IMG 0627Die 59. Biennale in Venedig, Teil 4

Hanswerner Kruse & Hannah Wölfel

Venedig (Weltexpresso) - Die meisten Goldenen Löwen bei der Preisverleihung der Biennale am Samstag bekamen Frauen. Fast alle Kunstwerke die wir anschauten, die uns gefielen oder herausforderten, wurden von Künstlerinnen gestaltet. Kein Zufall, denn 80% der in der Ausstellung „Die Milch der Träume“ vertretenen Kunstschaffenden sind weiblich:

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Verfremdete lebensgroße Frauenfiguren aus Glas sitzen herum Foto links) und beeindrucken ebenso wie andere riesige Skulpturen. Morbide Familienbilder lehren uns das Gruseln (Fotos unten). Aber auch sehr viele, sehr große, sehr schöne poppige oder abstrakte Gemälde faszinieren uns. Mauerreste sind mit grellen Farben wild bemalt. Riesige Masken aus Stoff- und Lederresten glotzen von den Wänden. Und selbst der gigantische dreidimensionale Querschnitt durch Penis, Hoden und Samenblase, der mühsam von acht giraffenartigen Skeletten weggeschleppt wird, ist das Kunstwerk - „Können und Müssen“ - einer Deutschen.


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Aber schreiben Sie bloß nicht, das sei die Biennale der Frauen, wünscht sich Kuratorin Cecilia Alemani von der Kunstzeitschrift ART. Man sprach ja in den ersten 125 Jahren des Festivals auch nicht von Männerbiennalen, weil nur 10% Frauen vertreten gewesen seien. So viele Künstlerinnen sind vergessen, nicht wahrgenommen oder unterdrückt worden. Nun will Alemani die Bedeutung der weiblichen Kreativität in der Kunst des 20. Jahrhunderts etwas zurechtrücken. Darum wurden auch so viele ältere Künstlerinnen und einige Künstler eingeladen: von den 213 Ausstellenden sind 180 zum ersten Mal in Venedig zu Gast, 80 künstlerische Projekte wurden eigens für dieses Festival entwickelt (vergl. ART 5/2022).




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Es ist nicht selbstverständlich, dass in den Pavillons der Nationen das Ausstellungsthema der Biennale aufgegriffen wird. Aber manchmal kommt es doch zu erstaunlichen Verbindungen, weil auch etliche Pavillons von Frauen kuratiert und bespielt werden. So wie das US-amerikanische Gebäude durch Simone Leigh, die auch den Goldenen Löwen für Ihren Ausstellungsbeitrag erhielt.

Fotos:
(c) Hanswerner Kruse

Info:
Die 59. Biennale begann am Samstag den 23. April und dauert noch bis zum 27. November 2022.
Weitere Infos

Bisherige Berichte:
Zum ersten Teil

Zum zweiten Teil
Zum dritten Teil