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Kategorie: Kunst

Umrißzeichnungen des legendären Moritz Daniel Oppenheim und Goethes Haltung zum Judentum in einer Ausstellung im Jüdischen Museum in Frankfurt am Main



Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Seit dem 7. August zeigt das Jüdische Museum in einer Kabinettsausstellung Umrißzeichnungen von Moritz Daniel Oppenheim. Zur Erinnerung: Er war der im 19. Jahrhundert meistverbreitete deutsche Künstler, weil seine“Bilder aus altjüdischem Familienleben“ als Lichtdrucke weiter Verbreitung fanden. Diesmal sind Kernstück der Ausstellung seine Illustrationen von Goethes Werk „Hermann und Dorothea“.

 

Diese werden durch weitere Werke Oppenheims ergänzt sowie Hörstationen über das Verhältnis von Oppenheim zu Goethe und über Goethes Haltung zu Juden und Judentum. Dem Jüdischen Museum Frankfurt kommt große Bedeutung zur Wiederentdeckung des in Hanau 1800 geborenen Motitz Daniel Oppenheim zu, der wie gesagt im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten deutschen Maler wurde und eigentlich der einzig bekannte Maler blieb, der als Jude im Malerhandwerk ein Leben lang reüssierte und dann sogar mit dem altjüdischen Familienleben nicht nur die jüdische Klientel mit kultureller Identität 'bediente', sondern mit diesen Bildern auch beim nichtjüdischen Pbulikum große Verbreitung fand, weil diese historisierende Darstellung dem inhaltlichen und formalen Zeitgeschmack entsprach.

 

Der 1882 in Frankfurt verstorbene Künstler hat insgesamt für die Kunstgeschichte auch deshalb große Bedeutung, weil er als Nazarener begonnen hatte, also mit einer hellen Palette und so in seiner Zeit malte und zeichnete, daß er zum Vorbild für andere jüdische Maler wurde, die durch ihn Anschluß an die Malweisen der Moderne fanden. Später war er begehrter Porträtist der weltbekannten und in der Welt verteilten Rothschilds und sehr viele herausragender Juden. Hinreißend auch seine Bildnisse von Heinrich Heine und Ludwig Börne.


In den kammerspielartigen, eher häuslichen Szenen von Gothes Dichtung „Hermann und Dorothea“ sind die Grundelemente seiner „Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“ bereits angelegt. Die Handlung bei Goethe: Hermann, der Sohn wohlhabender Wirtsleute, verliebt sich in die junge Dorothea, die in einem Flüchtlingstreck an seiner Heimatstadt vorbeizieht. Als sich sein Vater, gegen die Verbindung mit dem armen Mädchen sträubt, holen zwei Freunde des Hauses Erkundigungen über Dorothea ein. Diese fallen äußerst positiv aus, hat sich Dorothea doch während der Revolutionswirren als ausgesprochen couragiert und selbstlos erwiesen. Aus Angst abgewiesen zu werden stellt Hermann Dorothea aber nur als Magd ein, statt um ihre Hand anzuhalten.

Wie viele bildende Künstler seiner Zeit hatte auch der junge Oppenheim, nachdem er von seinem Studienaufenthalt in Rom zurückgekehrt war und sich als Maler in Frankfurt niedergelassen hatte, die Protektion Johann Wolfgang von Goethes gesucht. Einem Briefwechsel und der Übersendung einer Mappe mit Zeichnungen zur Begutachtung, folgte 1827 ein mehrwöchiger Besuch Oppenheims in Weimar. Tatsächlich knüpfte er dort wichtige Kontakte und schließlich vermittelte ihm der greise Dichterfürst (freilich gegen eine „Bearbeitungsgebühr“ von vier Louisdors) einen Professorentitel. Der hierzu überlieferte Ausspruch Goethes „Titel und Orden halten manchen Puff ab im Gedränge“, verweist auf das restaurative und zunehmend antijüdische Klima der 1820er Jahre.

Oppenheim dankte seinem Gönner, indem er dessen Versepos „Hermann und Dorothea“ illustrierte. Die dem Weimarer Kanzler Müller gewidmete Mappe mit zehn Lithografien nach Oppenheims – noch ganz im spätklassizistischen Stil der Nazarener ausgeführten – Umrißzeichnungen erschien schon im folgenden Jahr.

Bis 28. Oktober

 

Info: Im Begleitprogramm zu Ausstellung finden zwei Veranstaltungen statt: Fritz Backhaus und Erik Riedel stellen am 5. September Oppenheim als „Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler“ vor. Am 23. Oktober wird Liliane Weissberg in einem Vortrag die Beziehung Oppenheims zu Goethe und die Erfindung des jüdischen Bürgertums ausführlich beleuchten.

www.juedischesmuseum.de