michael zellerGeorg Dehio-Buchpreis 2022 

Klaus Hagert

Berlin (Weltexpresso) - Der Georg Dehio-Buchpreis 2022 geht an den Schriftsteller und Lyriker Michael Zeller für sein literarisches Gesamtwerk und an den Historiker Vasco Kretschmann für sein Buch Breslau museal. Deutsche und polnische Geschichtsausstellungen 1900 bis 2010. Doch bevor wir darauf richtig eingehen, erst Worte zum Preis, will sagen, in wessen Namen dieser Preis ausgelobt wird. Wer kennt außer Kunsthistorikern heute noch Georg Dehio?

georg dehio22Hoffentlich viele! Der Preis ist in Erinnerung an den zur damaligen Zeit Star einer bestimmten Richtung der Kunstgeschichte geschaffen worden: Georg Dehio. Aha, Sie kennen die Dehios, das sind die immer weiter erscheinenden Bücher der Kunstdenkmäler einer Stadt, einer Gegend, die alten werden überarbeitet und neu aufgelegt, aber es kommen immer neue dazu. Man sagt, Dehios, weil Georg Dehio dessen Schöpfer ist. Der in Reval, heute Tallin, Hauptstadt Estlands geborene Georg Dehio (1850–1932) hat als Kunsthistoriker den Blick auf die regionalen Zusammenhänge gerichtet und deren historische Denkmäler zum Mittelpunkt von Forschung gemacht. Das ist deshalb etwas Besonderes, weil die östlichen Gebiete Europas eine ständige wechselnde 'Herrschaft' hatten, die dann auch unterschiedlich mit Kirchen, mit historischen Gebäuden, mit Künstlern, mit Kunstrichtungen umgingen. Deren wechselnde Geschichte hat er dokumentiert und überhaupt erst für viele zum ersten Mal das Interesse an ihnen in den Bewohnern der jeweiligen Gegend geweckt. Es sind Grundsätze, die bis heute auch die Arbeit des Deutschen Kulturforums östliches Europa orientiert, die den Preis auslobt.

Mit dieser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierten Auszeichnung, dem Georg-Dehio-Preis ehrt das Deutsche Kulturforum östliches Europa Autorinnen und Autoren, die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Interferenzen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. Dabei ist der Georg Dehio-Buchpreis iin zwei Preise unterteilt:  in einen Hauptpreis und einen Förderpreis mit der Gesamtsumme von 10.000 Euro).

Der Hauptpreis würdigt das literarische oder publizistische Gesamt- und Lebenswerk eines Autors oder einer Autorin. Die siebenköpfige Jury kürte Michael Zeller zum Träger des Hauptpreises.

In der Begründung heißt es:
»Michael Zeller setzt sich als Schriftsteller und Lyriker seit Jahrzehnten mit dem östlichen Europa auseinander, insbesondere mit Polen und der Ukraine. Der gebürtige Breslauer hat über seine biografischen Bezüge zu Niederschlesien und Polen ein von Empathie und Offenheit geprägtes Verhältnis zu Ostmitteleuropa entwickelt. Er ist ein exzellenter Beobachter und Erzähler, dem mit einer sehr präzisen Sprache dichte atmosphärische Annäherungen an Städte im östlichen Europa gelingen und der damit ein sehr eindringliches Bild von ihrer Geschichte vermittelt.

Insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Krieges gegen die Ukraine sind seine Aufzeichnungen aus Charkiw ein Beispiel für einfühlsame Beobachtungen und eine abwägende Sprache, die einer komplexen Vergangenheit dieses Teils Europas wie auch der deutschen Verantwortung gegenüber dieser Region gerecht werden.«


breslau musealMit dem Förderpreis, der besonders auch für jüngere Autoren vorgesehen ist, wird eine herausragende Publikation, auch wissenschaftlichen Charakters, prämiert. Dieser Förderpreis geht an den Historiker Vasco Kretschmann für sein Buch "Breslau museal. Deutsche und polnische Geschichtsausstellungen 1900 bis 2010".

Aus der Begründung der Jury:
»Vasco Kretschmann nimmt mit seinem Buch erstmals den musealen Umgang mit dem spezifischen plurikulturellen Erbe der Stadt Breslau in den deutschen und polnischen Geschichtsausstellungen in einer Zeitspanne von über 100 Jahren (im 20. Jahrhundert und im ersten Dezennium des 21. Jahrhunderts) in monographischer Gesamtschau ins Visier. Der Ansatz Kretschmanns, das deutsche Breslau und das polnische Wrocław aus musealer Perspektive im Kontext der verwickelten Geschichte der Stadt mit ihren Umbrüchen, Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu behandeln, ist innovativ. Das sorgfältig recherchierte und gut geschriebene Buch mit dem objektiv und akribisch analysierten umfangreichen Quellenmaterial und dem beeindruckenden bibliographischen Anhang stellt seinem Autor als profundem Kenner der Materie das beste Zeugnis aus.«

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa verleiht den Georg Dehio-Buchpreis in diesem Herbst zum zehnten Mal. Mit dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierten Georg Dehio-Buchpreis werden Autorinnen und Autoren geehrt, die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Wechselbeziehungen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. 

Die Preisverleihung ist für den 6. Oktober 2022 in Berlin vorgesehen.

Zusammensetzung der Jury

Dr. Elisabeth Fendl, Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa, Freiburg i. Breisgau
Prof. Dr. Marek Hałub, Germanist, Universität Breslau/Wrocław
Olaf Hamann, Staatsbibliothek zu Berlin
Dr. Mateusz Hartwich, Historiker, Berlin
Dr. Hans-Jakob Tebarth, Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek, Herne
Prof. Dr. Matthias Weber, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg
Keno Verseck, Journalist, Berlin


Foto:
Michael Zeller©

Info:
www.kulturforum.info.