tafel Der ehemalige Bundesrechnungshof in Frankfurt wird zweifach geehrt

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Bundesrechnungshof in Frankfurt, der natürlich kein Hof ist im Sinne von Haus und Hof oder Bauernhof, aber im Sinne von Adelsitz, wo man zu Hofe ging, ist genau in diesem Sinn eine staatliche Einrichtung mit einer bestimmten Aufgabe. Diese Aufgabe ist die Prüfung der Haushaltsführung des Bundes. Er muß die über 600 Milliarden Euro hinsichtlich der Einnahmen, vor allem eben auch der Ausgaben überprüfen.

Warum der Bundesrechnungshof ausgerechnet in Frankfurt sitzt, hat leicht erklärbare Gründe, die man heute als Geschichte der Nachkriegszeit durchaus tradieren sollte. Als sich die Bundesrepublik aus den drei westlichen Besatzungszonen bildete, standen zwei Städte zur Abstimmung im neugewählten Bundestag über die zukünftige Bundeshauptstadt: Bonn und Frankfurt. Bonn gewann, obwohl Frankfurt schon einen Plenarsaal gebaut hatte (heute Hessischer Rundfunk) und auf die Tradition der Paulskirche verweisen konnte. Die Mär lautete immer, daß Bonn mit einer Stimme Mehrheit gewählt worden sei wandbildund diese Stimme sei die von Adenauer gewesen. Nein, das kann nicht stimmen, denn das Stimmenverhältnis betrug 200:179 und war parteipolitisch fundiert. Die Sozialdemokraten waren mit Teilen der FDP für Frankfurt am Main und die CDU mit damaligen rechten Parteien für Bonn. Das nur als historischer Hintergrund, der erklärt, warum der Bundesrechnungshof nach Frankfurt kam. Als kleine Wiedergutmachung, als Trostpflaster. Und warum das heute wichtig ist, hat mit der Architektur der 50er Jahre zu tun, von der die Leute heute kaum mehr wissen, wie gut sie war, wie luftig, wie elegant, wie großzügig.

detail wandbildDas ist nämlich wirklich erwähnenswert, wie in Zeiten des Wiederaufbaus nicht Kosten-Nutzen als wichtigstes Kriterium galt, also möglich billig zu bauen, sondern architektonische Gesichtspunkte ausschlaggebend waren. Und weil dies Gebäude in den 50er Jahren in Frankfurt, übrigens in unmittelbarer Nachbarschaft der Paulskirche, gebaut wurde, hat es auch eines dieser eleganten Treppenhäuser. Ein noch schöneres, sogar zwei parallele, hatte das Degussa Gebäude am Main, das für häßliche Betonbauten abgerissen wurde. Daß dies nicht mit dem runtergewirtschafteten Bundesrechnungshof geschah, ist dem Denkmalschutz zu verdanken und denen, die dies Gebäude übernahmen, das seit 2000 funktionslos wurde. Da ist nämlich mit dem Berlin/Bonn-Gesetz der Sitz des Bundes (Regierung+Parlament+Hauptteil der Ministerien) nach Berlin gegangen und dafür zog der Bundesrechnungshof von Frankfurt nach Bonn.

Das Haus stand leer, verwahrloste, sollte abgerissen werden wie es später mit dem Degussagebäude und der Oberfinanzdirektion geschah, einem sehr schönen Gebäude, daß aber asbestversucht war. Den Abriß haben die Frankfurter Denkmalschützer verhindert. Eine Maßnahme war, daß man im Jahr 2012 diskussion bundesdieses Gebäude zum „Denkmal des Jahres 2012“ kürte, was den Abriß erst einmal verhinderte und neue Investoren reizte, das Gebäude umfassend zu sanieren. Das ist geschehen, wozu auch führt, daß das leichte, luftige Wandbild, das in der Art der Fünfziger italienischen Vorbildern nacheifert und total abgenommen war, wieder restauriert angebracht ist. Mit Zusatzbauten entstehen hier die Kornmarkt-Arkaden.

Diese Restaurierungsarbeit ist zusammen mit weiteren Bauten in einem Band erfaßt worden, zu dessen Präsentation in den Bundesrechnungshof geladen wurde, weil zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden: das Buch „Denkmalspflege in Frankfurt am Main – Sanierungs- und Restaurierungsprojekte“, Band 5, 2017-19 wurde vorgestellt und die Auszeichnung als Denkmal des Jahres 2012 konnte dem neuen Eigentümer übergeben werden und wurde als Ehrentafel an der Außenfassade angebracht.

Alle drei Jahre werden die Sanierungsarbeiten in einem Band zusammengefaßt, was das Denkmalsamt der Stadt Frankfurt verantwortet, wobei es vom Frankfurter Denkmalsforum unterstützt wird, die auch die Finanzierung des Bandes tragen. Autor Stefan Timpe, gleichzeitig Stellvertretender Leiter des Denkmalamtes, stellte das reich bebilderte Buch vor: „Die 33 ausgewählten Projektbeschreibungen zeigen die Vielfalt der Frankfurter Kulturlandschaft und zugleich das Spektrum unterschiedlicher Maßnahmen denkmalpflegerischer Praxis.“

Der Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, Mike Josef sagte zum Zusammentreffen von Sanierung, Buch und Tafel für das Denkmal des Jahres 2012: „Das Beispiel des ehemaligen Bundesrechnungshofes zeigt eindrucksvoll, wie unser städtisches Denkmalamt in das Baugeschehen eingebunden ist und den Wandel der Stadt konstruktiv begleitet“, wobei er auf das restaurierte Wandbild von Eberhard Schlotter zeigte. „Das Amt leistet einen wesentlichen Beitrag, unsere Kulturgüter zu schützen, zu erhalten, zu bergen und Gefahren von ihnen abzuwenden und würdig mit der Vergangenheit umzugehen.“

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Info:
„Denkmalspflege in Frankfurt am Main – Sanierungs- und Restaurierungsprojekte“, Band 5, 2017-19, Henrichs Editionen, Frankfurt am Main 2021
ISBN 978-3-96320-044-1