Zum 150-jährigen Jubiläum der Meiji-Zeit (1868–1912) schlägt die Ausstellung über die Zeiten hinweg eine völkerverbindende Brücke von Japan über Frankreich bis nach Deutschland. Nach 200 Jahren der Isolation öffnete Japan sich dem Westen. Die Begegnung mit größtenteils unbekannten japanischen Kunstgegenständen löste eine ästhetische Revolution insbesondere in der westlichen Malerei aus und ebnete den Weg in die Moderne.

Der impressionistische Maler Claude Monet begeisterte sich als einer der ersten Sammler für die japanischen Farb-Holzschnitte. Seine bedeutende Kollektion bildet den Ausgangspunkt der Präsentation und wird erstmals in einem größeren Umfang außerhalb Frankreichs gezeigt. Hinzu kommen Meisterwerke der Sammlung Rau für UNICEF sowie hochkarätige Leihgaben internationaler Museen, darunter Gemälde von Monet, Signac, Seurat, van Gogh u. a. Das Japanfieber erhitzte das Publikum mit Porträts von sinnlichen Geisha-Modellen im Kimono und füllte die Künstlerateliers mit fernöstlichen Requisiten. Am nachhaltigsten aber revolutionierte der Einfluss Japans den Blick auf die Natur. Gewagte Bildausschnitte, hohe Horizonte und eine leuchtende Farbigkeit erneuerten die europäische Landschaftsmalerei.

Und heute? Welche Auswirkungen des Japonismus finden wir in unserer aktuellen Alltags- und Populärkultur? Dieser Frage geht der interaktive Ausstellungsteil im Bahnhof Rolandseck nach. Er zeigt, wie Motivtraditionen und Entwicklungslinien vom 19. Jh. bis in die Gegenwart fortgeführt werden. In einer Lese-Lounge bereitgestellte Manga, die in der Tradition japanischer Holzschnitte stehen, sind dabei ebenso vielfältig vertreten wie Anime (von Studio Ghibli oder KAZÉ), jene japanischen Zeichentrickfilme, die seit den 1970er Jahren mit Biene Maja oder Heidi zunächst die Kinderzimmer eroberten. Das Phänomen des Cosplay (costume-play), bei dem beliebte Manga- und Animecharaktere schließlich zum Leben erweckt werden, wird in Interviews mit Cosplayern nachvollziehbar. In zwei aufwendigen Settings haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich mit Kostümen für ein Foto zu inszenieren.

»Man muss die Japaner einfach gesehen haben. Kommen Sie so schnell Sie können.«
Mary Cassatt an Berthe Morisot, 1890

Eine fantastische Verfolgungsjagd mit dem Magical Girl Seven, von der Zeichnerin Christina S. Zhu, alias Pummelpanda, als Bildergeschichte auf die Tunnelwand zwischen Alt- und Neubau gebracht, verbindet die beiden Ausstellungsteile. Und vor dem Museum lädt der vom international renommierten Gartendesigner Peter Berg gestaltete Felsengarten zu inspirierenden Spaziergängen auf den Spuren Japans ein.

Foto:
Magical Girl Nana | 2018 | © Pummelpanda 2018

Info: 
Ausstellung vom 26. August 2018 – 20. Januar 2019