krimi20 auerDeutsches FernsehKrimi-Festival in Wiesbaden mit dem Auftakt am 1. März mit Ehrenpreisvergabe, Teil 5

Claudia Schulmerich

Wiesbaden (Weltexpresso) – Doch nun zum eigentlichen Ereignis: der Preisverleihung des Ehrenpreises, der erst zum zweiten Mal verliehen wird, als Auftakt des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals, das zum 16. Mal stattfindet und in Cathrin Ehrlich eine emsige und gut gelaunte Festivalleiterin besitzt.

So gingen auch die der Preisverleihung voranstehenden Präliminarien flott und unterhaltsam über die Bühne, was deshalb erwähnenswert ist, weil in der Regel Politikerworte nicht lautes Lachen und befreiende Zustimmung aus dem Publikum erhalten. Das muß man Nichtwiesbadener allerdings erklären. Gert-Uwe Mende, seit Juli 2019 neuer Oberbürgermeister, der die Gäste begrüßte, ging auf den realen Krimi in der Landeshauptstadt Wiesbaden ein, den die Wiesbadener hinter sich haben, einen Riesenwirbel, der um den zuvorigen, sehr beliebten, aber auch recht leichtsinnigen OB Jens Gerich ging und zu seinem Amtsverzicht führte. Dieser Wiesbadener Polit-Skandal mündete in ein Theaterstück OJE, HERR OB! Dort kamen die krimi20 gesamtUmstände – zu große Nähe, ja Abhängigkeit von einem Unternehmer und dem Oppositionsführer - seiner Amtsführungsprobleme dezidiert zur Sprache. Das wurde alles ein großer Erfolg, weshalb der neue OB nun die Lacher auf seiner Seite hat, wenn er feststellt, daß die Politik wieder langweilig ist – zumindest für Krimistückeschreiber.

Die Jury dieses Preises, die ebenfalls vorgestellt wurde, besteht aus der ehemaligen Fernsehspielchefin des HR und Mitbegründerin des Festivals Liane Jessen, dem Journalisten Knut Elstermann und der Festivalleiterin Ehrlich. Die Begründung und damit Laudatio brachte Liane Jessen mit der Vorbemerkung, daß ihre Aufgabe eigentlich damit erledigt sei, zu sagen, daß die Darsteller ihre Figuren hervorragend gespielt hätten und man sich das Ganze nur anschauen müßte, das zum Besten gehöre, was im Fernsehen zu sehen sei.

Dann wurde es doch mehr Worte, aber angenehme, die von der Schönheit mit melancholischer Traurigkeit (wer wohl?) handelten, auch Petzolds Filme als welche des Suchens und Verirrens qualifizierte, wo der Weg wichtiger sei als das Ziel, in der Art zutiefst romantisch „herzzerreißend und zum Weinen schön“. Und sie sprach vom gestalteten Pathos und es kamen so schöne Um- und Beschreibungen des Spiels der beiden Auserwählten, in den Filmen sowohl Polizeipartner wie auch zartes und gefährdetes Liebespaar.

Nach Ausschnitten aus den Filmen und der Überreichung der Preisskulptur kam die Stunde der Danksagung. Matthias Brandt vermittelte, daß er wie jeder Schauspieler erschrickt, wenn man einen Ehrenpreis erhält. Einerseits: Ist denn alles schon zu Ende? Andererseits ist er längst in anderen Rollen drinnen, die damalige Rolle ist weg, nicht mehr präsent und muß erinnert werden. Das allerdings falle ihm nicht schwer, weil die Dreharbeiten der Trilogie mit Christian Petzold eine große Sache waren, nicht oft habe man Drehbücher von solcher Qualität,das sei das Geschenk Nummer Eins. Das zweite Geschenk war die Besetzung seiner Gefährtin mit Barbara Auer, wo es vom ersten Tag an, ein gegenseitiges Verständnis gab, was er nicht oft erlebt hat, wo man sich im Spiel nichts mehr vornehmen muß, es läuft. Er habe eigentlich nur reagiert, auf die Augen und die Seele seiner Partnerin. Na, das ging dem Publikum runter wie Öl.

Es hatte übrigens eine zweite Laudatio von Matti Geschonneck gegeben, der als Überraschung aus dem Hut gezaubert worden war. Und Barbara Auer bedankte sich auch.

Anschließend wurde die BR-Produktion „Polizeiruf 110 – Kreise“ gezeigt. Zum Festivalauftakt fand bereits um 17 Uhr im Foyer der Caligari FilmBühne die Ausstellungseröffnung mit Fotografien zu „Die Macht der Hände“ in Anwesenheit der Künstlerin Heidi Schade statt. Daß mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Barbara Hendricks eine so bekannte und für unsere Region wichtige Person als Laudatorin gekommen war, freute alle die besonders, die darum wissen, wie aktiv ihr Einsatz zum Erhalt der Frankfurter Rundschau (FR) war.

Demnächst mehr.

Foto:
Titel: die Preisträger auf der Bühne
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Text: Regisseure Christian Petzold und Matti Geschonneck (Laudator), Cathrin Ehrlich (Festivalleiterin), Liane Jessen (Jury zum Ehrenpreis & Laudatorin), Cornelia Ackers vom BR und die Ehrenpreisträger*innen Barbara Auer und Matthias Brandt
© Redaktion

Info:
Das Festival läuft bis 8. März