Drucken
Kategorie: Kulturbetrieb
PoetikPlakat Ransmayr 1 scaledDer österreichische Schriftsteller wird  neuer Preisträge des Ludwig Börne Preises 2020 und ist  diesjähriger Poetikdozent der Goethe-Universität 

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie erinnern sich? Der Ludwig Börne Preis ist kein durch eine Jury vergebener Preis. In Anlehnung an Börnes einzigartige Bedeutung als Wahrer von deutlichen Worten in Zeiten der Verfolgung von Meinungen im 19. Jahrhundert, paßt es zum Meister der spitzen Feder, die ihm in deutschen Landen immer wieder verboten wurde, das nur einer sagt, was Sache ist: das ist in diesem Jahr als Preisrichter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. den Ludwig-Börne-Preis 2020. Als Preisträger hat er den österreichischen Schriftsteller und Essayisten ausgewählt.

"Die Reden und Reportagen Ransmayrs zeichnen sich durch genaue Weltbeobachtung und tiefe Menschlichkeit aus. In Zeiten geprägt von Uneinigkeit und Abgrenzungen hält er auf emphatisch-aufklärerische Weise das Einende hoch. Weder Nation, noch Konfession, noch Stand, noch Geschlecht sind es, die für ihn zählen, sondern allein die Gleichheit der Menschen und das Geheimnis der Existenz" schreibt der Bundespräsident in seiner Begründung.

Der Preis, der an den jüdischen Schriftsteller und Essayisten Ludwig Börne erinnert, wird im Rahmen einer Feierstunde in der Frankfurter Paulskirche am 17. Mai überreicht und ist mit 20 000 € dotiert. Bisherige Preisträger waren u.a. Marcel Reich-Ranicki, Joachim Gauck, George Steiner und im letzten Jahr Eva Menasse. Die Ludwig Börne Stiftung managt dies alles.


Kulturdezernentin Hartwig gratuliert dem österreichischen Schriftsteller Christoph Ransmayr zum Ludwig-Börne-Preis

Die Frankfurter  Kulturdezernentin Ina Hartwig reagierte unmittelbar und würdigt den 1954 im oberösterreichischen Wels geborenen Schriftsteller als wichtigen Vertreter der literarischen Postmoderne. „Christoph Ransmayr zählt zweifellos zu den herausragendsten und eigenwilligsten Stimen seiner Generation. Seine brillanten Romane bilden die Welt nicht mimetisch bloß ab, sie durchdringen und bereichern sie. Zudem beweisen sie, dass literarischer Anspruch und Popularität einander nicht ausschließen müssen.“

Die Laudatio hält Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der als diesjähriger Preisrichter auch den Preisträger ausgewählt hatte. Mit Blick auf die Begründung des Bundespräsidenten, der Ransmayrs „tiefe Menschlichkeit“ hervorhob, sagt die Kulturdezernentin: „Christoph Ransmayrs gesamtes Wirken und Schaffen zeugt von einem humanistischen, aufgeklärten Menschenbild in der Tradition Ludwig Börnes. Er ist ein würdiger Träger dieser renommierten Auszeichnung.“


Gleichzeitig und unabhängig von einander  - aber Zufälle gibt's ja nicht - ist Christoph Ransmayr diesjähriger POETIKDOZENT der Frankfurter Poetikdozentur, die darüber hinaus ihren 60jährigen Bestand feiert. 60 Jahre Frankfurter Poetikdozentur - das sind 60 Jahre Literaturgeschichte mit 80 Dozenturen bzw. Vortragsreihen inklusive einer zehnjährigen Unterbrechung. Wir werden noch darüber berichten. Unten die diesjährigen Termine.


Kommentar: Erst einmal überraschend, daß Frank-Walter Steinmeier Christoph Ransmayr auswählte und man würde gar zu gerne wissen, wer noch in die engere Auswahl bei ihm kam und wie sehr Steinmeier überhaupt im literarischen Geschäft beheimatet ist. Christoph Ransmayr ist ein Urgestein der deutschen Literatur, der keiner modischen Strömung unterliegt, sondern sagt, was für ihn Sache ist. 
Uns stört allerdings leicht, daß die Stiftung dazu neigt, öffentliche Würdenträger zur Preisvergabe auszusuchen. Das bringt zwar immer einen prominenten Laudator mit sich, aber das hat dieser Preis gar nicht nötig, der wirklich einen der großen mutigen Männer ehrt, der eine Funktion ausübte, die heute oft Frauen haben: den Mund an der richtigen Stelle aufzumachen, dort, wo es wehtut, weil es die Wahrheit ist.


Foto:
Plakat
© uni-frankfurt.de

Info:
Termine der Veranstaltungen:

Poetikvorlesung
"Unterwegs nach Babylon":
Samstag, den 07.03.2020
Campus Westend, Hörsaalzentrum, Audimax (HZ1&2)
Beginn um 18.00 Uhr c.t. / Einlass ab 17.30 Uhr / Eintritt frei

Abschlusslesung im Literaturhaus Frankfurt am Montag, den 09. März 2020 ab 19:30 Uhr (Eintritt: 12 € / 8 €)

Begleitende Vortragsreihe (öffentlich)
"Christoph Ransmayrs Poetik":
Di, 21. Januar 2020 (18 Uhr): Monika Schmitz-Emans (Bochum): „Enzyklopädische Strategien bei Ransmayr“.

Di, 28. Januar 2020 (18 Uhr): Doren Wohlleben (Marburg): "Christoph Ransmayrs kosmopolitische Kalligrafie: Stil und Kritik".
Di, 4. Februar 2020 (18 Uhr): Eva Maria Konrad (Frankfurt): „daß [...] immer noch eine andere Welt existieren mußte“. Zu Christoph Ransmayrs Poetik des Kontrafaktischen.
Die begleitende Vortragsreihe findet statt im Raum SH 1.101 (Seminarhaus Campus Westend)