arch et5 Urne Dame VOLTAusstellung: GÖTTER DER ETRUSKER im Archäologischen Museum Frankfurt bis zum 4. Februar 2018, Teil 3

Gerhard Wiedemann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir haben über das Gegenwärtigsein der Etrusker in unseren Museen und in den Kunstkatalogen berichtet und nun soll es endlich ausführlich um die Frankfurter Ausstellung gehen, deren Besonderheiten sowohl das Thema der Götter darstellt, wozu es noch nie eine Ausstellung gab, und die außerordentlich bedeutsamen Leihgaben aus Italien.

Es sind geheimnisvolle Bereiche einer der zivilisiertesten Kulturen des antiken Europas, die zu Zeiten der Griechen blühte und von deren Blüte die Römer dann partizipierten, bis sie sich sowohl Bevölkerung wie auch Kultur einverleibten. Bis heute faszinieren die Funde aus etruskischen Heiligtümern und Gräbern Wissenschaftler wie Laien, doch bereits in der Antike galten die Kulte und Bestattungspraktiken der Etrusker als einzigartig. Religion und Kult bildeten für sie feste Bestandteile des Alltags.

Hochrangige archäologische Funde aus Museen in Nord- und Mittelitalien sowie aus den Sammlungen des Archäologischen Museums Frankfurt, die zum Teil erstmals öffentlich gezeigt werden, führen die Besucher in die vielgestaltige Welt der Religion und Jenseitsvorstellungen der etruskischen Zivilisation. Man entdeckt dabei eine fremde Welt voller Götter und Dämonen, verbunden mit geheimnisvollen Ritualen; eine Welt, in der die Menschen in ständigem Dialog mit den Göttern und dem Heiligen standen. Beinahe jeder Aspekt des täglichen Lebens war für die Etrusker von einem tiefen religiösen Sinn durchdrungen. Sie erlebten die Ereignisse jeden Tages als Ausdruck göttlichen Willens, der das Diesseits wie das Jenseits bestimmte.

Das Entscheidende ist die absolute Priorität, die die Religion für alle Lebensbereiche beanspruchte, was die Etrusker als Auszeichnung und ihre Verbindung zum Göttlichen verstand. Verschiedene Sektionen beleuchten jeweils einen besonderen Aspekt der etruskischen Religiosität. Den Einstieg bildet ein Überblick über die Grundzüge ihrer religiösen Vorstellungen und ihres kosmologischen Konzepts. Diese wurden im Lauf der Jahrhunderte stark von griechischen Traditionen beeinflusst und prägten in der Folge nachhaltig die Entwicklung der römischen Religion.

In der zweiten Sektion wird der „heilige Raum“ thematisiert, die Tempel und das religiöse Leben in den Heiligtümern. Kultische Praktiken der Etrusker stehen im Mittelpunkt der nächsten Sektion. Die Römer schätzten dabei besonders ihre Kenntnisse bei Weissagungs- und Totenritualen. Mit Hilfe solcher Handlungen glaubten die Etrusker, den Willen der Götter deuten und beeinflussen zu können. Die beiden letzten Abteilungen widmen sich den Vorstellungen vom Leben im Jenseits und den Totenritualen. Die reichen Beigabenensembles etruskischer Gräber bezeugen die Vorstellung von einer Weiterexistenz nach dem Tod. Für diese stattete man die Verstorbenen mit allen notwendigen Dingen aus. Die ausgestellten Funde aus Gräbern und Heiligtümern gewähren einen lebendigen Einblick in das alltägliche Leben von Frauen, Adligen und Kriegern in der etruskischen Gesellschaft.

Weitere archäologische Funde aus der Welt der Etrusker bietet die Dauerausstellung des Archäologischen Museums. Herausragende Frankfurter Objekte dabei sind die aus italischen Werkstätten stammenden Bronzegefäße im Grab des Frankfurter „Keltenfürsten“ aus der Zeit um 700 v. Chr.

Themen vertiefende Einblicke bietet das Begleitprogramm mit Vorträgen und Veranstaltungen. Kinder können mit dem Aktionsheft zur Sonderausstellung die vielgestaltige Götterwelt der Etrusker entdecken.

Foto: Aschenkiste mit Deckel „Dame“
Eine reich gekleidete etruskische Dame liegt wie zu einem Bankett auf Kissen gebettet darnieder und bildet somit den Deckel einer Aschenurne; sie stellt wahrscheinlich die Verstorbene dar. Volterra; Alabaster; 2. Jh. v. Chr.
© Archäologisches Museum Frankfurt