„Kein Druck!“ - Einzigartige Tableaus von Sabine Ostermannwpo Ostermann Ausschnitt

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (weltexpresso) - In der Winterausstellung der Kunststation werden unter dem Titel „Kein Druck!“ eigenwillige Gebilde aus Linoleum von Sabine Ostermann präsentiert. Viele der hier gezeigten älteren Arbeiten setzen sich mit „Modekarussel“ oder „Kaufrausch“ auseinander. Die Abgründe unserer vernetzten Welt enthüllt die Künstlerin mit „Fallstricke“ oder „Verhedderte“ - so Titel ihrer Bilder.

In einem ihrer neusten Werke löst sie die realistische Darstellung und strenge Bildform völlig auf. Vier, wie zerknüllt wirkende orientalische Stoffstücke auf Platten, fügen sich zu einem Tableau (siehe Foto unten). Erst bei längerem Anschauen beginnt das Objekt zu leben, scheinbar flatternde Wesen suggerieren Bewegung und beschäftigen die Fantasien: Die rechte Gestalt ist wohl eine Mutter mit Kind, daneben bückt sich vermutlich ein Wesen, die zwei Geschöpfe ganz links wirken völlig verhüllt. Das Kunstwerk ist schön - aber es wirft den Betrachter radikal auf eigene Assoziationen zurück: Entführt uns das Ensemble in fremdländische Welten? Gehen wir auf eine orientalische Traumreise?

Diese Arbeit Ostermanns heißt „Unterwegs“ - doch nicht wir sind gemeint, sondern die Künstlerin verweist auf Menschen, die notgedrungen unterwegs sind, die fliehen müssen oder vertrieben werden. In der Nähe hängen ähnliche Arbeiten, auf dem Bild „Rausgefischt“ werden Menschen in großen Bündeln aus dem Meer gezogen.

Ostermann nutzt als Bildträger Linoleumplatten in die sie mit Messern und anderen Schnitzwerkzeugen „zeichnet“, dann mit Beiteln Flächen aushebt. Sowohl in die Vertiefungen als auch auf den übrig gebliebenen Ebenen trägt sie Farben auf. Teilweise werden diese Malereien von ihr verwischt oder - gerade bei „Unterwegs“ - mit starken Graffito versehen. Ihre Werke werden zu Halbreliefs auf unregelmäßig geformten Flächen; die Eigenart dieser außergewöhnlichen Objekte wird verstärkt durch die teils holzschnittartige, teils reliefartige Wirkung.

Einige der neuen Bilder haben die textile Anmutung wie „Unterwegs“, weil sich die Künstlerin derzeit intensiv mit Stoffen, Fäden oder Schnüren beschäftigt. In ihren farbigen Netzen, Verknotungen oder Verhüllungen offenbaren sich kritische Kommentare zum derzeitigen Zustand der Welt. Jedoch - neben allem Leid - bewahren sie respektvoll auch die bunte Vielfalt unterschiedlicher Kulturen!

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Fotos:
Hanswerner Kruse
Ausschnitt oben: Der Kuratorin der Kunststation, Dr. Elisabeth Heil, schien die mögliche Darstellung einer gebückten Frau auch wie ein Afrika-Umriss

Info:
Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Februar donnerstags bis sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet
www.kunststation-kleinsassen.de