hkm david 8817David Weiss im Studio der Kunststation Kleinsassen in der Rhön

Hannah Wölfel

Kleinsaasen (Weltexpresso) - In seiner Studioausstellung in der Kunststation zeigt der Künstler David Weiss (33) Wandbilder und Objekte unter dem Titel „For Love and Money.“ Mitten im Studio steht ein riesiges maschinenartiges Objekt, welches er als „Die Kuh“ bezeichnet. Und tatsächlich, wenn man es genauer anschaut, wirkt das Gebilde aus Schrottteilen und anderen Fundstücken wie ein Roboter-Rind. Im Hintergrund hängen drei große Wand-Collagen, in denen der Künstler unbefangen Fotos, Drucke und andere Fremdkörper eingefügt und mit Zeichnungen und Malereien verbunden hat.

hkm david 8825„Das sind große Tagebücher, die habe ich mit ‚Schmelzer’ gemacht. Einer hat was geklebt oder gezeichnet, der andere hat darauf reagiert, es ist ein Gemeinschaftswerk. Wir zeigen Stationen unseres Lebens...“ Bereitwillig erklärt Weiss, wann oder wo die einzelnen Bild-Episoden entstanden sind und ruft immer wieder „den Schmelzer“ (Andreas Schmelzer, 49) dazu. Die Collagen sind so gut und interessant, dass seine Erklärungen gar nicht notwendig sind: Durch die Gestaltung ist die individuelle Bedeutung aufgehoben. Betrachter und Betrachterinnen können eigene Assoziationen zulassen oder das Werk insgesamt, ohne Interpretationen, auf sich wirken lassen.

„Den Schmelzer“ erwähnt Weiss immer wieder. Gemeinsam teilen sie sich dessen Atelier mit verschiedenen Druckpressen in der Nähe von Schlitz. „Ich habe mich da hausschwammäßig ausgebreitet“, witzelt Weiss, „dort entsteht oft allerlei gemeinsame Kunst.“ Auf der Kunstwoche in Kleinsassen haben sie einen gemeinsamen Stand, „der erstaunlich gut angenommen wird.“

Neben weiteren verrätselten Collagen sowie kühnen Gemälden und Drucken präsentiert der Künstler auch Gussfiguren, etwa kleine Raketen, aus selbst gegossenem Metall. Alle seine im Studio gezeigten Arbeiten wirken unbeschwert und wild, doch Weiss ist weder infantil noch ein Outsider- oder Art-Brut-Künstler. Trotz seiner Verspieltheit und seinem schrägen Blick auf die Welt, weiß er genau, was er macht. Denn er ist nicht nur Künstler, noch im Studium „Illustration & Comic“ in Kassel, sondern auch ökologischer Agrarwissenschaftler (Master). Auf seiner Webseite www.david-weiss.com stellt er sich als Künstler und Wissenschaftler vor. Dort sind von ihm erstellte Comics zu sehen, die analphabetischen Bauern in Entwicklungsländern nachhaltigen Anbau erklären.

Ansonsten setzt er den von ihm bemerkten Absurditäten im normalen Alltag oder in der großen Politik groteske Kunstwerke und Aktionen entgegen. Dabei kann Weiss auch ein heiterer Kritiker sein. So hat er „Die Bumbos“ erfunden, „eine aussterbende Art humanoider Wiederkäuer“, die sich von blühenden Pflanzen ernähren und seltsame Rituale pflegen. Die Flächenversiegelung der Menschen bedroht ihren Lebensraum, deshalb kann man für 3 Euro „Bumbo Shit“ im Studio kaufen. Diese kleinen, wie Kot aussehende Würstchen, sind voller Pflanzensamen und können überall ausgesät werden.

Im Zyklopen-Kostüm vollführt Weiss eigenartige Performances, von denen er Bilder und ein Video zeigt. Bis zum Ende seiner Ausstellung am 12. April ist der Künstler an Wochenenden im Studio präsent, arbeitet dort und erklärt seine Werke.

Fotos:
David Weiss mit „Schmelzer“, David Weiss mit Zuschauern © Hanswerner Kruse

Info:
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 13 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr.
www.kleinsassen.de