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Kategorie: Kulturbetrieb
k kulturf stipendiumStätten der Moderne in Kattowitz/Katowice und Gleiwitz/Gliwice. Termin: 27.-30. Mai 2019

Konrad Daniel

Berlin (Weltexpresso) - Oberschlesien hat eine wechselvolle Geschichte: Am östlichen Rand des deutschen Kaiserreiches gelegen, war die Region spätestens seit dem 19. Jahrhundert geprägt von deutschem und polnischem Nationalismus, der von außen in die Region getragen und von aktiven Minderheiten der Bevölkerung zunehmend aufgegriffen wurde.

Der nach dem Ersten Weltkrieg geschlossene Vertrag von Versailles rückte das Industriegebiet um Kattowitz, Gleiwitz, Hindenburg/O.S. und Beuthen/O.S. ins Licht der Weltöffentlichkeit, denn den Streit um dessen nationale Zugehörigkeit führten beide Seiten mit aller Härte. Die bürgerkriegsartigen Zustände in der Region dauerten bis 1921 an. Der Völkerbund entschied nach einem Plebiszit, Oberschlesien zwischen Deutschland und Polen aufzuteilen. Mitten durch eine eng verflochtene Industrieregion verlief ab 1922 die neue deutsch-polnische Staatsgrenze.

Sowohl in der preußischen Provinz Oberschlesien auf deutscher als auch in der Woiwodschaft Schlesien auf polnischer Seite entfaltete sich in den zwanziger und dreißiger Jahren eine gesteigerte Bautätigkeit: Administrations- und Wohngebäude entstanden, die nicht allein den alltäglichen Bedürfnissen einer Region entsprachen, die sich nach ihrer Teilung neu organisieren musste. Der Bauboom sollte auch politische Signale aussenden. Das polnische Katowice und die deutsche Dreistadt Gleiwitz-Hindenburg-Beuthen/O.S. verwandelten sich unter den Vorzeichen nationaler Reorganisationswünsche in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in ein Experimentierfeld der Architekturmoderne. Die Ergebnisse dieses Experimentes prägen die Stadtbilder bis heute.

Anhand der Entstehungs- und (Um-)Nutzungsgeschichte einzelner Bauten sollen Schlaglichter auf das in der Zwischenkriegszeit geteilte Oberschlesien geworfen werden.

Eigenheiten im Bau auf deutscher und polnischer Seite werden herausgearbeitet und miteinander verglichen. Im Mittelpunkt steht die Analyse einzelner Gebäude der Architekturmoderne in Katowice und Hindenburg/O.S. (nach dem II. WK wieder Zabrze).

Die TeilnehmerInnen werden die beiden Städte und ihr architektonisches Erbe zunächst auf Grundlage von Fotografien, Texten und Filmen kennenlernen und sodann vor Ort gemeinsam erkunden. Gespräche mit (Kunst-)Historikern über die Region selbst, die Entstehungszeit der modernen Bauten und ihre Einbettung in den geschichtlichen Kontext bilden den Rahmen.


Teilnahme:

Die Exkursion richtet sich an deutsche und polnische Studierende und Multiplikatoren mit Interesse an transnationaler Geschichte und deutsch-polnischer Beziehungsgeschichte sowie an Architektur und Stadtplanung. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Exkursionssprache ist deutsch, es wird einen deutsch-polnischen Sprachmittler geben.

Leistungen:

3 Übernachtungen in Katowice in einer Jugendherberge incl. Frühstück und Verpflegung vor Ort (Mittag- und Abendessen)
Fahrten und Eintritte vor Ort
Arbeitsmaterialien

Nicht inbegriffen:

Kosten und Organisation der An- und Abreise nach und von Kattowitz/Katowice
Vorbereitung der TeilnehmerInnen:

Alle erhalten einen Reader mit Informationen zur Stadtentwicklung und Architektur. In kleinen Teams (2-3 Personen) werden im Vorfeld unter Mithilfe der Organisatoren Porträts zu einzelnen Gebäuden bzw. Stätten/Städten erarbeitet, die vor Ort präsentiert werden.



Programm:

27.5.2019, Montag

ab 16:00 Uhr
Ankunft der TN in Katowice

18:30 Uhr
Abendessen, Kennenlernen, Einführungsvortrag zur Region Oberschlesien von Vasco Kretschmann

28.5.2019, Dienstag

8.30-9.15 Uhr Fahrt nach Gliwice
9.15–11:30 Uhr Eichendorff-Liceum, Zentralfriedhof (Karl Schabik)
11:30–13 Uhr Führung über den Neuen Jüdischen Friedhof und durch die Ausstellung in der Begräbnishalle (Max Fleischer)
13–14.30 Uhr Mittagspause
14:30–15 Uhr Gliwice: Seidenhaus Weichmann (Erich Mendelsohn)
15.30–16.30 Uhr Gliwice: Bergwerksgebäude (Georg und Emil Zillmann)
16.30–17.30 Uhr Input: Geschichte bauen. Sachlichkeit und Nationalisierung Ende I. WK
17.30 Uhr Fahrt nach Katowice
19:00 Uhr Abendessen


29.5.2019, Mittwoch

9.00–9.30 Uhr Katowice: Haus der Eisenbahndirektion (Tadeusz Michejda)
10–11.30 Uhr Führung Schlesisches Museum
11.30–12.30 Uhr Input: Stadtentwicklung Oberschlesien heute
12.30–14.00 Uhr Mittagspause
14.00–18.30 Uhr Katowice: Wolkenkratzer (Tadeusz Kozlowski, Stefan Bryła), Christkönigskathedrale (Zygmunt Gawlik, Franciszek Mączyński), Sejm (Ludwik Wojtyczko, Kazimierz Wyczyński, Piotr Jurkiewicz, Stefan Żeleński), Führung Nikiszowiec vom Muzeum Historii Katowiec
19.30 Uhr Abendessen


30.5.2019, Donnerstag

9.00 Uhr Zusammenfassung, Evaluation, Fragen
11.00 Uhr Abfahrt

Foto:
Gebäude des schlesischen Sejms in Kattowitz, © Deutsches Kulturforum östliches Europa,
© Marek Kruszewski, Braunschweig

Info:
Anmeldung:

Bitte einen halbseitigen Lebenslauf mit einer knappen Begründung des Interesses an der Studienreise bis zum 30. April 2019 an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Eine Kooperationsveranstaltung des Kulturreferenten für Oberschlesien am Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen und des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam.