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Kategorie: Kulturbetrieb

Nominierung für den Robert-Jacobsen-Preis der Stiftung Würth

 Lona Berlin

Künzelsau /Weltexpresso) - Das neue Jahr ist der Zeitpunkt, wo an laufende Verfahren angeknüpft wird, Preisträger bekannt gegeben werden, was der Ausdruck 'nominiert', also benannt  etwas eleganter erscheinen lassen soll, aber bei manchem die Unsicherheit auslöst, ob hier als einer von vielen die Nominierung erreichte, wie bei den Filmpreisen, oder ob die Nominierung dem abschließenden Preisträger gilt, wie hier.

Yngve Holen, der 1982 in Braunschweig geborene und Berlin lebende und arbeitende Künstler ist für den mit 25.000 Euro dotierten Robert-Jacobsen-Preis der Stiftung Würth nominiert. De Preis, der Bildhauer der mittleren Generation auszeichnet, wird in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal verliehen.

Holen, ein Künstler mit norwegischen Wurzeln, - nicht zu verwechseln mit Harry Hole, dem norwegischen Superkriminalisten, den der Norweger Jo Nesbø erfunden hat - beschäftigt sich vor allem mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine, von Körper und Technologie. Sein Œuvre umfasst Objekte und vielteilige Rauminstallationen, aber auch Publikationen wie die inzwischen in drei Nummern vorliegende Zeitschrift „ETOPS“. Bei dem Wort handelt es sich um ein Akronym von “Extended Range Twin-Operations Performance Standards“, ein Begriff aus der Flugtechnik, der so viel wie „vergrößerte Reichweite zweimotoriger Standardmaschinen“ bedeutet. Holen benutzt die Abkürzung gewissermaßen als Metapher, um deutlich zu machen, dass neueste technische Entwicklungen es ermöglichen, sich zwar immer weiter zu bewegen, mit begrenzten Mitteln immer größere Distanzen zu überwinden bzw. noch größere Leistungen zu vollbringen, wobei es jedoch unklar bleibt, wohin unsere Zivilisation gelangen will und welche Ziele sie aus welchen Gründen ansteuert.

 
Holen arbeitet bildnerisch nicht wie ein traditioneller Bilderhauer, und konzeptuell geht es ihm weder um anschauliche Vergegenwärtigung von Phänomenen unserer Lebenswelt noch um das Aufzeigen von Alternativen. Hier wie dort bevorzugt er nicht nur scharfe Schnitte und Durchlöcherungen, sondern auch bizarre Gegenüberstellungen und verblüffende Kombinationen des Verschiedenartigen. So zerteilt er einerseits industrielle Produkte, um ihr verwirrendes Innenleben frei zu legen. Dabei handelt es sich um transformierte Ready-mades, die eine lange Tradition mit Witz fortsetzen. Andererseits benutzt er anthropomorphe Formen, um die Abgründigkeit und Fragwürdigkeit einer gewaltsam voran getriebenen Evolution zu zeigen.

In vielen anderen Arbeiten verwendet Holen runde Formen. Viele der Produkte, auf die sich Holen bezieht, haben mit der Dialektik von Unreinheit und Reinheit, von innen und außen, von Transparenz und Undurchsichtigkeit, von Evidenz und Geheimnis zu tun.

 

Zum Robert-Jacobsen-Preis:

Nach dem Tod des Bildhauers Robert Jacobsen im Jahr 1993 hat die Stiftung Würth in Kooperation mit dem Museum Würth den Robert-Jacobsen-Preis ausgelobt, der alle zwei Jahre an zeitgenössische bildende Künstler vergeben wird, um an das Werk und den Einfluss Robert Jacobsens zu erinnern. Bisherige Preisträger waren:

     1993 Lun Tuchnowski
     1995 Richard Deacon
     1997 Magdalena Jetelovà
     1999 Gereon Lepper
     2001 Stephan Kern
     2003 Rui Chafes
     2005/2006 Bernar Venet
     2008 Monika Sosnowska
     2010 Alicja Kwade
     2012 Jeppe Hein
     2014 Michael Sailstorfer

 

Foto: Der Künstler bei seiner Arbeit . Wir haben dieses schöne Bild der Mitteldeutschen Zeitung entnommen (c) mz-web.de