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Im ersten Saal hängen teils farbenprächtige, teils dunkelfarbige große ungerahmte Tableaus auf denen zunächst wenig zu erkennen ist. Der junge Lukas Bleuel schuf diese riesigen Aquarelle (150 x 200 cm), die erst beim längeren Hingucken wie traumhafte Landschaften mit figurativen Objekten wirken. Durch die Titel laden Sie ein zum „Lustwandeln“, zu einer „Reise langsam südlich“ oder fordern schlicht „Tritt ein.“ In der Vernissage sagte der in Fulda geborene und jetzt in Hamburg lebende Maler zu seiner Ausstellung „Points of View“ (Standpunkte): „Heutzutage werden immer mehr Bilder gemacht, die immer schneller angeschaut werden. Dagegen setze ich Bilder, für die man sich beim Betrachten Zeit nehmen muss!“

Im größten Saal der Kunststation meint man, in der Schau „Vordringen - Aufbrechen“, auf zwei verschiedene Künstler zu treffen. Denn so unterschiedlich wirken zunächst die Wandplatten und Skulpturen von Gerd Kanz, der am fränkischen Naturpark Haßberge und in Griechenland lebt. Die meisten Arbeiten sind - wie man zunächst denkt - steinerne abstrakte Wandbilder, eigenartige Keramikplatten und Metallstelen, die sich im näheren Gespräch mit dem Künstler jedoch als Gestaltungen mit und auf Hartfaserplatten, Styropor und anderen weichen Materialien herausstellen. „Aber das soll kein Fake sein“, versichert Kanz, der sich trotz seiner dreidimensionalen Werke immer als Maler versteht: „Ich zeichne mit Hammer und Stechbeitel.“ Ihn interessiert die sinnliche Anmutung der Oberflächen, die er mit Farbe verbindet, die dadurch ebenfalls zum Material wird.

Im rechten Teil des Saales sind von ihm völlig anders wirkende, eher florale oder organische Arbeiten zu sehen, die ebenfalls aus weichen Materialien bestehen. „Ich bin gerade im Winter ein Meister der Melancholie“, bekennt Kanz, „aber mit diesen fröhlichen Objekten wollte ich mich wie Münchhausen aus dem düsteren Sumpf ziehen.“

„Was soll denn nun noch kommen?“, fragt man sich. Doch die älteste der drei Kunstschaffenden, Monika Sieveking, ist „Mittenmang“ (mittendrin), wie sie auf berlinerisch ihre Ausstellung nennt. Die Arbeiten der Berliner Künstlerin sind wunderbar figurativ, aber nicht vor deutlichen Hintergründen fein ausgemalt, sondern häufig Streu- oder Wimmelbilder, in denen sich auch der Betrachter mittendrin fühlen und an Sievekings Wahrnehmung des Lebens teilhaben kann. Des Weiteren zeigt sie eigenartige „Selbstporträts mit Eieruhr“ oder ihr ähnelnde Frauen mit einem „Aztekenhut“ oder dem „Generationenturm“ auf dem Kopf. Ereignisse und Dinge die sie bewegen, türmt sie quasi in ihren Werken auf. Alle Arbeiten der 68-erin sind politisch gemeint, jedoch auf gar keinen Fall vordergründige Politkunst. Skurril, verrätselt und oft ironisch nimmt sie uns mit in eine moderne „Goldene-Gans-Geschichte“ oder in ihren vierteiligen, wandfüllenden „Lebensfluss“.

In einer gestalterischen Glanzleistung hat die Kuratorin der Kunststation, Dr. Elisabeth Heil, wieder einmal extrem Diverses spannungsvoll und doch harmonisch in einer großartigen Ausstellung zusammengefügt. Im Salon werden noch bis zum 4. April Märchenbilder Dorle Obländers gezeigt, über die wir gesondert berichten werden.

Foto:
Monika Sieveking vor ihren Bilder „Feurio“ (Mischtechnik auf Leinwand © Hanswerner Kruse

Info:
Ausstellung „Points of View“, „Vordringen - Aufbrechen“ und „Mittenmang“ bis zum 27. Mai 2018 in der Kunststation Kleinsassen. Geöffnet Di. bis Sa. 13 - 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 - 18 Uhr, Winterzeit 13 - 17 Uhr.
www.kleinsassen.de