barley gewandt, dem er das sowjetische Atomprogramm zuspielen wollte. Geheimnisverrat also. Aber für den guten Westen tut ein aufrechter Russe, der sein Vaterland liebt und den Kommunismus haßt, eben alles.

Das geht heute in aufgeklärteren Zeiten schon nicht mehr runter wie Öl. Aber der Film ist als Ausdruck einer Zeit dann doch wieder hochinteressant. Die Liebesgeschichten sind, bei le Carré sowieso, immer nur das Schmiermittel, den politischen Stoff zu transportieren und alles 'menschlicher' zu machen. Hier auf jeden Fall ist Katya Orlova (Michelle Peiffer) die Dritte im Bunde, die einst DANTE zu dessen Dissidentenzeiten (1968) liebte und sich nun in Barley verliebt. Wichtiger ist jedoch, daß es um geheimdienstliche Informationen in Form einer Liste von Fragen geht, die auch vorhanden ist, wo aber Katya rechtzeitig merkt, daß DANTE längst verhaftet, gefoltert und wahrscheinlich ermordet wurde, denn sie hatten einen Code ausgemacht, aus dem hervorgeht, was Sache ist.

Das war am Samstagabend. Heute am Sonntagabend kommt um 20. 15 Uhr in ARTE der nächste le Carréfilm DER EWIGE GÄRTNER, wo es doch sonst auch im Lied heißt, der Mörder ist immer der Gärtner... Da wir das zufällig selbst entdeckt hatten, die le Carréfilme bekommen wir jetzt erst mit, daß es eine eigene John-le-Carré-Filmreihe auf ARTE gibt.



DER EWIGE GÄRNTER

Der heutige Film ist 124 Minuten lang und es geht um den britischen Staatsdiener Justin Quayle, dessen Frau Tessa umgebracht wurde. Seine Frau war eine Menschenrechtsaktivistin und wurde im Norden Kenias aufgefunden, wodurch das Leben dieses Quayle, einem Diplomaten im britischen Hochkommissariat in Nairobi, völlig aus dem Gleichgewicht gerät.

Daß die Behörden zu dem Schluß kommen, Tessa sei Opfer einer Beziehungstat geworden, macht es für den sonst so besonnenen Mann doppelt schwer. Vom vermeintlichen Mörder, einem kenianischen Arzt namens Arnold Bluhm, mit dem Tessa die Armenviertel des Landes bereiste, fehlt jede Spur. Justin hat bis dato ein beschauliches Leben geführt und ehrliche Leidenschaft nur für sein Gärtnerhobby und seine Frau empfinden können.

Doch jetzt ist alles anders. Statt in gewohnter Manier zur Tagesordnung überzugehen und möglichst keine Gefühle zuzulassen, quält ihn die Frage, wer für ihren bestialischen Tod verantwortlich ist. Justin stellt Nachforschungen über Tessas Arbeit an; als Sozialarbeiterin engagierte sie sich für die Menschen jenseits der gepflegten Golfplätze. Die Spurensuche führt ihn von Nairobi über London und Berlin zurück in die Krisengebiete Südafrikas.
Überall stößt er auf das Pharmaunternehmen ThreeBees, das kostenlose Impfprogramme anbietet und Verbindungen bis in die Regierungsspitzen zu haben scheint. Ungeachtet handfester Drohungen, die seinen Spürsinn im Zaum halten sollen, versucht Quayle, die tiefgreifenden Intrigen des Pharmaunternehmens, dessen Aids-Mittel verheerende Folgen nach sich zieht, aufzudecken. Dabei begleitet ihn vor allem die Frage: Was genau verbarg seine Frau Tessa all die Jahre vor ihm?


Zum Regisseur:
Der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles ist ein Meister der Ästhetik. Bekanntgeworden ist er vor allem durch Filme wie „City of God” und „360 - Jede Begegnung hat Folgen”. Sein Film „Der ewige Gärtner” wurde gleich in mehreren Kategorien (unter anderem Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Filmmusik und Bester Schnitt) für den Oscar nominiert. Rachel Weisz wurde als beste Nebendarstellerin mit dem Oscar sowie dem Golden Globe 2006 prämiert. Außerdem wurde Claire Simpson bei den British Academy Film Awards 2006 für den besten Schnitt ausgezeichnet.

Fortsetzung des Films am Montag folgt.

Foto: Ein Paar, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte: der besonnene, nach Harmonie strebende Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes) und seine offensive, selbstbewusste Frau Tessa (Rachel Weisz,) ZDF / © 2015 STUDIOCANAL GmbH



Info:
Der ewige Gärntner
(The Constant Gardener)

Großbritannien, Deutschland, USA, 2005, ZDF / ARTE F
Regie: Fernando Meirelles
Drehbuch: Jeffrey Caine
Autor: John le Carré
Kamera: César Charlone
Musik: Alberto Iglesias
Schnitt: Claire Simpson
Produktion: Potboiler Productions, Scion Films, UK Film Council, Focus Features
Produzent: Simon Channing Williams

Mit: Ralph Fiennes (Justin Quayle), Rachel Weisz (Tessa Quayle), Hubert Koundé (Dr. Arnold Bluhm), Danny Huston (Sandy Woodrow), Daniele Harford (Miriam), Packson Ngugi (Beamter im Leichenschauhaus), Bernard Otieno Odour (Jomo), Damaris Itenyo Agweyu (Jomos Frau), Pete Postlethwaite (Marcus Lorbeer), Anneke Kim Sarnau (Birgit), Bill Nighy (Sir Bernard Pellegrin)