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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2011, Teil 1

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schon allerhand und überhaupt nicht zu verstehen, daß der russische Film, der auf der Berlinale 2010 Furore machte, ohne daß nur eine Frau dabei gewesen wäre, dafür aber ein exzellenter Kameramann, daß dieser Film gut eineinhalb Jahre braucht, um in deutsche Kinos zu gelangen. Da gibt es nur ein Gegenmittel: hineingehen.

 

HOW I ENDED THIS SUMMER

 

Dies ist ein wunderbarer Film. Hauptsächlich handelt er von Männern in extremen Situationen. Aber optisch und für unser Empfinden spielt die Hauptrolle die Landschaft, die kein Land ist, sondern Wasser und Eis auf einer russischen Insel nördlich des Polarkreises. Der eine, Sergei ist dort seit Jahren auf einer Wetterstation beschäftigt, seine Familie kontaktiert er nur per SMS. Das ganze kommt einem wie eine Strafaktion und geradezu surreal vor. Denn er muß pünktlich und penibel zu bestimmten Zeiten durchgeben, wie der Stand der Radioaktivität steht. Dabei helfen soll Pavel, der andere, der diesen Sommer ein Praktikum bei dem Geophysiker ist, sich ein Abenteuer fern der Zivilisation verspricht, für Sergei aber nur der  Praktikant bleibt.

 

Der Film nun handelt einerseits vom haarigen Zusammenarbeiten und –leben dieser beiden, die so verschieden sind, daß sich daraus für den Zuschauer Lach- und Lächelsituationen ergeben. Er handelt aber vor allem von der Natur, die so gewaltig wie schön immer wieder menschengefährlich ist und den Film hochdramatisch macht. Dennoch gibt es einen gemeinsamen Grundton, der über dem Film liegt und seinen Stempel aufdrückt: das ist die Kameraführung, die uns eine nie gesehene Wasserwelt mit nie gesehenen Farben vor Augen führt, die unsere Gefühle ständig zwischen ästhetischem Behagen und existentieller Angst changieren läßt. Die Einsamkeit der beiden da oben im russischen Polarkreis spüren wir genauso wie wir die menschlichen Mechanismen von Macht und Abwehr erkennen. Das ist ein wunderbarer Film, der  -wie der Sommer - kaum endet und 130Minuten wie das ganze Dasein scheinen läßt, der den beiden Darstellern auf der Berlinale 2010 den Silbernen Bären einbrachte und dem Kameramann auch.

 

DIE DREI MUSKETIERE

 

Ja, es handelt sich um die xte Verfilmung des Romans von Alexander Dumas, nein, das bedeutet nicht, daß dies ein fader Film sei. Ja, es ist ein richtig guter, der Neues bringt, was nicht nur für die 3 D Version gilt, sondern auch für die Art der Erzählung, die leichtfüßig, ja comichaft ist.

 

MEIN BESTER FEIND

 

Paraderolle für Moritz Bleibtreu, den wir überhaupt für einen sehr guten Schauspieler halten. Er ist es und er ist es nicht, sowohl der geborene und schäbige Nazi wie auch der verfolgte, aber clevere österreichische Jude, der ein Geheimnis um eine geheime Zeichnung von Michelangelo mit ins KZ nahm. Wenigstens glaubt das sein ehemaliger Freund, der jetzt österreichischer Nazi ist, und den Kunsthändlersohn Victor Kaufmann aus dem KZ holt, um selbst reich zu werden. Aber dem gelingt es durch traumhafte Umstände, sich selber ins die Gestapo-Uniform zu bringen und den gemeinen Ex-Freund in die des Häftlings. Nazi-Komödie heißt dies Genre und zu lachen hat man viel. Das Grausen liegt eh unter dem Strand.

 

Romana Reich