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Kategorie: Kulturbetrieb
bar tier3Tigerpalast zu Gast in Bad Homburg

Barbara Weber 

Bad Homburg (Weltexpresso) -  „Das größte Varieté-Theater Europas“ nannte Johnny Klinke, der Mitgründer des Tigerpalastes und Moderator des Abends, das ausverkaufte Kurtheater in Bad Homburg. Da es Platz für über 700 Zuschauer bot und bei jeder der Shows am 8. und 9. September ausverkauft war, wird das wohl zutreffen. In Zusammenarbeit mit der Francois-Blanc-Spielbank präsentierte der Tigerpalast bereits zum vierten Mal sein Premieren-Programm in der Kurstadt.

Die Gründer und Direktoren Margarete Dillinger und Johnny Klinke kommen immer wieder gern und brachten auch diesmal herausragende Artisten der Weltelite mit. Für manche Acts war es sogar eine Welturaufführung in Bad Homburg.

bar tiger2Die Show begann mit der spanischen Artistin Vanessa Alvarez und ihrer anspruchsvollen Antipoden-Jonglage. Auf dem Rücken liegend jonglierte sie zu Flamenco-Klängen mit den Füßen kleine Teppiche und sogar eine Gitarre. Fast genauso alt wie der Tigerpalast, der im September 1988 eröffnet wurde, ist der Strapatenkünstler Sergey Akimov, der – inspiriert vom klassischen russischen Ballett – einen Tanz in den Lüften zeigte. Strapaten sind in der Luftakrobatik verwendete Bänder, die an der Decke befestigt sind.

Eine frappierende Show boten Elena und Victor Minasov. In Sekundenschnelle wechselten die Meister des „Quick Change“ ihre Kleider und Anzüge. Ein Schwung mit dem Tuch, ein Wedeln der großen Fächer und schon erschienen sie in einem neuen Dress. So mancher Besucher mag gedacht haben: „Wenn mein Partner sich nur auch so schnell umziehen könnte...!“ Die Trapezkünstlerin Kristina Bautina zeigte Ihre außergewöhnliche Trapez-Darbietung, die bereits mit vielen internationalen Festival-Preisen ausgezeichnet wurde. Mit Eleganz und Charme verkörpert sie zurzeit die Weltspitze des modernen Trapezballetts.

Der erst 18jährige Alexander Mitin bot Kontorsions-Kunst auf höchstem Niveau. Johnny Klinke hatte den jungen Russen beim European Youth Circus in Wiesbaden entdeckt und sofort für seine Show engagiert. Anton Monastyrsky, der „Herr der Ringe“, gehört zu den besten Reifenakrobaten der Welt. Er hatte seine Karriere ebenfalls im Tigerpalast begonnen und begeisterte die Zuschauer mit seinen präzisen und eleganten Bewegungen.

bar tiger1Für Momente zum Schmunzeln und Staunen sorgte Alex Jorgensen mit seinem „Kollegen“ Barti, einer Marionette. Der Däne hauchte ihr Leben ein – und das so perfekt, dass man manchmal fast vergaß, dass Barti nur eine Puppe ist. Mit Hingabe und Leidenschaft spielte er verschiedene Instrumente. Der brillante Marionettenspieler Alex Jorgensen ist in der Lage, der Marionette auch allerfeinste Bewegungen, zum Beispiel der Augen, der Nase und der Finger zu verleihen. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und großer Virtuosität spielte Barti so Klavier und Gitarre und begeisterte die Zuschauer.

Mit den vier Pellegrini Brothers kehrten die berühmten Handstand-Akrobaten zurück in den Tigerpalast, wo ihre Weltkarriere auch begann. Mit Kraft, Balance und außergewöhnlicher Körperbeherrschung bauten sie menschliche Pyramiden, die die Zuschauer staunen ließen. Nicht umsonst sind sie Preisträger des Goldenen Clowns des Zirkusfestival Monte Carlo - der höchsten Anerkennung für Artisten.

Musikalisch begleitete die in New York ausgebildete Sängerin Anna Krämer die Show. Sie überzeugte mit großer Stimme, wechselnden Kostümen und grandiosen Interpretationen von Hits wie „Mackie Messer“ oder „Imagine“. Zum Abschluss dankte Johnny Klinke auch den Mitarbeitern hinter den Kulissen, wie beispielsweise Lichtdesigner Palle Palmé, der jeden einzelnen Künstler effektvoll in Szene setzte.

Welche Bedeutung das Varieté für manche Menschen haben kann, sieht man auch an einem Zitat von Franz Kafka: „Ich sagte mir: Setze alle Kraft an, um ins Varieté zu kommen; das ist der Ausweg.“ Für den Tigerpalast waren die Shows in Bad Homburg auch in diesem Jahr allerdings nicht der Ausweg, sondern der Beginn des Weges in eine neue Saison, die anschließend in Frankfurt im Stammhaus fortgesetzt wird.

Fotos:
© Barbara Weber