wilson 2Ungewöhnliches Kunstprojekt zu Corona wird fortgesetzt

Hanswerner Kruse & Hannah Wölfel

Kleinsassen (Weltexpresso) - Im Studio der Kunststation begann, zeitgleich mit den drei großen Herbstausstellungen, der im Frühjahr verschobene zweite Teil des „Coronaalphabets“.
Erneut wird exemplarisch gezeigt, wie sich einige Kunstschaffende, statt zu jammern oder abzuwiegeln, künstlerisch mit der Pandemie auseinandersetzten: Um Struktur und Freiheit in der Krise zu erlangen, so der Untertitel der Ausstellung.

Ulrike Kohl saß einsam am Küchentisch, spielte mit alltäglichen Dingen herum. Sie stapelte Äpfel, lehnte daran Bleistifte, obendrauf befestigte sie vorsichtig eine brennende Kerze. An eine große Rolle Tesafilm schmiegte sie einen Handbohrer, ein Zentimetermaß stützte beides. Alles wurde von einer Rose gekrönt. Während die Künstlerin die Fundstücke ins fragile Gleichgewicht brachte, dachte sie über ihr derzeitiges Leben nach. In den Fotos dieser Sekundenskulpturen kann man ihrer Einsamkeit nachspüren – aber dann befreit Corona verlachen.

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An einem farbenfrohen „Bazillen-Katalog von A bis Z“ tüftelte Walter Pischler. Neben echten Krankheitserregern, wie dem „Corona-Virus“ oder den „Tuberkulose-Bazillen“, malte er skurrile Phantasmagorien: die „Rachen-Bakterien“ oder das „Quellaugen-Bazillus“. Seine Bilder halten Covid-19 ebenfalls in der Schwebe, man kann sich gruseln – aber Pischlers Humor und seine naive Gestaltungskraft heben den Schrecken auch auf: Lachen ist gesund!



Manche Kunstschaffende bewegten sich eng am Problem der Pandemie entlang. Da bilden medizinische Masken das ABC – etwa „Bald kann es kommen“ für B. Andere deklinierten fotografisch, malerisch und zeichnerisch - als Collagen - die vielen neuen Wörter durch, die Corona mit sich brachte. Einige entwickelten ein ganz persönliches Alphabet, das ABC ihrer eigenen Bildsprache oder ein Meerestier-Alphabet.

corona abc 9315Unter den ausgestellten Arbeiten werden mehrere aufwendige Künstlerinnenbücher präsentiert (Foto links). 
Beatriz Pontes fertigte alle ihre assoziativen Bilder zum Thema als fotografische Collagen in einem Buch. „Meine Absicht war es, die organischen Formen der Buchstaben auf subtile und elegante Weise zu verbinden“, meinte sie dazu.
Die acht Kunstschaffenden erzählen mit ihren jeweiligen Medien der Bildenden Kunst, auf sehr vielfältige Art und Weise, vom Zerfall der Normalität ihres alltäglichen Lebens.

Sie ließen sich nicht unterkriegen, befreiten sich ein Stück weit aus der Isolation oder von der Bedrohung – und an diesen, scheinbar privaten Erfahrungen kann auch das Publikum teilhaben.

Organisiert und kuratiert wurde die Ausstellung von der Fuldaer Künstlerin Teresa Dietrich (Foto unten)

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Service:
Die Ausstellung Coronaalphabet Teil 2 ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen: Dienstag bis Samstag von 13 - 18 Uhr, Sonn- und feiertags von 11 - 18 Uhr.
www.kunststation-kleinsassen.de

Zum ersten Teil der Ausstellung


Foto:
(c) Hanswerner Kruse 
Oben: Wilson Netos  persönliches Alphabet
Mitte: Virenfantasien von Walter Pischler / Künstlerinnenbuch von Regina Dalkalacheva
Unten: Organisatorin Teresa Dietrich vor Arbeiten von Beatriz Pontes & Ulrike Kohl