Bilder in der Zeit. Sammlung Goetz im Haus der Kunst
25. Januar - 15. Juni 2014

Teil 6 der Kooperation zwischen Haus der Kunst und Sammlung Goetz ist der Verbindung zwischen Film und Malerei gewidmet. Die ausgewählten Arbeiten haben Referenzen zu Abstraktion, zum Stillleben, oder zum Tableau vivant. Das Spektrum der formalen und inhaltlichen Bezüge reicht von der Übertragung von Mitteln der Malerei in die Medien Video und Film bis zur konzeptuellen Analyse von Malerei im Film, wie z.B. bei Seth Price. Mit Diaprojektionen, digitalen Animationen, Filmen und Videos von Peter Fischli/David Weiss, Cyrill Lachauer, Fabian Marcaccio, Seth Price, Kathrin Sonntag, Sam Taylor-Wood u.a.
Kuratorin der Ausstellung ist Patrizia Dander.


Abraham Cruzvillegas
The Autoconstrucción Suites
25. Januar - 25. Mai 2014

"In den ersten zwanzig Jahren meines Lebens beobachtete ich, wie das Haus, in dem meine Familie wohnte, langsam gebaut wurde; wir waren alle an dem Vorgang beteiligt", sagt Abraham Cruzvillages (geboren 1968). Im Laufe der letzten zehn Jahre hat er ein beeindruckendes Œuvre geschaffen, das sein Interesse an Form und Materie der Gegend von Ajusco spiegelt, einer Vulkanlandschaft südlich von Mexiko-Stadt. Die Wurzeln seiner Kunst, die er "autoconstrucción" (Selbstkonstruktion) nennt, liegen in den improvisierten Bauverfahren und -techniken seiner Heimatstadt. Seine dynamische skulpturale Sprache verbindet Naturmaterialien und gefundene Gegenstände und verwischt die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk, zwischen Industrie- und Handfertigung. Für Cruzvillegas ist die skulpturale Form ein Prozess des Wandels, der Aktion, der Solidarität und der Transformation.


Die Ausstellung, kuratiert von Clara Kim, hatte ihre Premiere am Walker Art Center in Minneapolis (23. März - 22. September 2013) und reist weiter zur Jumex Foundation in Mexico City und Museo Amparo, Puebla.


Archiv-Galerie
Eröffnung am 8. März 2014


Die Archiv-Galerie des Haus der Kunst wird als interdisziplinäres Forschungs- und Ausstellungszentrum konzipiert. Eingerichtet in einem zentral gelegenen Ausstellungsraum des Haus der Kunst, ist die Archiv-Galerie das sichtbare Gedächtnis der wechselvollen Geschichte und des komplexen historischen Prozesses, der das Haus der Kunst in seiner heutigen Form hervorgebracht hat und der sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
Basis für die Archiv-Galerie ist das Historische Archiv des Haus der Kunst, dessen Bestände 2004 erschlossen wurden.


2012 - anlässlich des 75. Jahrestags des Gebäudes - wurde ein Teil dieser Dokumente und Materialien in der Ausstellung "Geschichten im Konflikt. Das Haus der Kunst und der ideologische Gebrauch von Kunst 1937-1955" erstmals an das Licht der Öffentlichkeit geholt und einem größeren Publikum präsentiert.


Die von Sabine Brantl und Ulrich Wilmes kuratierte Archiv-Galerie ist ein Pilot-Projekt, in dessen Zentrum die Vermittlung und Erforschung steht: der zeitgenössischen Kunst verpflichtet zu sein und die historische Dimension der Gegenwart zu untersuchen und zu vermitteln. Sie steht Wissenschaftlern, Kuratoren, Publizisten, Studenten, Schülern und allen anderen Interessierten offen. Ihnen wird erstmals die Möglichkeit geboten, durch ein stetig wachsendes Angebot an Recherchemöglichkeiten eigenständig auf dokumentarisches Material zuzugreifen und sich zu informieren. Dabei baut die Archiv-Galerie ihre Aktivitäten im Austausch und in der Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen und Fachleuten aus.


Matthew Barney
17. März - 17. August 2014


Seit 2007 entwickelt Matthew Barney in Zusammenarbeit mit dem in Berlin lebenden amerikanischen Komponisten Jonathan Bepler das Gesamtkunstwerk "Ancient Evenings", das von dem amerikanischen Schriftsteller Norman Mailer und seinem ausufernden, kontroversen Roman "Ancient Evenings" von 1983 inspiriert ist. Das Projekt verdichtet sich zu einer der komplexesten und ehrgeizigsten Arbeiten in Barneys Karriere: Es besteht aus dreizehn neuen großformatigen Skulpturen, den dazugehörigen Zeichnungen und Fotografien sowie einem symphonischen, epischen Film, der fünf Stunden dauert.


Im März 2014 wird das Haus der Kunst zusammen mit der Bayerischen Staatsoper die Europapremiere von Matthew Barney: "River of Fundament" veranstalten. Die Ausstellung im Haus der Kunst und die Filmvorführung in der Oper bilden zusammen das mehrteilige "Ancient Evenings"-Projekt. In "River of Fundament" kulminieren sieben Jahre intensiver Meditation über Tod, Wiedergeburt, Transformation und Transzendenz; es ist zugleich ein Porträt von Norman Mailer als auch eine Reaktion auf seinen großartigen, wenn auch anstrengenden Roman. "River of Fundament" ist eine Oper in drei Akten - Ren, Khu und Ba - die unter Verwendung der elaborierten Bestattungssysteme des pharaonischen Hofes in der altägyptischen Mythologie die Geschichte eines Mannes und seines Schicksals erzählt.


Die Handlung des Opernfilms erinnert an die sieben Stufen der Seelenwanderung, wie sie in den Totenbüchern des alten Ägyptens geschrieben steht, mit Verweis auf den Mythos von Isis und Osiris. Mailers epischer, unkonventioneller Roman, eine Meditation über den Tod und über okkulte Mächte, brach 1983 über die New Yorker Literaturszene herein, ein düsterer Vorbote der Verwüstungen durch AIDS. Während sich Mailer auf die hypersexuelle Transformation des menschlichen Körpers konzentriert, stellt Barney die Zyklen von Tod und Wiedergeburt anhand eines Autos dar, eines Chrysler Imperial; hierdurch schafft er eine moderne Allegorie von Tod und Reinkarnation, die er in den Kontext der heutigen industriellen Landschaft der USA stellt.
Die Ausstellung wird von Okwui Enwezor kuratiert und ist für den Opernfilm eine Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper.


Ellen Gallagher
28. Februar - 13. Juli 2014


In einer Bildsprache, die Elemente aus Mythen, Natur, Kunst und Sozialgeschichte vereint, schafft Ellen Gallagher (geb. 1965 in Providence, Rhode Island) komplexe Arbeiten in einer Vielzahl verschiedener Medien: Malerei, Zeichnung, Relief, Collage, Druck, Plastik, Film und Animationsfilm.
Sie wurde international bekannt, indem sie eine minimalistische Ästhetik, die auf hoch komplexen Wiederholungen beruht, mit der Ikonografie von teilweise karikiert überzeichneten Lippen und Augen schwarzer Vaudevillekünstler aus Minstrel-Shows verband.
Auch mit ihren Apdationen, einer eklektizistischen Auswahl von Bildern aus Literatur, Musik, Science Fiction, Werbung und Naturgeschichte, erforscht sie das Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. In akribischen Arbeitsschritten werden diese Bilder immer weiter verunklart und überlagert, bis durch einen Schleier von Tintenschlieren, Löchern, Flecken und Abrieb nur noch Spuren davon sichtbar sind und eine seltsame und beunruhigende Fantasiewelt entsteht.
Die Überblicksausstellung geht der Entwicklung und Wiederkehr von Themen nach, von ihren bahnbrechenden frühen Leinwandarbeiten über die "Wigmap"-Gittercollagen bis zu jüngsten Filminstallationen und weiteren neuen Arbeiten. Sie hat ihre Premiere an der Tate Modern, London (1. Mai - 1. September 2013).


Stan Douglas
21. Juni - 12. Oktober 2014


Nach seiner mehrfachen Teilnahme an der Biennale in Venedig und an der Documenta in Kassel ist Stan Douglas (* 1960) in der internationalen Kunstszene längst eine feste Größe. Man verbindet mit ihm filmische und installative Arbeiten, bei deren Montage der Zufall mitwirkt und verlorene Utopien des 20. Jahrhunderts thematisiert werden. In den letzten Jahren nahm die Fotografie im Schaffen des Kanadiers selbständigen Raum ein. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl seiner überwiegend großformatigen neuesten Arbeiten auf diesem Gebiet. Anders als in seiner frühen dokumentarischen Fotografie geht es Douglas heute um historische Themen wie Emanzipationsbewegungen am Beispiel Vancouvers in "Crowds and Riots" (2008) oder kulturelle Phänomene am Beispiel der Diskomusik in "Disco Angola" (2012). Für "Midcentury Studio" (2010-11) schlüpfte der Künstler selbst in die Rolle eines fiktiven Reportagefotografen, um seine Heimatstadt Vancouver in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu porträtieren. Douglas wählt Darsteller, Kostüme und Beiwerk sorgfältig aus und greift auf Produktionsmittel der Filmindustrie zurück. Neuland betritt er mit der Theaterproduktion "Helen Lawrence": Das Spiel der Schauspieler auf der Münchner Bühne wird gefilmt und augenblicklich in eine computergenierte Umgebung eingefügt. "Helen Lawrence" wird zeitgleich zur Ausstellung als Gastspiel in den Münchner Kammerspielen zu sehen sein. Kurator ist León Krempel.


Slapstick. Sammlung Goetz im Haus der Kunst
27. Juni 2014 - Anfang Januar 2015


Slapstick ist per Definition eine spezielle Form der Filmkomödie. Bezeichnend dafür ist eine körperbezogene Situationskomik, die meist ohne Worte auskommt. Sie verleitet den Zuschauer, über Dinge zu lachen, die aus einem anderen Blickwinkel oft das Gegenteil von lustig sind. Der Slapstick schafft eine moralfreie Situation, in der der Zuschauer aus einem Instinkt heraus handelt. Arbeiten wie "King" von Olaf Breuning oder auch "Hungry Hungry Hippoes" von Nathalie Djurberg zeigen deutlich, dass viele Begegnungen nur einigen Beteiligten lustig erscheinen. Diese Art des Humors, die auch im Alltag vorkommt, lebt zum großen Teil von Grausamkeit und Unterdrückung, die in diesen Arbeiten zum Vorschein kommt. Die Ausstellung "Slapstick" präsentiert Arbeiten von Francis Alys, Rodney Graham, Robin Rhode, Jochen Kuhn, Mike Kelley und anderen. Die Werkauswahl wird von Ingvild Goetz getroffen.


Georg Baselitz
19. September - 1. Februar 2015


Die Wiederaufnahme und kritische Reflexion des eigenen Werks ist seit jeher ein prägendes Merkmal der Arbeit von Georg Baselitz. Im vergangenen Jahrzehnt nimmt die Neu-Interpretation programmatischer Werke vor einem veränderten Zeithintergrund einen breiten Raum ein. So griff er in einem spannungsvollen Prozess Gemälde wie "Die großen Freunde" oder "Die große Nacht im Eimer" in der Remix-Serie wieder auf. Darin eignet er sich das Motiv in einem völlig veränderten formalen Zugriff an, der die signifikanten Merkmale der ursprünglichen Fassungen geradezu konterkariert. Der einstigen Wirkung eines kraftvollen Duktus der gesättigten opaken Farbmaterie steht die luzide Transparenz eines Farbdrippings gegenüber, der die Motive sozusagen verflüssigt und zeichnerisch auflöst. Diese Leichtigkeit der Herangehensweise wirkt wie eine Befreiung der Darstellung von Inhalt und Bedeutung, die das eigene Denken und Schaffen in eine zeitgenössische Tonart transponiert.


In diesem Sinne erscheinen die sogenannten "Schwarzen Bilder", die seit Ende 2012 entstanden sind, als eine folgerichtige Konsequenz, in der das Pendel der analytischen Durchdringung des eigenen Tuns in entgegengesetzte, abseitige Gefilde des eigenen Wesens ausschlägt.


Das Adler-Motiv in seiner symbolisch aufgeladenen Schwerkraft, das seit den frühen 1970er-Jahren im Werk von Georg Baselitz verankert ist, erscheint dabei wie kein anderes prädestiniert, diesem unheimlichen Zug nachzuspüren. "Für die Erfindung eines derart extremen Bildmodells wie jenem dieser 'Schwarzen Bilder' erschien dem Maler gerade das Adlermotiv in seiner dynamischen Flächenausbreitung formal zwingend. Jedes andere Sujet seines figürlichen Repertoires, welches uns mit der 'Remix'-Serie seit 2004 verjüngt und wie neu erfunden vor Augen trat, hätte allzu vordergründig das Ikonographisch-Erzählerische betont."(Michael Semff, Die dunkle Seite - Gedanken zu neuen Gemälden von Georg Baselitz).


Die von Ulrich Wilmes kuratierte Ausstellung im Haus der Kunst stellt diese neue Werkreihe zusammen mit den zeitparallel entstandenen Skulpturen in das Zentrum der Präsentation. Dabei wird rückschauend die formale und inhaltliche Erneuerung, der Baselitz das eigene Werk immer wieder unterzieht, anhand von verwandten und komplementären Beispielen von 1978 bis heute aufgezeigt.


DER ÖFFENTLICHKEIT - VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST
Anri Sala
17. Oktober 2014 - 20. September 2015


'Capsule'-Ausstellungen
Das Haus der Kunst gibt jungen internationalen Künstlern die Gelegenheit, sich durch eine kleinformatige Ausstellung einem internationalen Publikum vorzustellen. Für 2014 sind folgende Künstler eingeladen:

Tilo Schulz
24. Oktober 2014 - 11. Januar 2015

Tilo Schulz wird ein neues szenisches Stück schreiben und wendet sich damit dem bisher wenig beachteten literarischen Teil seines Werkes zu. Der Text wird von Schauspielern vertont und Bestandteil einer raumgreifenden Installation, welche die Architektur wesentlich modifiziert und den Besucher als Akteur aufnimmt.

Mohamed Bourouissa
24. Oktober - 11. Januar 2015

Der französisch-algerische Künstler Mohamed Bourouissa (geb. 1978) untersucht in seinen multi-medialen Arbeiten Strategien der Subjektivierung und der Repräsentation. Im Zentrum seiner Arbeit stehen Menschen, die sich sozial, kulturell und ökonomisch an den Rändern der Gesellschaft bewegen. In früheren Arbeiten wie "Périphérique" (2005-09) arbeitete er beispielsweise eng mit männlichen Protagonisten aus den Banlieues zusammen. Er inszenierte sie in Fotografien, die kompositorisch von den Gemälden Caravagios, Delacroixs oder Géricaults inspiriert sind.
Für seine Ausstellung im Haus der Kunst entwickelt er ausgehend von der vielteiligen Installation "All-in" (2013) eine Präsentation, in der konträre Wertesysteme aufeinander treffen. Im Zentrum der Arbeit "All-in" stand ein Video, das die Produktion einer Münze zeigt und unterlegt ist mit der Musik der Rap-Ikone Booba. Bourouissa bewirkt durch die Reibung unterschiedlicher Wertesysteme einen neuen Blick auf Personen mit gesellschaftlich 'prekärem' Status und zieht gängige Mechanismen von Stereotypisierung in Zweifel.


Louise Bourgeois
27. Februar 2015 - 26. Juli 2015


Im Laufe ihrer sieben Jahrzehnte umfassenden Laufbahn hat Louise Bourgeois (1911-2010) Ideen initiiert und entwickelt, die später Schlüsselpositionen in der zeitgenössischen Kunst einnahmen: unter anderem das Format der Installation, das Theatralische und Themen des Feminismus. Ihre unverwechselbaren skulpturalen Formen, die in komplexen ikonografischen und psychologischen Tableaus ausgearbeitet sind, sowie ihre herausragenden Zeichnungen sind unübertroffen.


Zu den innovativsten und anspruchsvollsten skulpturalen Arbeiten innerhalb ihres umfangreichen Œuvres gehören die "Cells" ["Zellen"], eine Serie von architektonischen Räumen und Situationen, die ihre Aufmerksamkeit fast zwanzig Jahre lang gefesselt hat. Die Zellen decken mehrere von Bourgeois' künstlerischen Anliegen gleichzeitig ab und wirken als hoch emotionale Mikrokosmen. Jede Zelle ist ein facettenreiches und dichtes Arrangement in einem Gehäuse, das als spannungsreiche Barriere zwischen Louise Bourgeois' Innenwelt und der Außenwelt des Ausstellungsraums steht. In sorgfältig inszenierten, fast theatralen Szenen erzeugen gefundene Gegenstände, Kleidungsstücke oder Stoffe, Mobiliar und markante Skulpturen von Bourgeois eine intensive Atmosphäre.


In Bourgeois' eigenen Worten: "Die Zellen repräsentieren verschiedene Arten von Schmerz: physischen, emotionalen, psychologischen, geistigen und intellektuellen Schmerz. Dabei ist jedoch die Frage: Wann wird eine Emotion physisch? Wann wird das Physische emotional? Es geht immer im Kreis ... Jede Zelle befasst sich mit dem Genuss des Voyeurs, mit dem Reiz des Sehens und Gesehenwerdens. Die Zellen ziehen sich entweder an oder stoßen einander ab. Es gibt diesen Drang, sich zu verbinden, zu verschmelzen oder zu zerfallen." (Louise Bourgeois, 1991)


Mit Unterstützung von Louise Bourgeois Studio and Foundation und in enger Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Freund und engagierten Assistenten Jerry Gorovoy wird das Haus der Kunst die größte Anzahl von "Zellen", die je zusammen gezeigt worden sind, in einer Ausstellung vereinen. Die von Julienne Lorz kuratierte Ausstellung kehrt damit zu einem Schlüsselaspekt von Bourgeois' Denken zurück, und analysiert die begrifflichen, architektonischen und psychologischen Akzente, die sie mit den Zellen gesetzt hat.

 


www.hausderkunst.de