KL MonTresor Sedimentkern Baerlappgew PresseDas Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt die Ausstellung "Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland", 8. November 2020 bis 27. Juni 2021

Felicitas Scubert

Saarbrücken (Weltexpresso) - Mit "Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland" richtet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte den Blick programmatisch auf eine europäische Kernregion. Die Ausstellung präsentiert ab Sonntag, den 8. November 2020 bedeutende Schätze aus dem Saarland sowie seinen Nachbarländern: Herausragende Objekte der Archäologie, Technik und Kunst vom Saarkarbon bis heute, aber auch überraschende Funde verdeutlichen die kulturelle und humane Dimension dieser multinationalen Weltgegend.

Der Titel „Mon Trésor“ ist dabei wörtlich zu nehmen. Denn: Jeder Schatz ist zuallererst privater Natur, auch wenn er später zu nationalem Kulturgut wird. „Mon Trésor“ wählt damit einen persönlichen, subjektiven Ansatz. „Mein Schatz“, das kann ein Gegenstand sein, ebenso aber ein Baum, Tier oder Mensch. Für die BesucherInnen stellt sich damit die Frage: Was ist überhaupt ein Schatz? Was ist wann warum bedeutend? Und was ist mir persönlich wirklich wichtig?

„Am Beispiel der Schätze der SaarLorLux-Region werden in dieser Ausstellung exemplarisch universelle Fragen für jeden von uns verhandelt“, konstatiert Dr. Ralf Beil, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.


Schatzkammer Europas

„Mon Trésor“ ist eine Ausstellung der gesamten Großregion. Weder Kelten noch Römer kannten ein festumrissenes „Saarland“, die Grenzziehung hat sich über Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert. Verbunden sind das heutige Saarland, Lothringen und Luxemburg insbesondere durch die gemeinsame Industriekultur. Das Erz in Lothringen, die Kohle an der Saar, das war die Ausgangssituation bei der Gründung der Völklinger Hütte, die auch im weiteren Verlauf ihrer Geschichte prägend blieb. Von der europäischen Dimension der Großregion zeugen in „Mon Trésor“ Keramiken aus Sarreguemines, Schmuckpreziosen aus dem Musée Lalique oder etwa die Rekonstruktion des Luxemburger Weltdokumentenerbes, der bahnbrechenden Fotoausstellung „Family of Man“. Ort der Ausstellung ist die auratische Gebläsehalle: Sie ist das größte Exponat der Schau. „„Mon Trésor“ ist eine veritable Wunderkammer der Gegenwart, eine Schatzhalle der Geschichte und Geschichten aus der Mitte Europas“, so Generaldirektor Dr. Ralf Beil.


Der Aufruf zu "Mon Trésor"

Die Ausstellung „Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland“ erzählt insbesondere von Emotionen und Geschichten hinter den Objekten.Man zeigt die gemeinsamen Schätze und fragen zugleich: Was ist Ihr Schatz? In diesem Sinne hat das Museum einen Aufruf an alle SaarländerInnen sowie BewohnerInnen unserer europäischen Großregion gestartet mit der Bitte: „Zeigen Sie uns Ihren Schatz! Das kann Ihr Lieblingsbaum im Garten sein, eine alte Fotografie, die Taschenuhr des Großvaters, Ihr Kaninchen oder ein Mensch, der Ihnen lieb und teuer ist.“ Der Aufruf ist weiterhin aktiv für alle Interessierten: „Laden Sie einfach Ihr Foto und dessen Geschichte auf unserer Internet-Plattform www.mon-tresor.org hoch. Zeigen Sie uns, was Ihnen wirklich wichtig ist!“

Ein neuer Schauplatz für Ausstellungen

Die Gebläsehalle der Völklinger Hütte präsentiert sich anläßlich von „Mon Trésor“ erstmals seit zwanzig Jahren wieder in ihrer originalen Substanz. Nahezu alle Stellwände wurden abgebaut, so dass sich ein gänzlich neuer Blick auf die weltweit einmaligen Gebläsemaschinen und eine neue Form der Ausstellungsinszenierung ergibt. Im Vordergrund steht nun die Arbeit mit der vorhandenen Industriearchitektur: Schächte werden für Objektinszenierungen genutzt, Emporen für Räume im Raum. Die Gebläsehalle ist bei „Mon Trésor“ doppelt bedeutsam: Sie ist nicht nur eine hochauratische Schatzkammer, sondern offenbart sich selbst mitsamt ihrer historischen Einrichtung und Gestaltung als außergewöhnlicher Schatz des Saarlandes von weltweiter Bedeutung.


Die Schirmherrschaft von "Mon Trésor"

Die Ausstellung „Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland“ steht unter der Schirmherrschaft von Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen und ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

Info:
Das Katalogbuch
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildertes Katalogbuch im Verlag DCV, herausgegeben von Ralf Beil und Frank Krämer, mit weiteren Essays von Sir Neil Cossons, Rudolf Echt, Christiane Peitz und Rolf Sachsse sowie Kurztexten zahlreicher AutorInnen zu allen Exponaten der Schau, Hardcover, 352 Seiten, 35 Euro.

Foto:
Sedimentkern eines Bärlappgewächses
Sedimentkern eines Bärlappgewächses, Grube Göttelborn
350 - 290 Mio. Jahre, 200 cm breit
Zentrum für Biodokumentation Reden
© Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Hans-Georg Merkel

Die Bärlappgewächse, Schuppenbäume und Siegelbäume hatten zur Zeit des Karbons Stammdurchmesser von 2 Metern und erreichten Höhen von über 30 Metern. Ihre Bezeichnungen resultieren aus den Blattnarben, welche die abfallenden Blätter hinterlassen. Bei den Schuppenbäumen verlaufen diese schräg und erinnern an das Muster von Fischschuppen. Bei den Siegelbäumen sind die Blattnarben gerade bzw. senkrecht angeordnet und erinnern an gleichmäßige Siegelabdrücke. Das Objekt zeigt keine deutlichen Blattnarben mehr und kann deshalb nur als Sedimentkern eines ausgewachsenen Bärlappgewächses bezeichnet werden. Es stellt die unterste Stammpartie dar, wurde Anfang der 1990er-Jahre gefunden und wiegt ungefähr 2,5 Tonnen. Der Sedimentkern bezeugt die gänzlich andere Vegetation vor 300 Millionen Jahren – damals lag das heutige „Saarland“ noch in großer Nähe zum Äquator.