Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Mai, Teil 4

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Max Frischs autobiografische und seinerzeit auch umstrittene Erzählung „Montauk“ gilt als schwer verfilmbar. Volker Schlöndorff versucht es mit einer sehr freien Adaption, kreiert aus den Betrachtungen über Frauen und verlorene Lieben eine simple Geschichte, die jedoch wenig berührt.

Das größte Problem ist die fatale Fehlbesetzung: Stellan Skarsgård versteht es nicht, für seine Figur, den Schriftsteller Max Zorn, der nach New York reist, um aus seinem neuen Roman zu lesen, Interesse zu wecken. Er besitzt vor allem nichts, was nur annähernd erklären würde, warum die Frauen auf ihn fliegen, weder Charme noch Sexappeal.

Gleich zwei attraktive und deutlich Jüngere helfen ihm, sich in einer wie ganz für ihn eingerichteten Welt zurechtzufinden: die PR-Managerin Lindsey (Isi Laborde-Edozien) und seine Ehefrau Clara (Susanne Wolff).

Aber an denen ist Zorns Interesse bereits erloschen. Er will seine verflossene große Liebe zurückerobern, die inzwischen als Staranwältin Karriere gemacht hat. Anfänglich kühl lässt diese Rebecca Epstein (Nina Hoss) ihn abblitzen, aber dann lädt sie den Aufdringlichen doch ein zu einer Fahrt nach Montauk, einem Küstenort am Ende von Long Island. Dort kommen sich die beiden noch einmal näher und haben ihre entscheidende Aussprache.

Schlöndorff ist schlecht damit beraten, diese zentrale Szene ausgerechnet mit dem Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie zu untermalen, eine Musik, die durch ein filmhistorisches Meisterwerk besetzt ist, Viscontis „Tod in Venedig“.

Selbst die sonst so großartige Nina Hoss hat nur einen starken Auftritt, wenn sie dem Stoffel darlegt, warum sie kein Paar mehr werden können. Dass er damals egoistisch nur mit sich selbst beschäftigt war, ihre Bedürfnisse nicht wahrnahm und ein rastloses Leben führte, ist noch nicht alles. Max muss erfahren, dass es nach ihrer Trennung noch einen Anderen gab, sie mithin nicht auf ihn gewartet hat. Er ist der Träumer, der die eigene Fiktion mit der Realität verwechselt.


Fazit: Belanglose Liebesgeschichte frei nach Max Frischs autobiografischer Novelle. Mit einer starken Nina Hoss, aber künstlerisch und dramaturgisch schwach.


Foto: (c) Verleih


Info:

Berichterstattung des Films auf der Berlinale in Weltexpresso

https://weltexpresso.de/index.php/kino/9124-rueckkehr-nach-montauk

https://weltexpresso.de/index.php/kino/9136-montauk-und-beuys