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„Die Kunststation wird immer jünger“, freute sich Leiterin Monika Ebertowski. „Im letzten Jahr hatten wir 3steps mit ihren Wandmalereien an unseren Fassaden, in der laufenden Ausstellung ist Lukas Bleuel mit seinen kritischen Aquarellbildern präsent.“ Ähnlich wie Bleuel setzt sich auch Zoon (31) mit der veränderten Wahrnehmung seiner Generation auseinander. Leute wie ihn und die Nachgeborenen nennt man - nicht unumstritten - Millennials, also Jahrtausender, und meint damit die um 2000 aufgewachsene Generation, die wie selbstverständlich mit Internet und digitalen Geräten umgeht.

„Zoons Arbeiten wirken zunächst befremdlich aber frisch“, bekannte Ebertowski in ihrer Einführung. Auffallend sind zunächst seine großen runden Plattenbilder mit groben schwarz-weißen Comicfiguren. „Das sind ironisch dargestellte Werte wie Kohle (Geld), Sex oder Arbeit, von denen die Millennials getrieben werden“, äußert sich der Künstler kritisch. In den sozialen Netzwerken seien sie einer Unzahl von raschen Informationen und rasenden Bildern ausgesetzt, da blieben „nur Superlative“ hängen. Diese eingeschränkte Wahrnehmung ginge an der Realität vorbei. Wechselnde Identitäten und krasse Selbstdarstellungen - „ein wichtiges Tool in unserer Gesellschaft“ - beschäftigten die Millennials dagegen hauptsächlich.

„Das kommt mir alles so schräg und krass wie bei Comicfiguren vor“, meinte der Künstler und so habe er sich auf die Helden seiner Kindheit besonnen: Seine koreanische Mutter kannte keine Märchen und habe ihm aus Cartoons vorgelesen. Auch in seinen weiteren, kleineren Arbeiten, die ausschließlich für diese Ausstellung entstanden, nutzt Zoon comicartige Elemente für seine kritische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Prozessen. Da treffen dann die alte Micky Maus auf den jungen Bart der Simpsons, und selbst der nordkoreanische Diktator Kim Jong (F)un gerinnt zur Comicfigur, dem die Augen aus dem Kopf springen. In die Bilder fügt er Worte und Sprachspiele hinein - natürlich in Englisch, denn die Millennials sind ja Weltbürger. Nach seinem Diplom als Designer und einigen Jahren des Suchens hat er nun einen eigenen Stil gefunden.

Seine künstlerischen Arbeiten wirken flüchtig hingehauen: „Ich möchte, dass es schnell aussieht.“ Doch eigentlich liegt ihnen ein intensiver Gestaltungsprozess zugrunde. Meist ist der Künstler den ganzen Tag lang damit beschäftigt, seine Wahrnehmungen zu hinterfragen und zu sammeln, er notiert in seinem iPhone was ihm auffällt. Seine Beobachtungen fasst er zusammen und entwickelt daraus Bildideen. „Das ist reine Konzeptkunst, die sich völlig vom Handwerklichen löst“, verkündet er, „die Bilder symbolisieren lediglich meine Gedankengänge.“

Doch so einfach ist es natürlich nicht, denn Zoon hat durchaus ein starkes Gefühl für ästhetische Gestaltungen. Ein falscher Strich und das Bild muss noch einmal und noch einmal und noch einmal geschaffen werden. Mit seinen kritischen Arbeiten will er nicht die Welt verändern oder Alternativen anbieten: „Ich sehe die Dinge so und weiß keine Lösungen, ja, ich weiß noch nicht einmal, ob die von mir beobachtete Entwicklung schlecht ist...“

Foto: 
© Hanswerner Kruse

Info:
Am 6. Mai arbeitet der deutsch-koreanische Künstler von 14 - 18 Uhr in seiner Ausstellung und ist natürlich für Fragen und Diskussionen mit dem Publikum offen.
Die Schau „Zoon The Loon“ noch bis zum 1. Juni 2018 in der Kunststation Kleinsassen:
Di - Sa 13 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr.