Qassim„BlickWechsel“ - Ein Gang durch die Ausstellung in der Kunststation (2)

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - In der Kunststation führt uns ein zweiter Rundgang durch die Ausstellung „Blickwechsel“ in die Welt der abstrahierten Malerei. Möglicherweise sind die aus Syrien und dem Irak stammenden Künstler in ihren Werken auf der „Suche nach neuer Balance“, wie die Kuratorin Dr. Elisabeth Heil meint. Denn alle leben und arbeiten seit mehreren Jahren bei uns in einer anderen Kultur.


Qassim 9796Gleich im Eingangsbereich überraschen strenge Metallobjekte von Tareq Alghamian, die erst einmal wie Maschinen oder Messgeräte wirken, deren Funktion man ergründen soll. Doch es sind freie, geometrisch angelegte Skulpturen ohne Funktion. In ihnen versucht der Bildhauer, seine Wahrnehmungen der organischen oder unbelebten Umwelt zu zerlegen und wieder anders zusammenzusetzen. Diese Objekte vermessen gleichsam die uns umgebende Wirklichkeit neu und zwingen uns, das Alltägliche durch seinen - salopp gesagt „stählernen Kubismus“- anders zu sehen.

Im Übergang zur Malerei finden sich dann tatsächlich gelegentlich geometrische Strukturen dieser Metallobjekte auf den erdfarbenen und emotionalen Gemälden Musafer Qassims wieder. (Foto links) Trotz seiner Abstraktionen tauchen darin durchaus vage erkennbare, aber verwischte oder verschwommene gegenständliche Gebilde auf. Der Künstler fühlt sich dem Abstrakten Expressionismus verbunden, wie er sagt. Er arbeitet auf großformatigen Leinwänden die auf dem Fußboden liegen, um die er herumgeht und sie von allen Seiten mit mächtigen Gesten bemalt.

Während er sich dabei zunächst mit Themen, die ihn aktuell bewegen oder vergangenen Zeiten befasst, versucht er vor allem im Malprozess seine damit verbundenen Emotionen künstlerisch auszudrücken (Bild oben). Es kommt beim Betrachten nicht primär darauf an, in Qassims Gemälden Wiedererkennbares zu suchen, sondern eher seine ausgedrückten Gefühle zu erspüren und in sich selber zuzulassen.

Sibai 9804Tamin Sibais großformatige Bilder die sich anschließen, sind teilweise ähnlich gegenstandslos wie die seines Kollegen, jedoch in ihnen sieht man Gesichter. (Bild rechts). Das sind keine Pareidolien, also vermeintliche Gesichter, sondern bewusst geschaffene: Seine Erinnerungen an wirkliche Personen der Vergangenheit, die der Maler in seinen Arbeiten ausdrückt. Doch die Fragmente dieser Porträts werden durch die Gefühle des Künstlers im Gestaltungsprozess überlagert. Die üppigen, kräftig aufgetragenen Farben und ihre Strukturen bekommen dadurch eine starke Eigendynamik. Wir Besucher können vielleicht die gefühlvollen Erinnerungen des Malers nachvollziehen, aber auch eigene Empfindungen durch die Anmutung der grellbunten Bilder zulassen. 

Alle Objekte der drei Künstler haben keine bestimmt Bedeutung, keine verrätselten oder geheimen Botschaften, sondern sind offene Kunstwerke, die uns als Betrachtende herausfordern.

Fotos:
© Hanswerner Kruse

Info:

Ausstellung „BlickWechsel“ in der Kunststation Kleinsassen noch bis zum 26. Februar.
Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr.

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