Für den Speyerer Dom, den größten erhaltenen romanischen Kirchenbau, hat man sich etwas ausgedacht, was auch noch der Nachwelt nützt: eine virtuelle Reise durch die Baugeschichte und Geschichte des Speyerer Doms. Wie aus dem Nichts dann Bauteile entstehen, verändert werden, man stilistische Besonderheiten erklärt bekommt und vor allem das Geistige beim Bauen mitverfolgen kann, ist beeindruckend. Hinzu kommen dann in einer eigenen Ausstellungsabteilung auch noch die „Klöster“, denen durch Cluny eine andere Funktion im kirchlichen und weltlichen Leben zukam, was man im benachbarten Hirsau stilistisch und inhaltlich befolgte.

 

Ein wiederum nächster Ausstellungsteil dient der „Stadt“. Da geht es nicht nur um Speyer, sondern um die Stadtentwicklung in der Salierzeit, auch das gut dokumentierte Köln im Mittelalter ist zugegen wie auch Basel und wichtig ist, daß die Juden im salischen Speyer nicht ausgespart sind. Aber die Stadtluft, die frei macht, braucht auch ihr Gegenüber: Burgen und Land. Burgen sind in Deutschland schon so etwas wie ein mystisches Thema. Die großen Burgenausstellungen von Nürnberg und Berlin liegen gerade hinter uns. Auch hier, wo es allein um die salierzeitlichen Burgen geht, entwickeln sie als Machtträger für oder gegen den Kaiser eminente Bedeutung.

 

Die Ausstellung endet mit einem „Ausblick“, der deutlich macht, inwieweit die Salierzeit für dies Geschlecht ein tragisches Ende nahm – daß Heinrich V. keine Kinder bekam, war für die Gläubigen die Strafe dafür, daß er den Papst gefangennahm und daß sein Todfeind Lothar III. aus dem Geschlecht der Sachsen neuer Kaiser wurde, auch und dies wiederholte zudem die Geschichte, als 1024 der letzte Ottone Heinrich II. ebenfalls kinderlos starb und mit Konrad II. die Salierzeit begonnen hatte. Das Werden und Vergehen von Geschichte, Geschichten und ihren handelnden Personen wird hier uns Nachgeborenen umfassend und vielseitig nahegebracht.

 

 

Bis 30. Oktober 2011

 

Je ein Katalog- und Essayband: Die Salier. Macht im Wandel, hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer, Edition Minerva 2011. Das ist einfach so bei den großen Superausstellungen, daß das Gewicht des Katalogs in Kilogramm das wiedergeben soll, was an Gewichtigkeit in der Ausstellung steckt. Schlecht ist das nicht, denn so wird das über Jahre erforschte und angesammelte Wissen über die Ausstellung hinaus aufbewahrt und Ansatzpunkt für ein nächstes Mal, für eine nächste Ausstellung über die Salier. Wie sehr sich es lohnt, mit diesem deutschen Herrschergeschlecht sich zu beschäftigen, zeigt eben der Katalog, der – wie es gute Ausstellungsmacher heute hinbekommen – beiderlei zufriedenstellen kann: den Fachmann, der sich weiterbildet, aber auch den Laien, der die Ausstellungsexponate hier im geschichtlichen Zusammenhang noch einmal erfährt.

 

Katalog: Des Kaisers letzte Kleider. Neue Forschungen zu den organischen Funden aus den Herrschergräbern im Dom zu Speyer, hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer, Edition Minerva 2011.Eine kulturgeschichtliche Glanzleistung sind Ausstellung und Katalog, die uns vertraut machen, wie man mit heutigen Methoden die textilen Techniken des Mittelalters erforschen kann, daraus die Kleidung des 11. bis 13. Jahrhunderts rekonstruiert, dann etwas zu den Textilien als Herrschaftsinstrument sagen kann, ihre Auffindung und Restaurierung sowie alle Ausstellungsgegenstände in Bild mit ausführlichen Erklärungen bietet.

 

Beachten Sie das umfangreiche Begleitprogramm

www.museum.speyer.de

www.salierjahr2011.de

 

Claudia Schulmerich