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Zwei Sitzmöbel dominieren den Salon - als Prinzessinnentraum ein weißer kuscheliger Liegesessel und ein strengerer exotischer Thronsessel. Etwas irritierend wirken zunächst die danebenliegenden Autoteile: Das Wohnzimmer als Auto oder umgekehrt das Auto als Wohnzimmer?

Gerne posieren die beiden Schöpfer dieser Werke, Designerin Uta Krieger sowie Architekt und Konstrukteur Dieter Weidt, für ein Foto und erzählen von ihrer Arbeit. Krieger wuchs in Fulda auf, arbeitete im medizinischen Bereich, doch dann, ab Mitte zwanzig, wollte sie nur noch weg von hier. Auf allerlei Umwegen kam sie nach Hildesheim und studierte dort unter anderem Farbdesign. Schon als Kind fragte sie sich, wie wohl die Farben des Regenbogens entstehen. Später in ihrer medizinischen und kunstpädagogischen Arbeit erfuhr sie, welchen Einfluss Farben auf Menschen haben. In ihrem Studium erforschte sie diese Wirkungen und fand heraus, wie sie in Design und Architektur genutzt werden können; nicht nur diese Erkenntnisse wendet sie jetzt in ihrer beruflichen Praxis an.

In einem gemeinsamen Projekt an der Hildesheimer Uni arbeitete sie mit Weidt zusammen. Beide merkten, dass sie unterschiedlich im Denken waren, doch das befruchtete ihre Zusammenarbeit und eröffnete die Möglichkeit, Designaufgaben aus verschiedenen Perspektiven zu sehen: „Reibung und Diskussion sind gut für den Arbeitsprozess und das fertige Produkt“, meint Krieger und lacht.

Die beiden verbindet seitdem eine freundschaftliche Arbeitsbeziehung. Krieger beschäftigt sich gegenwärtig mit vielfältigen Projekten, arbeitet in Köln aber immer noch mit Weidt zusammen. Neben unterschiedlichen Fragestellungen zur Produkt- und Möbelentwicklung interessiert sich das Designerduo auch für Automobile. Eine Idee, die sie nun in der Kunststation vorstellen, ist die Verwandlung alter Autositze in die oben beschriebenen Edelsessel. Das sind „DEARobjekts, absolute Liebhaberstücke“, sagt Weidt, „die wir als Prototypen entwickelt haben.“ So wie bei den Autositzen lösen sie Produkte aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen und überschreiten damit (scheinbare) Grenzen. Ihre Objekte verstehen sie als eine spannende Symbiose aus scheinbar Gegensätzlichem mit völlig neuer Identität.

Ganz am Beginn seines Berufslebens steht noch der junge, ebenfalls in Fulda aufgewachsene David Kipping, der Kommunikationsdesign in Heidelberg studierte. Nun arbeitet er in einer Agentur in Frankfurt und hat dort eher mit Corporate Design und Markenentwicklung zu tun. Doch als sogenannte Renderings hat er in einem Projekt für die Hochschule 3D-generierte Autos entworfen sowie eine, von einem Audi-Scheinwerfer inspirierte Tischlampe gestaltet. Diese Entwürfe zeigt er in der Salonschau. „Ich interessiere mich für Autos“, meint der Motorradfahrer, „und bin fasziniert von Geschwindigkeit.“ Einige seiner Zeichnungen wirken eher künstlerisch als gestalterisch - Kipping versteht sich auch als Zeichner. „Im Design kann man nicht immer das machen, was man gerne möchte“, sagt er, „deshalb möchte ich in der Kunst frei sein.“

Foto:
Uta Krieger und Dieter Weidt
© Hannah Wölfel:

Info:
Erster Beitrag zur Ausstellung
https://weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/13843-im-rausch-der-geschwindigkeit