von monsternAxel Schefflers fantastische Briefbilder.  Ausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt

Daniel Herzog

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Einige von mehr als hundert Büchern, die Axel Schffer illustriert hat und mit denen er weltbekannt wurde, sind: „Der Grüffelo“, „Die Schnecke und der Buckelwal“, „Räuber Ratte“, „He Duda“, unter ihnen hat  „Der Grüffelo“ (mit Autorin Julia Donaldson) den größten Erfolg gehabt und gehört den meistverkauften Kinderbüchern aller Zeiten. Für sein Studium zog Axel
Scheffler Anfang der 1980er-Jahre von Hamburg nach Großbritannienm und ist bis heute dort geblieben.
Das war eine Zeit ohne Handy, ohne soziale Medien, oder Computergespräche mit Blickkontakt. Stattdessen hat Axel Scheffler einen regen Biefverkehr in Gang gesetzt, der aus der  Motivation entstand, überhaupt den Kontakt mit Freunden und der Familie zu halten.  Und die Briefumschläge, die Axel Scheffler bemalt und gestaltet hat sowie auch einzelne zeichnerische Antworten, aus denen zeigt die Ausstellung „Von Monstern, Mäusen und Menschen. Axel Schefflers fantastische Briefbilder“ eine umfassende Auswahl. Es sind 350 Briefbilder, die noch einmal einen Höhepunkt unserer fast vergangenen, zumindest stark eingeschränkten Briefkultur ist. Die Auswahl zeigt auch die   künstlerische Originalität von Axel Scheffler.


Briefkorrespondenzen

Das Besondere an den Brieffreundschaften, die Axel Scheffler seit rund vierzig Jahren pflegt,
ist, dass er die Briefumschläge auf besondere Weise gestaltet. Es entstehen Collagen und
Illustrationen. Diese Praxis behält Scheffler bei und so bekommen auch Autor:innen,
Künstler:innen und Verlage mit der Zeit gestaltete Briefumschläge. Es entstehen etliche
illustrierte Briefkorrespondenzen, unbeeindruckt vom Aufkommen der digitalen
Kommunikation.

Die illustrierten Briefe, die in den letzten vierzig Jahren von Axel Scheffler geschaffen wurden,
können als wichtiger Teil seines künstlerischen Werkes betrachtet werden. Auf kleinem Raum
nimmt er sich hier Freiheiten, die ihm bei seinen Buchaufträgen so nicht möglich sind. Die
Motive spiegeln private Themen ebenso wider wie Ereignisse des Zeitgeschehens. Die sorgsam
von Scheffler ausgesuchten Briefmarken spielen oft eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des
Umschlags.


Spuren des Transports

Die Ausstellung dokumentiert neben all diesen Aspekten aber auch die Spuren, die der
Transport dieses klassischen Kommunikationsmittels hinterlässt: Stempel, Flecken, Knicke,
Aufkleber sind „Zutaten“, die entstehen, wenn man solche Kunstwerke einem öffentlichen
Briefkasten übergibt.

An der rechten Ausstellungswand gibt es einen chronologischen Überblick über Schefflers
illustrierte Korrespondenzen mit rund fünfzig verschiedenen Adressat:innen. Ein collagiertes
Großbild versammelt einige der einprägsamen Figuren Schefflers zu einer Art Klassenfoto und
lädt dazu ein, diese Charaktere auf den Umschlägen wiederzufinden.

Im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig ist
parallel die Schwesterausstellung mit dem Titel „Verbriefte Freundschaft. Axel
Schefflers fantastische Briefbilder“ vom 16. März 2022 bis 25. September 2022 zu sehen.


Über Axel Scheffler

Axel Scheffler, (*1957) in Hamburg geboren und aufgewachsen, entdeckt als Kind schon seine
Liebe zum Zeichnen. Nach einem abgebrochenen Kunstgeschichtsstudium reift bei einem
Besuch in England die Idee, im Ausland zu studieren.

1982 Scheffler zieht nach Großbritannien, um „Visuelle Kommunikation“ an der Bath
Academy of Art in Corsham, Wiltshire, zu studieren. In dieser Zeit festigt sich sein Wunsch, als
Illustrator zu arbeiten. Er arbeitet für Zeitschriften und illustriert ein Kochbuch für Wolfram
Siebeck. 1988 illustriert er das erste Kinderbuch The Piemakers von Helen Cresswell. 1992
beginnt mit der Publikation Mein Haus ist zu eng und zu klein die Zusammenarbeit mit Julia
Donaldson.

1999 entsteht Der Grüffelo zu einem Text von Julia Donaldson. Die ersten Entwürfe des
Monsters sind „viel zu gruselig“ für Kinder, also muss er etwas runder und kuscheliger
werden. Das funktioniert: Der Grüffelo zählt weltweit zu den beliebtesten Kinderbüchern und
ist bisher in 105 Sprachen übersetzt.

Seit 2009 produziert die BBC inzwischen neun Filme nach Scheffler-/Donaldson-Büchern, die
immer an Weihnachten ausgestrahlt werden. 2012 gestaltet Axel Scheffler eine Serie von
Weihnachtsbriefmarken für die Britische Post. Die Schnecke und der Buckelwal gewinnt 2021
den Annie Award für Animation.

Wie lange schon das Thema „Briefe“ den Künstler beschäftigt, belegt das hier gezeigte
Schulheft aus dem Jahr 1966: Der Hamburger Drittklässler Axel Scheffler beschreibt im Aufsatz
genau die Entstehung und den Weg eines Briefes.


Von Brieffreundschaften und Brexit

Seit über vierzig Jahren verschickt Axel Scheffler regelmäßig Briefe, die er gestaltet. So entsteht
eine Chronik sowohl seiner Freundschaften wie seiner Arbeitsbeziehungen. Auch
zeitgeschichtliche Bezüge sind in diesem ausufernden Briefverkehr gut erkennbar. Als
bekennender Europäer nimmt Scheffler immer wieder auch Bezug auf den Brexit. Anhand
einer Zeitleiste zeigt die lange Wand des Raumes Ausschnitte einzelner Korrespondenzen
ebenso wie ausgewählte illustrierte Antwortbriefe.
 
Die Zusammenarbeit mit Julia Donaldson

Mit dem Buch Mein Haus ist zu eng und zu klein beginnt 1992 die Zusammenarbeit zwischen
der Autorin Julia Donaldson und Axel Scheffler. Sieben Jahre später erscheint Der Grüffelo,
dessen Erfolg überwältigende Ausmaße annimmt. Viele der Charaktere aus den erfolgreichen
Geschichten und Bilderbüchern der beiden finden sich auf den Briefumschlägen wieder.
Weltweit verkauft keine Schriftstellerin derzeit mehr Bücher als Julia Donaldson. Jedes Jahr zu Weihnachten präsentiert die BBC eine neuen Verfilmung einer Donaldson/SchefflerGeschichte.


Die Briefmarke als Inspiration

Neben den eigenen Zeichnungen spielen die verwendeten Briefmarken auf Schefflers
Umschlägen eine bedeutsame Rolle. Oftmals werden sie Teil seiner künstlerischen Gestaltung.
Entweder wählt er Marken mit direkten oder indirekten thematischen Bezügen zum Inhalt oder
integriert die Motive visuell in die Komposition des Briefbildes. Axel Scheffler verfügt über
einen großen Vorrat an sorgfältig zusammengestellten Briefmarken, die er bei Bedarf einsetzen
kann. Gleichzeitig spiegelt sich in der Verwendung der Marken seit Beginn der 1980er Jahre
Philatelie-Geschichte wider.

Ein Hoch auf die Briefkultur

Briefeschreiben erscheint in digitalen Zeiten überhaupt nicht mehr aktuell, zugleich und
vielleicht mehr denn je, wird es besonders geschätzt, einen persönlichen handgeschriebenen
Brief zu erhalten. Das Thema des Schreibens und der Postzustellung wird auf Schefflers
Umschlägen immer wieder aufgegriffen, mal in historischen Interieurs, mal mit tierischen
Briefboten. Für seine Schnabeltier-Postboten hat er mit „Platipost“ einen eigenen Begriff
erfunden und dafür auch einen Stempel herstellen lassen. Briefträger sind in gewisser Weise
die Helden seiner beeindruckenden Korrespondenz, was sich auch auf einigen
Umschlagbildern zeigt.

Axel Schefflers Schreibtisch

Bei der Gestaltung der Umschläge kommen, verschiedene Werkzeuge rund um Axel Schefflers
Schreibtisch zum Einsatz: Stifte, Tinte, ausgewählte Briefmarken, Stempel und Aufkleber.
Manche Umschläge entstehen, ohne dass schon klar ist, an wen sie gesendet werden, quasi
auf Vorrat. Natürlich schreibt Scheffler auch von unterwegs, aber die meisten seiner Briefe
entstehen im Arbeitszimmer. Inspirieren lässt sich Axel Scheffler von anderen Mailart
Künstler:innen, wie die hier ausgestellten Bücher zeigen.


Postbär und Ameisenbriefe

Auch in seinen Kinderbüchern spielen Briefträger und ihre wertvolle Fracht eine Rolle. Die
beiden Bilderbücher Der Bär schreibt heute Briefe (im Original Postman bear, Text: Julia
Donaldson) und Briefe vom Eichhorn an die Ameise (Text: Toon Tellegen) beschäftigen sich
ganz besonders mit der Thematik.


An die Briefe fertig los!
Hier können selbst Briefe geschrieben und Briefumschläge gestaltet werden.
Auf dem Tisch sind verschiedenste Materialien vorhanden. "Wir bitten euch, sorgsam mit ihnen
umzugehen und nach dem Kreativwerden den Platz bitte wieder aufzuräumen! Vielleicht habt
ihr ja Lust, jemand von der Ausstellung zu erzählen, am besten mit so einem Brief.
P.S: Im 1. UG findet ihr einen Briefmarken-Automaten, dort könnt ihr eine Marke kaufen und
dann kann euer Brief direkt bei uns auf die Reise gehen!" Nur zu, 


Foto:
©museum


Info:
In Anlehnung an die Ausstellungen ist die Publikation „Axel Scheffler: Verbriefte
Freundschaft – illustrierte Briefumschläge“ erschienen. Sie ist im Museumsshop für 16,99
EUR erhältlich.

www.museumsstiftung.de

Rahmenprogramm 
Jeden Sonntag um 15 Uhr
Öffentliche Führungen
Museumseintritt zzgl. 2 €
Anmeldung erforderlich. (069) 60 60 321 oder vermittlung.mfk-frankfurt.de
Maximal 12 Teilnehmer:innen
 
Kurator:innen-Führungen
Jakob Hoffmann und Nina Voborsky aus dem Kurator:innenteam führen im Dialog durch die
Ausstellung und erzählen über das Making of, die Ausstellungsidee und die Korrespondenz mit
den fünfzig Leihgeber:innen.
Museumseintritt zzgl. 4 €
Anmeldung (069) 60 60 321 oder vermittlung.mfk-frankfurt.de
Maximal 12 Teilnehmer:innen

So, 05.06. | So, 03.07.
Familienrundgang
Jeweils 11.30 –12.30 Uhr
Kinder erkunden gemeinsam mit Eltern oder Großeltern das Museum, erfahren Wissenswertes
über besondere Exponate und dürfen allerlei selbst ausprobieren.
Ab 6 Jahre | Nur Museumseintritt | keine Anmeldung
Allgemeine Informationen
Beachten Sie unsere neuen Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr
Eintritt: 6 €, ermäßigt 4 €, 6–17 Jahre 1,50 €

Schaumainkai 53
D-60596 Frankfurt
am Main
Telefon +49 (0)69 60 60 0
Telefax +49 (0)69 60 60 666
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www.museumsstiftung.de

Quelle: Museum