wpoGame Art 2316Digitales erweitert die Spannweite der Ausstellung "KunstSpieleKunst" in Kleinsassen

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - In ihrer aktuellen Ausstellung „KunstSpieleKunst“ hat die Kunststation auch eine kleine Halle mit digitalen Spielen und Computergrafik des Künstlers Sebastian Stamm (36) eingerichtet. Begleitend dazu bot er einen Workshop für Jugendliche an und diskutierte nach einem Vortrag mit kritischen Erwachsenen.

Mit Kopfhörern kann man in der Spielhölle einem skurrilen Hörspiel lauschen, dazu auf dem Monitor passende aber eigenwillige Grafiken ansehen: Menschen sind auf einem Planeten gelandet und versuchen sich zu orientieren - oder stecken sie in einer Zeitreise fest, weil sie plötzlich auf Dinosaurier treffen?

Jedoch bei Stamms Computerspielen, ebenfalls mit toller Grafik, verliert man als Älterer schnell die Lust. Es sind weder Ziele noch Regeln erkennbar: Ständig explodiert der kleine Cursor oder ein Männchen stürzt in Schluchten, wenn man an der Steuerung herumfummelt. Jugendliche kommen (angeblich) besser mit solchen Spielen klar - so der Erwachsenenmythos. Aber sie begreifen, ohne Kenntnis der Schachregeln, die Kunstschachspiele von Martin Schwarz in der Halle nebenan bestimmt nicht. Immerhin hat Stamm mit Jugendlichen in seinem Workshop Spiele entwickelt, die bald auf der Webseite der Kunststation genutzt werden können.

Radikal grenzt sich der Künstler von Baller-, Gewalt- und sonstigen kommerziellen Computerspielen ab, von den Dark Games, die Erwachsenen so viel Sorgen machen. Sie sollen ja zu Sucht, Gewaltbereitschaft oder Empathielosigkeit führen, obwohl das nicht wissenschaftlich belegt ist. Er selbst arbeitet an Independent Games, an Spielen mit bitteren, skurrilen oder kritischen Inhalten: Ein Muslim versucht in die USA einzureisen. Der Nutzer muss einem Faultier helfen nicht gefressen zu werden. Oder man soll in einer fremden Welt mit Flöten kommunizieren.

Stamms Arbeiten und Ideen erweitern die Spannweite der Kleinsassener Spiel-Ausstellung erheblich. Doch ist die Hochzeit des Digitalen mit guter Grafik das Wegweisende seiner Game Art? Der Künstler und Professor einer Berliner Kunsthochschule weiß selbst nicht, wohin die technischen Innovationen führen. Darum untersucht er auch gemeinsam mit seinen Studenten das Neue, das sich lediglich zeigt aber noch nicht entfaltet hat. Sie erforschen welche erzählerischen und stilistischen Erneuerungen sich aus der Verschmelzung beider Medien entwickeln könnten:

Digitale Spiele werden nicht nur grafisch immer besser und inhaltlich interessanter. Vielmehr ermöglicht das gemeinsame und/oder mobile Agieren mit Smartphones völlig neue Dimensionen des Spiels. Darüberhinaus schaffen elektronische Masken ein fast reales Erleben der virtuellen Realität. Dieses Feld nicht nur dem Kommerz zu überlassen ist ein großes Verdienst der Game Art.

Info:
Die Ausstellung „KunstSpieleKunst“ ist noch bis zum 25. August in der Kunststation Kleinsassen zu sehen.

Foto:
© Hanswerner Kruse
- Ein Kind probiert Sebastian Stamms Spiele
- Künstler Sebastian Stamm hält seinen Vortrag

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