gewinnt mit DIE TOTEN den Schweizer Buchpreis 2016

Felicitas Schubert

Basel (Weltexpresso) - Doch, das ist durchaus eine Überraschung, auch wenn der Gewinner natürlich bei den letzten Fünf dabei war. Der diesjährige Schweizer Buchpreis geht also an Christian Kracht für den Roman „Die Toten“ (Kiepenheuer & Witsch Verlag). Und damit ist dies auch ins Stammbuch geschrieben der Jury des Deutschen Buchpreises, die Kracht noch nicht einmal unter die letzten 20 auf die sogenannte Lange Liste setzte.

Die Schweizer Jury würdigt das Buch als eine Hommage an die Ära des Stummfilms. „Filmisch ist auch seine Sprache: mit grossem Gespür für Perspektiven, Details und Kontraste. Krachts Kameraauge fokussiert den vordergründigen Kulturbetrieb wie den Hintergrund des aufziehenden Totalitarismus.“ Die Jury erkennt darin „eine gelungene Verknüpfung von grossem literarischen Können mit einer hellsichtigen Diagnose unserer Gegenwart.“ Christian Kracht erhält 30‘000 Franken, die weiteren Nominierten je 2‘500 Franken. Die Preisverleihung fand im Theater Basel vor rund 400 Gästen statt und wurde von Radio SRF2 Kultur live übertragen.

„Die Toten“ ist einer von fünf Titeln, welche die Jury im September aus 83 eingereichten Romanen und Essays von Schweizer Autorinnen und Autoren nominiert hat. Die weiteren Nominierten waren: Sacha Batthyany mit „Und was hat das mit mir zu tun?“ (Kiepenheuer & Witsch Verlag), Christoph Höhtker mit „Alles sehen“ (Ventil Verlag), Charles Lewinsky mit „Andersen“ (Nagel & Kimche Verlag) und Michelle Steinbeck mit „Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch“ (Lenos Verlag). Bei unserer Rundfrage anläßlich der Frankfurter Buchmesse, wo der Schweizer Empfang am Donnerstags immer ein besonders interessanter, auch aufschlußreicher Termin ist, wurde eindeutig als Favorit Sacha Batthyany genannt, dessen Roman übrigens auch im Verlag Kiepenheuer & Witch erschienen ist, der also auf der Schweizer Liste gleich zweimal vertreten war. 

Mitglieder der Jury für den Schweizer Buchpreis 2016 waren: Urs Bugmann (Literaturkritiker), Susanna Petrin (Kulturredaktorin BZ Basel), Esther Schneider (Redaktionsleiterin Literatur SRF, NEU), Philipp Theisohn (Förderprofessor für Neuere deutsche Literatur am Deutschen Seminar der Universität Zürich, NEU) und Martina Tonidandel (Buchhändlerin und Geschäftsführerin Schuler Bücher AG Chur, NEU). Die Expertenjury wird regelmässig personell erneuert.

Teilnahmeberechtigt für den Schweizer Buchpreis 2016 waren deutschsprachige literarische und essayistische Werke von in der Schweiz lebenden oder Schweizer Autorinnen und Autoren, die zwischen Oktober 2015 und September 2016 erschienen sind. Also im Klartext. Entweder muß man Schweizer sein, dann kann man in Timbuktu leben und seinen auf Deutsch publizierten Roman einreichen oder man kann einer anderen Nation angehören, muß dann aber seinen Wohnsitz in der Schweiz haben. Einsichtig.

 

Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 vom Verein LiteraturBasel und dem Schweizer Buchhändler- und Verleger- Verband (SBVV) initiiert, druchaus in der folge des Deutschen Buchpreises, den es ja auch erst seit 2005 gibt. Seit diesem Jahr hat auch Österreich einen entsprechenden Buchpreis, der wiederum andere Konditionen hat. Wir haben dies in mehreren Artikel beleuchtet, die man unter dem Stichwort: Buchpreis im Suchfeld des Titels von Weltexpresso findet. Man kann auch bei den Katagorien BÜCHER oder KULTURBETRIEB runterscrollen.

Die Schweizer hatben für sich festgelegt: Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über Bücher von deutschsprachigen Schweizer Autorinnen und Autoren zu animieren und mit der aktiven Werbung im Buchhandel sowie mit einer Lesetour durch die Schweiz und Nachbarländer dazu beizutragen, dass diese stärker wahrgenommen, gelesen und gekauft werden. Inzwischen hat sich der Schweizer Buchpreis als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen der Deutschschweiz etabliert und geniesst über die Landesgrenzen hinaus Beachtung.

Finanziell unterstützt wird der Schweizer Buchpreis 2016 vom Schweizer Bücherbon sowie der Forlen-Stiftung.



Foto: (c) Kiwi

Info:
www.literaturhaus-basel.ch | www.buchbasel.ch | www.schweizerbuchpreis.ch