K krefeld rheinstrasse 82Das Frankfurter STÄDEL erhält Schenkungen zur Gegenwartskunst

Felicitias Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Fotografische Arbeiten von Tata Ronkholz und Volker Döhne kommen als Schenkungen in die Sammlung Gegenwartskunst. Es sind zwei großzügige Schenkungen mit Fotografien der Becher-Klasse. Vier fotografische Arbeiten aus der Werkgruppe der Trinkhallen von Tata Ronkholz als Schenkung von Van Ham Art Estate und die Arbeit Rheinstraße von Volker Döhne als Schenkung aus Privatbesitz. Das Städel kann damit seinen Sammlungsbestand an Fotografien der Künstlerinnen und Künstler der Becher-Klasse um wichtige Werke ergänzen.

Die beiden Schenkungen sind aktuell im Metzler-Foyer des Museums ausgestellt, wo sie zusammen mit Fotografien des Künstlerpaars Bernd und Hilla Becher, Candida Höfer und Axel Hütte präsentiert werden.

k ronkholz konkordiastrasse 0Das künstlerische Werk von Tata Ronkholz und Volker Döhne erfuhr eine größere Würdigung durch die umfassende Überblicksausstellung „Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse“ des Städel Museums im Jahr 2017. Mit rund 200 Werken von Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Jörg Sasse, Tata Ronkholz, Thomas Ruff, Thomas Struth, Volker Döhne und Petra Wunderlich konnte die erste BecherKlasse einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Alle einte ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie in den Klassen von Bernd und Hilla Becher. In den Arbeiten der Becher-Klasse manifestiert sich ein radikaler Umgang mit dem Medium der Fotografie. Damit prägten die Künstlerinnen und Künstler nicht nur die Fotografie vor allem in den 1990er-Jahren auf internationaler Ebene in entscheidendem Maße, sondern bestimmten zugleich den Stellenwert und die Wahrnehmung der künstlerischen Fotografie allgemein vollkommen neu.

„Mit Erfolg konnten wir in der Ausstellung ‚Fotografien werden Bilder‘ die BecherKlasse einem größerem Publikum vorstellen. Ihr Einfluss auf die Etablierung der Fotografie als gleichberechtigte künstlerische Ausdrucksform ist seither unumstritten. Ich freue mich, dass wir nun – nach Werken von Thomas Ruff und Axel Hütte – weitere bedeutende Arbeiten der Becher-Klassen-Schüler Tata Ronkholz und Volker Döhne als Schenkungen erhalten und somit unseren Sammlungsbestand Seite 2/3 Gegenwartskunst schwerpunktmäßig weiter ausbauen können,“ so Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums.

„Es war ein wesentliches Anliegen der Ausstellung ‚Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse‘ Tata Ronkholz und Volker Döhne wieder im Zentrum der frühen Becher-Klasse zu verorten. Dass wir heute die Fotografie-Sammlung des Städel Museum um wichtige frühe Werkgruppen der beiden noch immer zu wenig beachteten Künstler mit gleich zwei großzügigen Schenkungen ergänzen können, macht mich als Sammlungs- wie Ausstellungskurator gleichermaßen glücklich,“ so Martin Engler, Sammlungsleiter Gegenwartskunst am Städel Museum.

Die nüchtern schwarz-weißen Fotografien Tata Ronkholz‘ (1940–1997) zeigen Kioske, Einzelhandelsgeschäfte, Imbisse oder Trinkhallen in Duisburg oder Düsseldorf, wie die vier neuen Arbeiten im Bestand des Städel Museums, Trinkhalle, Duisburg-Wedau , Kalkweg 217, Trinkhalle Düsseldorf, Gladbacherstraße 40, Trinkhalle, Düsseldorf-Bilk, Konkordiastraße 85 und Trinkhalle Düsseldorf, Höherweg 300 (1978). Die Aufnahmen zeugen von dokumentarisch strenger Frontalität und arbeiten zugleich mit erzählerischer Detailfreude. Ronkholz‘ Archiv einer rheinischen Institution präsentiert – in der Tradition ihrer Lehrer Bernd und Hilla Becher – Orte, die dem zeitlichen Wandel unterworfen sind. Während es den Bechers allerdings um die Erweiterung des Fotografischen ins Skulpturale oder Konzeptuelle geht, richtet Ronkholz ihr Augenmerk vor allem auf die sozialen Zusammenhänge und die Übergänge zwischen den Bereichen des Öffentlichen und des Privaten.

Volker Döhne fotografierte 1990 für seine Bildfolge Rheinstraße einen Straßenzug in Krefeld in frontaler Ansicht. Scheinbar ohne kompositorische Absicht reihen sich Wohnhäuser, Geschäfte und Bars aneinander. Ähnlich verfuhr bereits Ed Ruscha 1966 in seinem ikonischen Frühwerk der Konzept-Kunst Every Building on the Sunset Strip, das die Clubs, Restaurants und Boutiquen auf dem gleichnamigen Boulevard in Los Angeles in einer Folge zusammengeklebter Fotos zeigt. Gemein haben sie das nur scheinbar rein dokumentarische Abbilden einer alltäglichen Straßenfront, die zwischen Einzelbild und Serie, zwischen Standbild und filmischer Abwicklung changiert.

Fotos:
Titel:Volker Döhne (1953), Teil 2 von 10: Krefeld, Rheinstraße 82
Text: Tata Ronkholz (1940–1997), Trinkhalle, Düsseldorf-Bilk, Konkordiastraße 85, 1978
© staedelmuseum.de

Info:
www.staedelmuseum.de 
Städel, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen Eintritt: Sa, So + Feiertage 16 Euro, ermäßigt 14 Euro, Di – Fr 14 Euro, ermäßigt 12 Euro; Familienkarte 24 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: ermäßigter Eintrittspreis pro Person.