Über die Besonderheit, daß in Deutschland eine eigene Matta-Ausstellung stattfindet, schrieben wir schon. Die Spezialität des chilenischen Malers, der sein Leben in Europa zubrachte, war der Kontakt mit den privaten Sammlern. Denn die rissen ihm sozusagen die noch feuchten Leinwände unter den Händen weg. In Museen dagegen ist Roberto Matta weniger vertreten, vor allem nicht in deutschen Museen. Daß er zu den Surrealisten Bezüge hat, sieht man auf den ersten Blick. Daß er kein Surrealist war, noch vor dem zweiten. Die große Sommerausstellung ist dann dem expressionistischen Maler Emil Nolde gewidmet. Seine farbintensiven Gemälde sind vom 15. Juni bis 13. Oktober 2013 zu sehen. Das Museum sendet als Übersicht:

 

Menschenbilder

15. November 2012 – 6. Januar 2013

 

Die Ausstellung bietet einen neuen, spannenden Blick auf die Sammlung Frieder Burda, in der die Darstellung des Menschen ein häufig wiederkehrendes Motiv ist. Alle ausgewählten Werke greifen das Thema der Figuration auf und beleuchten, wie abwechslungsreich sich die verschiedenen Künstler inhaltlich und stilistisch damit auseinandersetzen. Wie ein roter Faden zieht sich das Motiv „Mensch“ durch die Ausstellung. Die Zusammen- und Gegenüberstellung der Gemälde führt zu außergewöhnlichen Dialogen und überraschenden Berührungspunkten.

 

Neben Werken von Georg Baselitz, Gerhard Richter und Sigmar Polke sind auch Arbeiten von Tim Eitel, Almut Heise, Johannes Hüppi oder Simon Pasieka zu sehen, die zum Teil noch nicht gezeigt wurden. Die ausgestellten Werke aus der Sammlung Frieder Burda erzählen von Leichtigkeit, Romantik, Melancholie aber auch von Aggression und Beklemmung. Sie spiegeln die vielen Facetten des Menschseins und rufen so beim Betrachter Emotionen und Erinnerungen hervor.

 

Parallel zur Ausstellung „Menschenbilder“ werden in einer Studioausstellung neueste Arbeiten von Kindern und Jugendlichen aus der Kinderkunstwerkstatt des Museums präsentiert: Raumgreifende Assemblagen, Wandgemälde, spielerische Perlenkunstobjekte, Architekturmodelle, Drucke und Gemälde.

 

 

Matta. Fiktionen

19. Januar – 2. Juni 2013

 

Matta (1911–2002) zählt zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts. Seine Gemälde nehmen die phantastischen Sphären von Science-Fiction und Computerspielen vorweg. Der Künstler, der bereits 1937 mit den Surrealisten in Paris ausstellte und von dessen Werk in den vierziger Jahren wichtige Impulse auf die New York School um Jackson Pollock ausgingen, schuf in seiner Malerei kosmische Phantasieräume. Bei aller Abstraktion spiegeln die Bilder des gebürtigen Chilenen immer auch die Zeitgeschichte.

 

Die großen Retrospektiven in Deutschland liegen bereits viele Jahre zurück. „Matta. Fiktionen“ präsentiert einen Maler, der eine Epoche geprägt hat. Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum, Hamburg entstand, wirft einen neuen Blick auf Mattas Werk und zeigt seine verblüffende Aktualität für die zeitgenössische Malerei.

 

 

Emil Nolde

15. Juni – 13. Oktober 2013

 

Blumen in leuchtenden Farben, romantische, weite Landschaften, dramatische Seeansichten und eine intensive Farbgebung – das begeistert Kunstliebhaber an den Gemälden von Emil Nolde. Die große Sommerausstellung 2013 „Emil Nolde“ entsteht in Kooperation mit der Nolde Stiftung Seebüll. Emil Nolde (1867 – 1956) war einer der führenden Künstler des Expressionismus. Seine ausdrucksstarken Gemälde und Aquarelle zeugen in wunderbaren Farbharmonien von seiner Verbundenheit mit der Natur und seiner Suche nach den menschlichen Urzuständen. Die Museumsarchitektur des New Yorker Architekten Richard Meier unterstreicht diese Thematik auf natürliche Weise: Große Fenster und immer wieder andere Blickwinkel durch Öffnungen im Gebäude erlauben dem Betrachter ein direktes Nachvollziehen der Verbindung von Kunst und Natur. Daneben präsentiert die große Sommerausstellung auch facettenreiche Menschenbilder von Nolde, religiöse Motive, Impressionen seiner Südseereise sowie des Berliner Nachtlebens. Diese Werke offenbaren die Vielschichtigkeit der Lebenswelt und des künstlerischen Schaffens von Emil Nolde, sie alle verbindet die emotionale Kraft der Farbe.

 

Franz Gertsch

26. Oktober 2013 – 16. Februar 2014

 

Franz Gertsch, 1930 in Möringen im Kanton Bern geboren, zählt zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern der Gegenwart. Bekannt wurde er mit fotorealistischer und hyperrealistischer Malerei. Später kam ein in Technik und Formaten einzigartiges Holzschnittwerk hinzu.

 

Auf der documenta 5 in Kassel 1972 erlebte er den internationalen Durchbruch, seine Werke wurden auch auf den Biennalen in Venedig 1999 und 2003 gezeigt. In seinem malerischen und graphischen Werk nähert er sich auf besondere Weise der Wirklichkeit. Ausgehend von Fotos beziehungsweise von Diaprojektionen, folgen die mit Pinseln gemalten Bilder einer eigenen, innerbildlichen Logik, die auf absolute Stimmigkeit aller Elemente zielt.

 

In den 1970er Jahren sorgte Gertsch mit großformatigen Einzel- und Gruppenporträts für Furore. Bohemiens und Künstlerkollegen aus der Hippie-Ära sowie die Rocklegende Patti Smith zählen zu den Motiven. Später konzentrierte sich Gertsch auf das Einzelbildnis. Er malte in riesigen Formaten, meist drei auf vier Meter groß. Mit der Serie der Gräser und der Schwarzwasser-Motive entwirft Gertsch seit den 1990er Jahren ein neues Bild der Natur. Aus der Ferne erscheinen sie scharf, je näher man kommt, desto mehr verschwimmen sie. Gertsch reibt die Farben in die meist ungrundierte Leinwand hinein, durchtränkt die Unterlage.

 

Seine Farben stellt er oft aus Mineralien wie Lapislazuli, Azurit und Malachit her, vom Bindemittel bis hin zum handgeschöpften japanischen Papier wird alles sorgfältig ausgewählt und auf das Werk abgestimmt. Singulär ist auch das Holzschnittwerk von Franz Gertsch. In Monumentalformaten, die an die Grenzen des Machbaren bei der Papierherstellung stoßen, hat Gertsch diesem traditionellen Medium neue Dimensionen erschlossen.

 

Große Ausstellungen bestritt Gertsch u.a. im Museum of Modern Art, New York, in Kyoto, Berlin, London und Wien. 2002 eröffnete das ihm gewidmete Museum Franz Gertsch im schweizerischen Burgdorf bei Bern, das sein Oeuvre in großer Breite zeigt.

 

 

FOTO:      Emil Nolde
Großer Mohn (rot, rot, rot)

            1942

             73,5 x 89,5 cm

             Ölfarben auf Leinwand

             Nolde Stiftung Seebüll

INFO:

www.museum-frieder-burda.de
Tel: 07221/39898-0, Fax: 07221/39898-30

Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden,

Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, Mo geschlossen (außer an Feiertagen)