Grimm 02 aladin und die wunderlampe bgf hendrik nix 028bpf 9125Hanauer Grimmfestspiele 2022 (Teil 1)

Hanswerner Kruse

Hanau (Weltexpresso) - Mit der Uraufführung von „Aladin und die Wunderlampe“ präsentierten die Hanauer Brüder-Grimm-Festspiele am Samstagabend ihre zweite Premiere.

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„Vielleicht können wir lustige arme Leute kennenlernen“, freut sich Prinzessin Sherazad, die Tochter des Sultans Mustafa. Heimlich streicht sie des Nachts mit ihrem Erzieher, dem Eunuchen Suleiman, in der Stadt umher und erledigt ganz beiläufig mit Karatetritten einen Räuber. Die beiden treffen auf Aladins (bis dahin) bettelarme Familie, die gerade zum ersten Mal vom blauen Lampengeist Dschinn mit Essen verwöhnt wird. In einer Höhle hatte Aladin vorher den niederträchtigen Zauberer Sihr Fassad überlistet, der mit seiner Hilfe die Weltherrschaft anstreben wollte. Dabei befreite er auch die Meerkatze Bubu, in der die Zauberin Samira steckt, nahm eine Menge Diamanten mit und die Wunderlampe, mit der er den Dschinn rufen kann.

Aladin und Sherazad, die den Wesir des Vaters heiraten soll, verlieben sich unsterblich ineinander. Aladins Mutter gibt Sultan Mustafa eine Handvoll Diamanten „als Gastgeschenk“ und freit für ihren Sohn um dessen Tochter. Doch der wohlwollende Herrscher legt ihm, nach Einflüsterungen des boshaften Wesirs, eine kaum lösbare Prüfung auf: Er soll in sieben Tagen eine unermessliche Menge von Gold, Diamanten und Sklaven beschaffen - was ihm mit Hilfe des Geistes allemal gelingt.



Nach der Pause ist Aladin fünf Jahre später mit der Meerkatze Bubu auf einer „Geschäftsreise“. Sherazad, weiß nicht um die Zauberkraft der Lampe. Mit einem Händler, dem verkleideten infamen Sihr Fassad, tauscht sie die alte Lampe gegen eine goldene neue. Mit Hilfe des Dschinns könnte der Bösewicht nun die Welt an sich reißen. Doch zunächst lässt er sich selbst und den Palast mit allen Bewohnern nach Afrika zaubern. Mit viel List kann Sherazad den Schurken töten und Aladin, mit Hilfe des Dschinns aus der zurück eroberten Lampe, das Palais zurückbringen. Dann fragt er den Lampengeist nach einem Wunsch. „Das hat mich in 4768 Jahren noch niemand gefragt“, jubelt er und wünscht sich die Freiheit, die er auch bekommt. „Wir sind frei-ei-ei-ei...“, singen alle zum Schluss.

Die Geschichte des armen Aladins ist eine Episode aus der Märchensammlung „Tausendundeine Nacht“. Bald nach der westlichen Veröffentlichung im 18. Jahrhundert wurde die Erzählung vielfach variiert, in der Neuzeit veränderten zahlreiche Opern und Filme die Handlung. Auch die Hanauer Szenenfolge wurde haarsträubend durch Frank-Lorenz Engel (Buch und Regie) durcheinander gewirbelt, da muss Aladin als reichster Mann der Welt um sein Leben bangen oder sogar selbst auf Geschäftsreisen gehen. Mit Prüfungen der Helden, wie man sie aus Märchen kennt, hat das wenig tun. Aber das Stück ist ein Traumspiel - und was ist in Träumen schon wahr oder glaubwürdig?

Das großartige Ensemble nahm das begeisterte Publikum durch seine Spielfreude mit auf eine orientalische Reise über die recht kümmerliche Bühne. Das wurde jedoch durch die exotischen Kostüme (Anke Küper, Kerstin Laackmann), manchmal derben Späße, Tanz- und Musikeinlagen sowie Gesänge mehr als ausgeglichen. Einmal startet ein fliegender Teppich mit Nebel und farbigem Licht nach Afrika, weitere solcher Effekte hätten diesem Illusionstheater gut getan. Doch das selbstverständlich professionelle Spiel aller Akteure, der intensive Kontakt mit dem Publikum, war ja das Wichtigste an diesem Abend.

Quirlig, aufgedreht, mit leicht queerer Attitüde hält Julian M. Boine, der fantastische blaue Dschinn, das Stück zusammen. Das muss man bei allem Respekt vor dem gesamten Ensemble anmerken. Aber auch Victoria Grace Findlay als Sherazad oder Kristina Willmaser als wandlungsreiche Meerkatze sind bemerkenswert. Fast die ganze Truppe ist demnächst in Shakespeares „Sommernachtstraum“ im herrlichen Hanauer Freilichttheater wieder zu erleben.

grimm 02 aladin und die wunderlampe bgf hendrik nix 034bpf 9421                                            Julian M. Boine, der fantastische blaue Dschinn, hält das Stück zusammen


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© Brüder Grimm Festspiele Hanau, Foto: Hendrik Nix

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