Die Schirn war voll, als wir nun endlich kurz vor Toresschluß diese Ausstellung besuchten, die anläßlich der diesjährigen Buchmesse mit dem Gastland Island auch in den Frankfurter Museen isländischen Künstlern zu Auftritten verhalf. „Erró als einen isländischen Künstler vorstellen zu wollen, mag in gewisser Hinsicht paradox erscheinen.“, beginnt Schirndirektor Max Hollein sein Vorwort. Er hat recht, aber so wissen wir inzwischen, ein aus Island stammender bleibt ein Isländer, wo immer er dauerhaft wohnt, wie dieser mit seinem Kunstnamen Erró, was furchtbar nach dem spanischen "error" klingt!, es seit 1958 mit Paris hält. Erró ist also Pariser.

 

Über der Ausstellung, die ob ihrer Buntheit viele Besucher erfreut und mit dieser Buntheit auf den übergroßen Wandgemälden an den gerade verstorbenen, viel jüngeren New Yorker James Rizzi erinnert, über der Ausstellung liegt ein liebenswertes Déjà-Vu. Das liegt sicher daran, daß die überwiegende Anzahl der Werke aus den Zeiten der Pop Art, also den Sechziger und Siebziger Jahren stammen und daß den gemalten Bildern, die in Landschaften und Porträts unterschieden sind, jeweils gleiche Strukturen zugrundeliegen. Eigentlich sind auch die Landschaften Porträts, nämlich die von Fischen, Flugzeugen, Autos, oder Comichelden.

 

Man betritt die Längsseite – geradeaus geht es zu „Crepusculum“, der Ausstellung der isländischen Künstlerin Gabríela Fridiksdóttir, die von übermorgen handelt – und hat einen unwillkürlichen Aha-Effekt. Es sind die Augen, die auf die große und knallbunte Wand mit Zusammenkneifen reagieren. So bunt, so grell, wie Rizzi eben, nur viel früher als dieser. Aber das Bunte und die Pop Art sind die einzigen Vergleiche, denn Erró will etwas ganz anderes, als mit der Buntheit erfreuen. Er nutzt sie als Verkleidung des Schreckens, wenn auf der Wand „Sciencefictionscape“ von 1992 die die Zähne fletschenden Tiermonster oder die angstmachenden Maschinenmonster „RAARRGGH“ von sich geben.

 

 

Bis 8. Januar 2012, beachten Sie das Weihnachtsferienprogramm

 

Katalog: Erró, Porträt und Landschaft, HatjeCantz 2011. Mit einem Vorwort von Max Hollein. Ein schmucker Bursche war er, dieser 1932 auf Island geborene Gudmundur Gudmundsson, der sich später Erró nennt und in Paris hängen bleibt. Der nun fast Achtzigjährige ist auch noch gut drauf und stolz darauf, daß er der Zeit nicht hinterherhinkt, sondern mit seinen Monsters vorneweg und mit seinen ‚Scapes‘ überzeitlich bleibt, von Hieronymus Bosch bis der Prinzhorn-Sammlung oder denen aus Gugging. Der Katalog bringt nicht nur die Bilder, auch im Detail, sondern ebenfalls viele Texte, die den hierzulande unbekannten Künstler wie von selber erklären.

www.schirn.de

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/101-tausendundeine-nacht-auf-islaendisch-als-crepusculum-in-der-schirn