H berlinaleBeim Hessenempfang auf der 69. Berlinale, Teil 1/2

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Zugegeben, der Empfang in der Hessischen Landesvertretung ist nicht einer der wichtigsten der Branche im Rahmen der Berlinale. Aber sicher einer besonders netter. Hessen möchte so gerne Filmland sein und darüberhinaus, Land von "kreativer Filmschaffender, engagierter Kinos und attraktiver Festivals" - und das ist auch nicht falsch, denn auf dem Wege sind die Hessen allemal.

Der Berlinale-Empfang der Hessischen Landesregierung hatte am Dienstag auch Filmstars sowie erfahrene Filmschaffende sowie den Nachwuchs in die Hessische Landesvertretung zum Austausch und zur Vernetzung gelockt. Die Hessische Ministerin für Kunst und Wissenschaft Angela Dorn begrüßte auf dem Empfang zahlreiche Gäste der Branche. Dennenesch Zoudé, Edgar Selge, Aglaia Szyszkowitz, Friedrich Liechtenstein und Florian Bartholomäi feierten genauso mit wie David Rott, Inka Friedrich und Lisa Martinek.

Für die Eingeweihten war aber eine andere Begebenheit genauso wichtig, oder noch wichtiger. Es hatte nämlich nicht wie sonst, der Minister für Kunst und Wissenschaft, der in dieser Legislaturperiode also eine Frau von den Grünen ist, den Redereigen eröffnet, sondern Lucia Puttrich, seit 2014 die der CDU angehörende Hessische Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und damit auch Hausherrin der Hessischen Landesvertretung in Berlin. Wir staunten. Denn wir hatten sie bei den bisherigen hessischen Empfängen zur Berlinale noch nie gesehen. Kein Wunder. Denn in den letzten Jahren war ja dieses Ministerium fest in CDU-Hand. Erst Eva Kühne-Hörmann, dann ab 2014 Boris Rhein, zudem einer der profiliertesten CDU Politiker Hessens, der schon andere Ministerämter ausfüllte und nun als Präsident des Hessischen Landtags eine Rolle spielt. Da war wohl die Anwesenheit der für die Vertretung zuständigen Ministerin nicht so wichtig - oder wie? 

Daß auf jeden Fall Frau Puttrich nach fünf Jahren im Amt das erste Mal auftaucht, als die grüne Ministerin ihren ersten Auftritt hatte, ist schon bemerkenswert und auch, wie die Regie damit umging. Denn nach der Einführung durch den Moderator und die Begrüßung durch die Hausherrin, gab es erst einmal einen Film, der das Filmland Hessen herausstellte. Da man Ministerworte auf die Goldwaage legen muß, es kann ja sein, daß man sie irgendwann einmal einfordern muß, wollen wir einige Ankündigungen von Ministerin Dorn wörtlich wiedergeben. „Um die Filmförderung noch attraktiver und flexibler zu machen, wollen wir die Bürgschaftsmittel sukzessive in Filmfördermittel umwandeln. Außerdem wollen wir bestehende Verfahren einfacher machen, damit Zeit und Energie in Kunst und nicht in Bürokratie fließen. Ein wichtiger Schritt hierfür war auch die Gründung der HessenFilm und Medien GmbH im Jahr 2016. Essentiell für eine lebendige Filmlandschaft ist es, viele Menschen für die Magie des Kinos zu begeistern. Auch deshalb ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Förderung für die Filmfestivals zu erhöhen“, so Ministerin Dorn. „Für die Kinoförderung im ländlichen Raum wollen wir Kinobetreiber darin unterstützen, mobile Angebote einzurichten – zum Beispiel Wanderkinos, die im Gemeindehaus Halt machen.”

Es soll die Förderung für Filmfestivals nicht nur erhöht werden, sondern es soll eine Verdoppelung eintreten. So sind zumindest die Pläne des Ministeriums, die sie in den Haushalt einbringen werden und Verbündete suchen. So lange wird mit Recht auch auf Erfolge verwiesen, die die Ministerin hierin sieht: „Hessen hat sich zu einem erfolgreichen Filmstandort entwickelt.” Sie freue sich, dass mit „Born in Evin“ eine hessisch geförderte Produktion in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ zu sehen ist. Ein weiterer hessischer Programmpunkt beim größten Deutschen Filmfestival ist Recha Jungmanns „Etwas tut weh“, den die preisgekrönte Kinothek Asta Nielsen e.V. in Kooperation mit dem Deutschem Filminstitut & Filmmuseum digital restauriert hat und der nun in der Retrospektive „Selbstbestimmt: Perspektiven von Filmemacherinnen“ gezeigt wird. Der Spielfilm „Atlas“ und der Animationsfilm „Pettersson und Findus – Findus zieht um“ sind in der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis und in der Kategorie „Lola at Berlinale“ am Start.

Die Nachhaltigkeit bei Film und Kino spielt im Jahr 2019 eine immer größere Rolle. Auch darauf reagiere das Land, betonte Ministerin Dorn: „Wir wollen den Preis für nachhaltiges Kino fortführen und die nachhaltige Filmproduktion unterstützen – zum Beispiel mit einem Gütesiegel ‚Grüner Drehpass‘.“

Im Zuge des digitalen Medienwandels wird Hessen auch die Digitalisierung des Filmerbes unterstützen: „Das Deutsche Filminstitut in Frankfurt und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden pflegen wichtige Bestände deutscher Filmgeschichte – zum Großteil auf analogen Trägern. Um dieses Erbe weiter lebendig zu halten, werden wir unseren Beitrag für das von Bund, Ländern und Filmwirtschaft ab 2019 startende Programm zur Digitalisierung leisten“, kündigte die Ministerin an.

„Hessen bietet die Vorteile einer modernen Filmlandschaft: Kinos, die dem Publikum sowohl Nischenfilme als auch Blockbuster bieten, kreative Unternehmen mit modernster Postproduktion und Locations, die faszinieren und die Kulisse für erfolgreiche Filme und Serien liefern. Mit unserer Präsenz auf der Berlinale zeigen wir, dass Hessen als Filmland Hessen eine wichtige Rolle spielt“, so die Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn.

Foto:
Ministerin Angela Dorn (rechts) mit Schauspieler Florian Bartholomäi und Autorin Heike-Melba Fendel
© Markus Nass