Bildschirmfoto 2021 06 30 um 01.33.34wird die neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim 2021/22 

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Dorothee Elmiger wird die neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim.Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und bietet die Möglichkeit, ein Jahr lang in Bergen-Enkheim leben und schreiben zu können. Die Übergabe des Schlüssels zum Häuschen An der Oberpforte 4 findet am 3. September statt.

Das ist durchaus überraschend, gefällt uns aber gut. In der Mitteilung heißt es: Elmiger, Jahrgang 1985, studierte in Biel/Bienne, Leipzig, Luzern und Berlin; sie lebt in Zürich. Von ihr sind bislang drei Bücher erschienen, zuletzt „Aus der Zuckerfabrik“ (Carl Hanser Verlag 2020). Das ist zwar richtig, aber doch viel zu wenig, denn in Frankfurt weiß man mehr über sie. AUS DER ZUCKERFABRIK war einer der sechs Finalistenromane zum Deutschen Buchpreis, ein spannendes, absolut ungewöhnliches Werk, in dem die Autorin auch eigene Erfahrungen rund um die Welt weitergibt. Dieser Roman war letztes Jahr auch einer der Finalisten des Schweizer Buchpreises.Beides bedeutet, daß sie schon am Anfang ihrer Literartenkarriere als preiswürdig eingeschätzt wird, was ja auch die Stadtschreiberstelle miteinschließt. Sicher werden wir dann über ihr Wirken in Bergen-Enkheim berichten. 

Jury-Begründung zur Wahl von Dorothee Elmiger:

Elmiger schreibt mit frischer Eleganz, sorgfältigem Strich und präzisem Timing. Ihre Bücher sind faszinierende Kompositionen, die Motiven und Geschichten folgen und dabei assoziative Kreise ziehen, die sich immer neu verbinden. Elmigers Bücher stiften zum Weiterlesen an: Sie legen Verweisgeflechte zu anderen Texten an, zu Filmen, in die Sphäre des Traums und in die Natur. Man kann durch sie hindurchflanieren, feinen Navigationslinien folgend – und gerät in einen Sog, der auf andere Kontinente führt, auf die Nachtseite oder lustvoll ins „Gedankengestrüpp“.

In ihrem jüngsten Buch „Aus der Zuckerfabrik“ bringt Elmiger ausgesuchtes Material in verschiedenen Stimmen zum Sprechen und in die Schwebe, indem sie Verwandtschaften, Spiegelungen findet, Felder erzeugt um zunächst lose Begriffe: das (weibliche) Begehren, Zucker, Lotto, Übersee, Kolonialismus, Kapital. Zeitgeschichte und Weltliteratur (darunter Texte einiger StadtschreiberInnen) werden verknüpft mit dem schnellen Aufstieg und tragischen Fall eines Lottokönigs aus der Schweiz. Elmiger folgt auf ihrer Spurensuche Frauen in verschiedene Jahrhunderte. Ein Buch, dessen anregende Fülle auch nach der Lektüre nicht endet.

Der Preis „Stadtschreiber von Bergen-Enkheim“ wird seit 1974 verliehen. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Wolfgang Koeppen, Peter Härtling, Peter Bichsel, Katja Lange-Müller, Robert Gernhardt, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Peter Kurzeck, Peter Weber, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Marcel Beyer, Thomas Melle und Anja Kampmann. Dorothee Elmigers Vorgängerin im Amt ist Anne Weber.

Die Jury besteht aus vier Fachjuroren (darunter der/die letzte Stadtschreiber oder Stadtschreiberin) vier Jurorinnen und Juroren aus der Bergen-Enkheimer Bürgerschaft, und der für Bergen-Enkheim zuständigen Ortsvorsteherin.

Da muß man jetzt nur noch darauf hinweisen, daß Dorothee Elmiger hoffentlich bessere, d.h. coronafreiere Verhältnisse vorfindet, als es für Anne Weber, die amtierende Stadtschreiberin, möglich war, die durch die Pandemie völlig ausgebremst wurde. 

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