Die 2006 für den Klostergarten des Stiftes Melk entworfene und seither dort kontinuierlich betreute Installation aus unterschiedlichen Gemüse- und Obstpflanzen amerikanischen Ursprungs wird im Rahmen der mumok Ausstellung auf dem Areal des MuseumsQuartiers neu inszeniert. Heute längst für heimisch gehaltene Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Melonen, Indianermais, Stangenbohnen, Kürbisse, Tabak, Paprika, Zucchini oder Paradeiser bildeten die Existenzgrundlage der indigenen Bevölkerung der sogenannten Neuen Welt.

Manche dieser Pflanzen wurden von europäischen Invasor_innen zunächst für Zier- oder Giftpflanzen gehalten, bevor sich die Einsicht in ihre Kultiviertheit und Nutzbarkeit durchsetzte. Im Misstrauen und abschätzigen Verhalten gegenüber dieser Flora und in ihrer unangebrachten Verwendung scheinen sich auch die entsprechende Wahrnehmung, Einschätzung und Behandlung der Ureinwohner_innen durch ihre Invasor_innen widerzuspiegeln.

Müller übernimmt in Drei Schwestern Korridor die Rolle des Forschers und Historikers, dessen universalistischer Zugang zur Gesellschafts-, Kultur- und Kunstgeschichte eine Vergegenwärtigung von Geschichte in Form aktueller Kunst ermöglicht. Er hebt mit seiner Arbeit Prozesse der Verinnerlichung, des Vergessens und Verkennens ins Bewusstsein. Dass wir uns in Form der diversen Früchte buchstäblich immer wieder fremde Kultur einverleiben, ist nur eine durch Müllers Werk ermöglichte Einsicht. Das Verkochen und Verspeisen der zu erntenden Früchte ist Teil des Werkprozesses, der Erinnerungsarbeit unmittelbar an sinnlich- körperliches Erleben bindet.

Während der Laufzeit der Ausstellung wird The Tar Museum von Mark Dion im nahe gelegenen Naturhistorischen Museum Wien gezeigt. Die Arbeit enthält ausgestopfte und geteerte Tiere auf Transportkisten. Sie bieten ein Bild zerstörter Natur, das zugleich auf ein Wahrnehmungs- und Verdrängungsphänomen verweist: Es ist nicht nur der ökonomiekritische und auf ökologische Umweltkatastrophen zielende Aspekt, der hier zitiert wird, sondern auch der Umstand, dass erst das makabre Schwarz des Teers die Wahrnehmung des Todes bzw. des Tötens auslöst, nicht aber schon die Präsentation ausgestopfter Tiere selbst. Dieser Aspekt interessierte Dion besonders, hebt er doch die Verinnerlichung von Techniken der Musealisierung, Archivierung und Präsentation ins Bewusstsein, die dort Lebendigkeit vortäuschen, wo längst der Tod regiert.

Foto: Mark Dion, The Tar Museum © mumok.at

Info:

Eröffnung
22. September 2017, 19 Uhr