Jüdisches Filmfest Frankfurt 2016 vom   4.9. – 11.9.2016, Teil 3


Claudia Schulmerich


Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Empfang vor der Eröffnung im schönen Foyer des Filmmuseums bei ausgezeichneten Happen und Getränken dazu, hatte es in sich. Denn man sah so viele alte Bekannte wieder, daß es eine gute Entscheidung war, die Ansprachen erst unten im Kino des Deutschen Filmmuseums zu halten.

Schauen Sie, bevor Sie sich setzen, ruhig erst einmal genau hin, auf wessen roten Plüschsessel Sie sitzen, was Sie  auf der Rückseite in Gold finden. Ich saß an diesem  Abend auf dem der Anna Magnani, mit Hardy Krüger daneben. Das war diese schöne Idee des Filmmuseums bei der Neueinrichtung des Kinos, Sponsoren zu gewinnen, die sich ihre Filmschaffenden aussuchen konnten, für die sie die Sessel spendeten.


Als Leiterin des Filmmuseums eröffnete Claudia Dillmann souverän – wie immer, möchte man hinzufügen, wenn das nicht zu sehr nach Routine klänge, was nicht der Fall ist. Natürlich muß sie allen danken, die  zum Festival beitragen, inhaltlich und finanziell, aber wir müssen das nicht wiedergeben, denn es steht in der Broschüre zum Filmfest, die für die Zuschauer der Leitfaden durch diese acht Tage wird. Und auch sonst ist es angenehmer, den Worten zu lauschen, denn das Wiedergeben von Mündlichem wird gleich starrer, aber immerhin muß sein, darauf zu verweisen, wie lange schon die Zusammenarbeit zwischen Filmmuseum und Jüdischer Gemeinde währt und als wir bei uns dachten, daß sie doch eigentlich des Ronny Loewy gedenken müßte, der - Jahrgang 1946 – 2012 plötzlich verstarb und für uns alle den Zusammenhang von Juden, jüdischem Film und dem Heute bearbeitet und damit wieder in die Welt brachte, da hatte sie ihn als bedeutenden Filmhistoriker schon auf den Lippen.


Natürlich mußte auch Hilmar Hoffmann, Vater, bzw. Großvater des Deutschen Filmmuseums gewürdigt werden, den sicher nur seine doch lahm gewordenen Beine am Erscheinen hinderten. Denn er hat sich ebenfalls, gerade aus seinen Erlebnissen als Junge und junger Mann, von der Macht der Bilder vereinnahmen lassen, mit der die NS-Chargen gekonnt operierten und die Macht des Verführtwerdens von Bildern hat ihn ein Leben lang beschäftigt. Aber auch Arthur Braun, gerade 98 Jahre alt geworden, der in der Sowjetunion, vor den Deutschen geschützt, überlebte, spielte eine Rolle. Er hat mit der CCC-Film, die am 16. September 70 Jahre alt wird, über 500 Filme verantwortet, erfolgreiche Filme muß man dazu sagen und immer wieder auch welche mit der Aufarbeitung der NS-Verbrechen.

Gekommen war auch der Oberbürgermeister der Stadt, Peter Feldmann, der dies Jüdische Filmfestival in einen Zusammenhang mit anderen Unternehmungen in Frankfurt brachte, durch die die Stadt versucht, an der alten, historisch so erfolgreichen Allianz von jüdischer Gemeinde, Gemeinsinn und Stadt Frankfurt wiederanzuknüpfen, bzw. weiterzuknüpfen, denn schon heute ist das selbstverständliche Zusammenleben so stabil, was man sich nach dem Krieg, als es durch die Deportationen und Ermordungen der jüdischen Bevölkerung Franfkurts überhaupt keine  Frankfurter Gemeinde mehr gab und erst durch die Ansiedlung von überlebenden Juden aus dem Osten Europas in Gang kam, nie hätte vorstellen können. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt ist eine Erfolgsgeschichte. Daß es dann gleich Jüdische Kulturwochen waren, die heute in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt schon bald zur kostbaren Antiquität erklärt werden können, ist wie ein Wunder. Aber eines das lebt und weiterhin Neues hervorbringt, wie dieses Festival zeigt. Schwungvoll und leidenschaftlich hatte der OB gesprochen.

Da kam der neue Kulturdezernent der jüdischen Gemeinde, Marc Grünbaum, der sein Amt vom verehrten Salomon Korn übernommen hat, gerade richtig. Er gab mit einigen Namen, unter denen Ignatz Bubis aus vielen Gründen immer einen besonderen Klang haben wird, die Linie vor. Er beleuchtete auch die besondere Verbundenheit Frankfurts mit Amoz Oz, dem Friedenspreisträger der deutschen Buchhandels, der immer in der Frankfurter Paulskirche verliehen wird.


Daß mit der Verfilmung seiner Autobiografie EINE GESCHICHTE VON LIEBE UND FINSTERNIS dieses erste Jüdische Filmfest eröffnet wird, verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft. Was diesen Film angeht, sogar ganz unmittelbar, denn er ist bei seiner sonntäglichen Aufführung der Zeit voraus, denn der Film wird erst im November in Deutschland anlaufen. Daß Grünbaum die für die Jüdische Gemeinde Verantwortlichen, Doris Adler zusammen mit Susanna Keval, ausdrücktlich lobte, wird sich dann im Verlauf der Woche als zutreffend herausstellen.
Nach der Vorführung des Films wird die Tochter von Amos Oz, Fania Oz-Salzberger, über ihren Vater, sein Buch, den Film sprechen. Das hat sicher mit dazu beigetragen, daß das überfüllte Kino auch noch für diejenigen Teppichplätze fand, die unbedingt dabei sein wollten, was dennoch nicht für alle möglich war. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, aber andererseits für diejenigen, die nach Hause mußten, schade. Aber auch deshalb weist das Filmmuseum auf den Vorverkauf hin! Fortsetzung folgt.

Foto:

Info:
Team der Programmgestaltung
Jüdische Gemeinde Frankfurt: Doris Adler, Susanna Keval
Deutsches Filmmuseum: Natascha Gikas
Jüdisches Museum- Pop Up Boat: Kathrin Schön
Orfeos Erben: Antje Witte
Mal Seh'n Kino: Gunter Deller

Mehrere der gezeigten Filme liegen nur in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln vor. Alle Daten unter www. siehe unten.
Die Eröffnung am Sonntag, 4. September findet im Deutschen Filmmuseum statt und wird von dem Trio „Jazzinette“ musikalisch begleitet.
Weitere Aufführungsorte sind die Kinos Mal Seh‘n, Orfeos Erben, und das Pop up Boat des Jüdischen Museums. Mit dem Abschlußfilm „DAS KONZERT“, der im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum vorgeführt wird, und musikalisch von Mitgliedern des Orchesters „Classic Players“ unter der Leitung von Dmitri Ashkenazi umrahmt wird, endet das Jüdische Filmfest am 11.09.2016.
www.juedischesfilmfestfrankfurt2016.de