Berlinale Tagebuch 2017, Teil 11

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Ist Hugh Hackman tatsächlich barfuß über den roten Teppich gegangen? Wir wissen es nicht, denn während ich die Service-Leute dazu befragen will, kommt über ihre Walkie Talkies das Verbot, mit der Presse zu reden. Was in den Hirnen der Leitung von Leiharbeitsfirmen vor sich geht, wissen wir auch nicht...


Dagegen dürfen die von der Berlinale angestellten Service-Leute „natürlich mit mir sprechen“ (so der Presse­chef): Zunächst lag am Tag, als Hackman in der Pressekonferenz war, hinter dem Podium nur ein Schuhabsatz, im Promi-Ausgang eine ganze Schuhsohle, drüben im Berlinale-Palast sogar Strümpfe... aber ob die nun vom großen Star waren?


Eine Kollegin kommt zum Ticketstand für die Zeitungsleute und schmeißt empört ihr kostenloses Billet für „The Party“ auf den Tisch. Dazu kreischt sie, die Mitarbeiter hätten ihr gefälligst sagen müssen, dass die Karte für einen Film und nicht für die Abschlussparty der Berlinale sei.


Die „Badges“, also die umgehängten Foto-Plastikkarten mit der Akkreditierung zur Berlinale, sind ein Heiligtum. Bei jedem Festival versuchen Dutzende von filmgierigen Menschen mit alten oder gefälschten Badges in die Berlinale-Kinos zu kommen.


Eine Koreanerin wollte ihren Badge beim Rausgehen aus den Pressevorführungen unbedingt immer zeigen, berichtet ein Whistleblower der Service-Firma. Sie hatte Angst, sonst nicht herauszukommen.


Dann erzählt er die Geschichte eines holländischen Journalisten, der bei 19 Kinobesuchen wohl 90 Mal den Badge zeigen musste. Die Karte wird im Idealfall zwischen Daumen und Zeigefinger hochgehalten. In einem Alptraum sei der Kollege mit Fingerstarre aufgewacht.


Anke Engelke ist beim Service sehr beliebt:  „Die kennt doch hier nun wirklich jeder!“ oder „Die ist immer sehr bezaubernd und lobt uns, das tut gut.“
Während ein Neuköllner Jungfilmstar sich immer „fürchterlich aufbläst, wenn er seine Karte zeigen soll“, präsentiert die Moderatorin der Eröffnungs- und Abschlussgala immer brav ihren Badge. „Dafür ist der doch da“, meint sie.


„Wir sollen nicht wie ein Schluck Wasser dastehen“, lautet die Anweisung der Berlinale. In den letzten Jahren gab es wohl immer wieder Pressefotos, auf denen sich alle mit glänzenden Augen um die Stars scharten, nur die Platzanweiser hingen hinten schlaff herum.


Zum Schluss verteile ich „Goldbären“ von Haribo an die Service-Leute, die sich über Dank und Resonanz immer sehr freuen: „Wir sind doch wie eine große Familie“, meint einer.