Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. April, Teil 3

Filmheft

Paris (Weltexpresso) - Er, der Sohn, hatte die Idee und schrieb das Originaldrehbuch: „Mir lag es am Herzen, mit dem Film meinen Vater zu wu?rdigen. Er ist mein Held.“

In welchem Moment haben Sie sich gesagt, meine persönliche Geschichte und der daraus entstandene Hit „Marly-Gomont“ von 2006 könnten die Grundlage für ein Drehbuch und für einen Film sein?

Auslöser war der Clip „Marly-Gomont“. Dann, nach meinem zweiten Album, als ich das Gefühl hatte, der Haussegen mit meiner Plattenfirma hängt schief, sagte ich mir: „Kam, jetzt musst du dich auf andere Projekte konzentrieren“. Erst schwebte mir die Idee für eine Serie wie „Der Prinz von Bel-Air“ vor, statt einer schwarzen Familie in
Los Angeles, eine schwarze Familie in der Picardie! Beim Schreiben fand ich, die Story verfügt über das Potenzial für einen Langfilm. Produzenten und Agenten zeigten zwar Interesse für meine Idee, rieten mir aber, das Thema neu zu bearbeiten. Im Jahr 2012 habe ich mich beim Festival de Cannes mit Produzentin Pauline Duhault zusammengesetzt, die Chemie stimmte, und wir entschlossen uns, gemeinsam dieses Filmprojekt anzugehen.


Mit der Idee, den Film selbst zu realisieren?

Am Anfang schon. Aber wir merkten bald, dass es für die Produzenten doch ein großes Risiko bedeutete, in „Kamini, den Sänger“ Geld zu investieren. Außer ein paar Clips hatte ich nichts gedreht und mir war klar, das würde nicht reichen. Da ich nicht auf dem Egotrip bin, habe ich nach Rücksprache mit Pauline entschieden, mich auf meine Rolle als Autor zu beschränken und die Realisation einem erfahrenen Regisseur anzuvertrauen. Der Umgang mit Julien Rambaldi war unkompliziert: Er hat meine Geschichte und was ich erzählen wollte, genau verstanden und wenn ich den fertigen Film sehe, muss ich sagen, wir haben uns sehr gut ergänzt. Julien hat bestimmte Aspekte in das Drehbuch eingebracht, die ich so nicht ausdrücken konnte, vor allem die starke Emotion die man bei EIN DORF SIEHT SCHWARZ empfindet, genau an den Stellen, wo ich eher auf Komödie gesetzt hätte. Letztendlich passen seine Sensibilität, seine Handschrift und seine Persönlichkeit perfekt zum Thema.


Fiel es Ihnen schwer, dass ein anderer Ihre eigene Geschichte in Bilder umsetzt?

Es gab keine andere Wahl: Entweder die Regie wird delegiert oder der Film nicht realisiert. Mir lag es am Herzen, durch den Film meinen Vater zu würdigen... Er ist mein Held, ich bin sein größter Fan! Und diese Hommage hat er wirklich verdient, er hat sein ganzes Leben lang hart gearbeitet und ich konnte es nicht riskieren, dass das Projekt ins Wasser fällt. Als ich dann Julien getroffen und seinen Film „Les meilleurs amis du monde“ gesehen habe, wusste ich sofort, er ist der Richtige. Ich möchte noch hinzufügen, dass ich auch die Jugend ansprechen will, eine neue Generation von Einwanderern. Ihnen sagen, dass man alles im Leben erreichen kann dank einer guten Ausbildung. Das hat mein Vater immer wiederholt. Er war ein Waisenkind, aufgewachsen auf der Straße des belgischen Kongo. Niemals hat er seine Bücher aus der Hand gelegt. Dieses Thema verarbeitete ich übrigens in einem Kurzfilm unter dem Titel „L`orphélin de Biongo“.


Ihr Vater weilt nicht mehr unter uns. Wusste er vor seinem Tod von Ihren Plänen?

Er wusste, dass ich eine Serie vorbereiten wollte und einen Film über ihn und die Familie. Ich bin glücklich, dass ich dieses Abenteuer zu Ende gebracht habe und hoffe, dass er stolz darauf ist, egal wo er jetzt ist... Selbst als wir einige Reibereien hatten (weil ich mein Medizinstudium in Lille nicht mit dem nötigen Eifer betrieb), weiß ich, dass er stolz auf meinen künstlerischen Werdegang war. Er hat miterlebt, was mir mit meinem Lied „Marly-Gomont“ passiert ist, die Sendungen in TF1 und Canal+, den Presserummel, das Fernsehen...


Zwischen ihrem Song und dem Film liegen zwölf Jahre: Sie haben weitere Alben veröffentlicht, Fernsehen gemacht, eine One-Man-Show... Wie sehen Sie im Rückblick dieses Jahrzehnt?

Für mich hängt alles an der Frage der Erziehung. Als diese Erfolgswelle über mich rollte, war ich zwar total von den Socken, bin aber bescheiden geblieben, wie es mir mein Vater gelehrt hat. Ich wusste sehr genau, Ruhm kann sehr zerbrechlich sein, gerade, wenn man schnell nach oben kommt: Nehmen Sie einen Unbekannten von der Straße, lassen Sie ihn im Fernsehen auftreten, ob talentiert oder nicht, er wird plötzlich berühmt! Für mich zählt heute, dass ich meine Projekte durchführen und davon leben kann. Der Rest ist nicht mein Problem. Für viele geht es zuerst um Ruhm und Promistatus, in zweiter Linie um die Kunst. Nicht bei mir... Ich habe meine Karriere umgekehrt gestartet: Ich bin durch die Medien nach oben katapultiert worden, bevor ich mit der grundsätzlichen Arbeit begonnen habe. Heute ist es das Gegenteil: Für die One-Man-Show bin ich in der Schweiz und in Belgien in Sälen vor 150 Zuschauern aufgetreten, erst dann folgte Paris. Kurz gesagt: Ich mache Fortschritte und wenn ich wieder im Rampenlicht stehe, bin ich bereit.


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