Ein nackter Mann hüpft fröhlich mit angezogenen Beinen über blühende Pflanzen in die Rhön. Vielleicht ist das Bild nicht gerade typisch für die in diesem Jahr ausgestellten künstlerischen Werke, aber es geht dafür sehr humorvoll mit dem Thema um: „Rhön-Floh“ nennt Monika Schmidt ihre Arbeit zum Thema „Flow“. Flow, das bedeutet im Englischen Fluss oder Strom, das meint aber auch eine Theorie zum kreativen Schaffensprozess, in dem Menschen in einer Tätigkeit ganz konzentriert, aber völlig zeitvergessen und glücklich aufgehen. In dieser Situation befindet sich ganz offensichtlich der Hüpfer.

Die Veranstalter haben sich zur Bedeutung ihres Motivs nicht präzise festgelegt. Zunächst gibt es deshalb wohl viele Werke aus diversen künstlerischen Bereichen, die sich direkt mit den Naturgewalten oder der menschlichen Bewegung auseinandersetzen: „Wildes Fließen“, „Wasser“ oder „Flamenco Flow“ heißen einige Bilder. Dazu gehört auch die üppige Frau in einer Textilarbeit Anne Härtel-Geises, die „Leicht beschwingt nach oben“ fliegt. Barbara Dücker hat mit ihren Pastellen sogar die subkulturelle Bedeutung des Flows im Hip-Hop aufgegriffen.

hwk ace 4886Viele Künstlerinnen und Künstler haben aber auch versucht, das Thema des Fließens abstrakt einzufangen. Viele Bilder und Objekte wirken lediglich durch ihre Bewegung im Raum oder den Fluss der Farben. Und aktuelle Ökonomiekritik zeigt „Cashflow“ von Leonhard Grötsch, nämlich Geld, das aus einer abstrakten Farb-Komposition quillt.

„Seraphim“, eine größere Skulptur Alexander Litinows oder „Unaufhaltsam“, der eingefrorene Wasserfall auf einem Acrylglas-Foto von Thomas, verweisen auch auf den künstlerischen Schaffensprozess. Noch ist die Plastik oder das Foto Abbild, wird aber im Moment des Zerfließens oder der Auflösung festgehalten: Der subjektiv empfundene Prozess des Flows im künstlerischen Schaffen kann gleichsam eingefroren werden.

Aber natürlich können auch die Besucher selbst im Moment des Betrachtens in einen Flow geraten, wenn sie sich auf die Werke einlassen, sie erleben und alles um sich herum vergessen. Dr. Hartmut Krüpe-Silbersiepe, hatte in seiner persönlichen, fröhlichen und trotzdem nachdenklichen Laudatio verdeutlicht, er sehe drei Aspekte des Betrachtens der ausgestellten Arbeiten: Die schnelle Erkenntnis des manchmal Plakativen, das längere Nachfühlen vor manchen Artefakten und einige, die sich ihm gar nicht erschlössen. Dieser kritischen Einschätzung können sich gewiss viele Besucher anschließen.

Die Buchonian Klez Gang spielte zur Eröffnung osteuropäische Musik, die einfach nur Freude machen sollte - und viele Matinee-Gäste in einen angenehmen Flow versetzte.

In der hervorragend kuratierten Ausstellung, die dadurch so gar nicht wie ein chaotisches Sammelsurium wirkt, zeigen 30 (von 60) Mitglieder des Kunstvereins insgesamt 75 - vorher jurierte - Werke.


Fotos: © Hanswerner Kruse

Info:

Die Schau „Flow“ ist noch bis zum 30. Juni zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen: Dienstag bis Sonntag von 10 - 17 Uhr.