hwk lab zweiDas erste Performance-Festival in Frankfurt ab 22. Juni

Hanswerner Kruse

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Frankfurter Gallusviertel präsentiert das LAB, eine mit dem Mousonturm verbundene experimentelle Spielstätte, sein erstes Performancefestival. Das Programm vom 22. Juni bis zum 1. Juli wurde in einer Pressekonferenz vorgestellt.

Die riesige weiße Halle 1 im LAB ist durch einen transparenten Vorhang geteilt. Am Rand liegt Alltagskleidung der Tanzenden herum, dazwischen Äpfel, Wasserflaschen, Aufzeichnungen. Eine größere Gruppe probt hier eine längere Choreografie. Hinter dem Vorhang empfängt ein junges Paar in seltsamen Blümchen-Anzügen die Pressebesucher. Zu sanfter Klaviermusik klammern sie sich aneinander, verschmelzen, lösen sich, begegnen einander erneut: Ein Pas de Deux so freundlich wie ihre farbenfrohe Kleidung. In Halle 2 geht es dagegen düsterer zu, hinter einer Absperrung aus weißer Gaze wuseln Wesen in weißen Anzügen, davor bewegt sich gelegentlich ein Tänzer zu elektronischer Musik, mal ganz wild und flatternd, dann wieder ruhig und entspannt.

Hier eine schlichte, fast neoromantische Choreografie, dort eine verrätselte aber bedrohliche Inszenierung. So unterschiedlich wie die beiden Tanzstücke ist auch das Festival-Programm. Professionelle, bereits bekannte Performer des Ensemble Moderns und der Dresden Frankfurt Dance Company begegnen zehn Tage lang Absolventen aller hessischen Hochschulen für Theater, Tanz und Musik. Der Gießener Komponist und Professor Heiner Goebbels schrieb zum Geleit ins Programmheft: „Wenn Kunst nur im Kopf entsteht, reproduzieren wir, was wir schon wissen.“ Neue Kunst aber brauche ungewöhnliche Orte und interdisziplinäre Begegnungen.

hwk lab 1050704Täglich gibt es also mehrfach tänzerische, musikalische und theatralische Darbietungen, die meist in Grenzbereichen des Gewohnten angesiedelt sind. Man kann Klänge aus John Cage Song Books hören, zeitgenössischen Tanz junger Choreografen sehen, aber auch interessante Begegnungen erleben: Zum ersten Mal werden das Ensemble Modern und die Dance Compagnie zwischen ihren individuellen Auftritten gemeinsam improvisieren (Samstag 24. Juni ca. 20 Uhr). In vielen Räumen und Fluren sind Kunstwerke, Bühnenbilder und Installationen aufgebaut, tagsüber gibt es gelegentlich Vorträge.

Das Festival habe keine Botschaft, sagen die Veranstalter, die Vielfalt - neudeutsch Diversität - ist ganz offensichtlich das Ziel. 

Fotos: © Hanswerner Kruse
Probe zur Choreografie „Whole“ der Tänzerin Daphne Fernberger, ebenfalls im Blümchendress Ulysse Zangs

Info:
Programm www.frankfurt-lab.de